Schwelm. Generationen von Sportlern trainierten in der Schwelmer Turnhalle. Das hat die Stadt mit der frei werdenden Fläche künftig vor.
Die einen haben an den Turnringen geschaukelt oder Hallenfußball gespielt, die anderen Karnevalsfeste gefeiert. Gemeint ist die Turnhalle an der Schillerstraße. 1894 wurde das Bauwerk fertiggestellt. Seither haben Generationen von Schwelmerinnen und Schwelmern dort trainiert. Seit Oktober 2011 ist das Bauwerk geschlossen. In den kommenden Wochen wird die historische Turnhalle in Schwelm nun abgerissen.
Zuletzt war der Sanierungsstau der Halle laut Stadtverwaltung so enorm, dass ein wirtschaftlicher Betrieb des Gebäudes nicht mehr möglich gewesen sei. Für eine weitere Nutzung hätte nach Darstellung der Verwaltung 2011 noch die Gasversorgung repariert und die Abwasserentsorgung erneuert werden müssen. „Immer wieder klagten Nutzer der Halle über einen üblen Geruch, dessen Ursache sich nicht feststellen ließ. Zudem wären weitere Investitionen in die WC-Anlage nötig geworden“, erklärt die Stadt Schwelm. Hinzu kamen statische Probleme mit dem Hallendach bei Schneelast. So musste die Stadt die Halle 2010 bei sehr viel Schnee aus Sicherheitsgründen schließen.
Zehn Vereine von Schließung betroffen
Mitte des vergangenen Jahres befasste sich die Stadtverwaltung konkreter mit der Abrissplanung. Warum die Halle erst 14 Jahre nach ihrer Schließung abgerissen wird, erklärt die Stadt so: 2011 sei noch nicht entschieden worden, wie es mit dem Grundstück weitergehen könnte. „Zeitgleich wurde mit der Landesregierung an einem Gutachten gearbeitet, das die Wirtschaftlichkeit der bestehenden Verwaltungsgebäude untersuchen und in Relation zu einem möglichen Rathausneubau setzen sollte“, führt die Verwaltung weiter aus. Es sei geprüft worden, ob die Gebäude im Ist-Zustand verbleiben könnten oder saniert werden müssten oder ob sich gegebenenfalls ein zentraler Neubau finanziell rechnen würde. „Als Standort für einen möglichen Neubau hätte auch der Standort Moltkestraße/Schillerstraße in Betracht gezogen werden können.“
2011 waren etwa zehn Sportvereine von der Schließung betroffen. „Die Stadt hat sich damals in Gesprächen mit den Vereinen um eine neue Heimat zur Ausübung des Sports bemüht“, so die Verwaltung. Die Turnhalle wurde bis dahin unentgeltlich genutzt, die Einführung einer Hallennutzungsgebühr erfolgte erst später. Unter anderem die Kampfsportgemeinschaft Ennepe-Ruhr, die Betriebssportgruppe der Sparkasse und im Winter der Märkische Reit- und Fahrverein nutzten die Halle damals.
Halle wird Stück für Stück abgebrochen
Nachdem die Turnhalle Schillerstraße leergeräumt worden ist, hat nun die Entkernung des Gebäudes begonnen. Dabei werden beispielsweise die Böden und Rohrleitungen herausgetrennt. Danach wird die Halle Stück für Stück abgebrochen. Die gesamte Maßnahme wird voraussichtlich Ende Februar 2025 beendet sein, wie Thomas Striebeck, Leiter des Technischen Immobilienmanagements, und Hochbau-Ingenieurin Sabine Roth erläutern.
Umbau der Turnhalle in 1963
Die Turnhalle Schillerstraße wurde 1894 in der damals üblichen Größe von 12 mal 21 Metern erbaut, wie die Stadt Schwelm mitteilt.
Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde sie als Hilfslazarett genutzt, nach dem Zweiten Weltkrieg diente sie lange als Notunterkunft für Flüchtlinge.
1963 wurde sie erneuert, da die hygienischen Verhältnisse schon lange ungenügend waren. So mussten Halle und Nebenräume von Grund auf erneuert und teilweise vergrößert werden. Allerdings reichte der Platz nicht aus, um zwei Dusch- und Umkleideräume anzuordnen. Darüber hinaus wurden die Fenster durch Glasbausteinwände ersetzt und der Geräteraum vergrößert. Außerdem wurden für mehr Licht auf der Südseite Fenster in die Wand gebrochen. Der alte Eingang an der Schillerstraße musste weichen, dafür entstand ein neuer auf der Parkseite. Der Vorplatz erhielt damals zudem eine Teerdecke.
Für die Baumaßnahmen wurden die Behindertenparkplätze auf die gegenüberliegende Straßenseite verlegt. Im weiteren Verlauf soll die Baustelleneinrichtung vorwiegend auf dem Grundstück der Turnhalle und auf einem kleinen Teil der oberen Parkplätze vor dem Verwaltungsgebäude Moltkestraße 26 untergebracht werden. Das schränkt die Parkmöglichkeiten für Mitarbeitende und Besucher vorübergehend etwas ein. Für den Abbruch wird die Stadt zwei Bäume unmittelbar am Gebäude fällen müssen.
Verwaltung hat Ideen für Weiternutzung
Wie die Verwaltung mitteilt, hat die Abbruch- und Entsorgungsfirma Bremer Sand-Handelsgesellschaft mbH geeignete Maßnahmen vorgesehen, um die Belastung durch Lärm und Staub gering zu halten. Die Stadt bittet die Bürgerinnen und Bürger trotzdem um Verständnis.
Die Kosten für den Abriss belaufen sich auf circa 170.000 Euro. Bei der Stadtverwaltung gibt es bereits Ideen, wie die frei werdende Fläche künftig genutzt werden soll: „Zunächst soll die Fläche als Parkraum genutzt werden. Die Stadt rechnet mit circa 20 Parkplätzen, die von städtischen Mitarbeitenden, die bald zentral im neuen Rathaus arbeiten werden, kostenpflichtig angemietet werden können.“ Nach Dienstschluss soll die Fläche der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Zu einem späteren Zeitpunkt könnte das Areal veräußert werden.
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