Schwelm. Ende des Monats schließt Daniela Weithe ihren Weinhandel „Riesling und Komplizen“ und tritt als Vorsitzende der Werbegemeinschaft zurück.

Der Sonnenwein war immer ein Selbstläufer – gemeint ist der Weißwein „Terrasses de la mer“ aus Frankreich. „Eine fruchtige Colombard-Rebsorte, ein bisschen wie ein Sauvignon“, erklärt Daniela Weithe, Inhaberin des Schwelmer Weingeschäfts „Riesling und Komplizen“. Diesen Wein möchte sie ihren Kunden auch künftig weiterhin anbieten. Allerdings dann nicht mehr aus ihrem Geschäft heraus. Denn Ende dieses Monats schließt die 53-Jährige ihren Weinhandel. An den kommenden zwei Wochenenden läuft der Abverkauf der Weine und des Mobiliars.

So richtig realisiert habe sie die Schließung ihres Geschäfts noch nicht, gibt Daniela Weithe zu. 2006 eröffnete sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten Sven Ponge das Geschäft. Zunächst an der Hauptstraße in Schwelm, später zog „Riesling und Komplizen“ an die Gerichtsstraße um. „Zu Beginn waren wir beide Vollzeit im Geschäft tätig“, erzählt Weithe. Später hatte Sven Ponge seinen Sommelier in der Tasche, arbeitet heute bei einem Weinimporteur und nur noch teilweise im Geschäft.

Mehrfachbelastung wird zu viel

Auch Daniela Weithe hat nicht nur einen Hut auf: Seit Anfang des Jahres ist sie Geschäftsführerin des Stadtmarketings Schwelm, nebenamtlich im Vorstand der Schwelmer und Soziale tätig und seit 2007 Vorsitzende der Werbegemeinschaft Schwelm. Diese Mehrfachbelastung wird ihr nun auf Dauer zu viel, weshalb sie sich zum einen dazu entschloss, ihr Geschäft zu schließen.

Das ist nicht alles: Mitte des Monats gibt Weithe auch den Vorsitz der Werbegemeinschaft ab. „Dieser Vorsitz und die Geschäftsführung des Stadtmarketings – das passt nicht zusammen“, spricht Daniela Weithe auch einen gewissen Interessenskonflikt an. „Hier braucht es jemanden, der aus dem Einzelhandel kommt, denn es ist ja eine Interessensvertretung des Handels.“

Doch braucht es eigentlich neben dem Stadtmarketing weiterhin eine Werbegemeinschaft, die in vielen Punkten das gleiche Ziel verfolgt? Aus Sicht von Daniela Weithe auf jeden Fall. „Es lohnt sich, beides weiterzumachen. Die Werbegemeinschaft vertritt gegenüber der Verwaltung und der Politik die Interessen der Einzelhändler. Das kann das Stadtmarketing nicht, denn da gibt es eine gewisse Abhängigkeit gegenüber der Stadt und der Politik“, erklärt sie.

Werbegemeinschaft habe noch viel Potenzial

Die Einzelhändler hätten zudem einen anderen Blickwinkel als das Stadtmarketing, das die ganze Stadt im Blick habe. „Wir haben noch viel Potenzial und müssen weitermachen“, findet Weithe. Nur künftig eben nicht mehr unter ihrer Führung. Für ihre Nachfolge seien schon Namen im Gespräch. „Ich habe das immer gerne gemacht“, lautet ihr Fazit.

Das gilt auch für ihren Weinhandel. „Das ist unser Baby gewesen.“ Trotzdem machen es die neuen beruflichen Umstände erforderlich, das Geschäft aufzugeben. Das finden auch viele Kunden schade – trotzdem müssen sie auch künftig nicht auf einen guten Tropfen verzichten. „Das Gewerbe läuft weiter und die Kunden können über uns weiterhin ihre Lieblingsweine bestellen. Wir liefern dann persönlich aus.“

Nach 19 Jahren ist Schluss: Daniela Weithe schließt Ende des Monats ihr Weingeschäft
Nach 19 Jahren ist Schluss: Daniela Weithe schließt Ende des Monats ihr Weingeschäft „Riesling und Komplizen“ in Schwelm. © Alisa Schumann | Alisa Schumann

Auch vom Mobiliar des Geschäfts trennen sich Daniela Weithe und Sven Ponge nun. Zwei Weinfässer haben schon einen neuen Besitzer gefunden. „Das war schon komisch, die beim Spazierengehen nun bei ihm vor dem Haus zu sehen“, sagt Weithe. Von zwei Dingen möchte sie sich aber auf keinen Fall trennen. „Der Weichholzschrank, der schon damals antik war, den möchte ich behalten.“ Noch wisse sie zwar nicht, wo er in der Wohnung aufgestellt werden soll, aber das werde sich finden.

Und die 19 Jahre alte Flasche Lillet wird behalten. Irgendwie wurde sie anfangs nie verkauft, schließlich sei das Etikett irgendwann so angegriffen gewesen, dass Weithe sie aus dem Verkauf nahm. Behalten wurde sie trotzdem, sozusagen als Talisman. Bei den Erinnerungen kommen Daniela Weithe die Tränen.

Nein, leicht fällt ihr die Entscheidung nicht. Auch der Kontakt zu ihren Kunden werde fehlen. „Man hat ja nicht nur einfach verkauft, sondern auch persönliche Beziehungen aufgebaut. Wir haben in den Jahren gute Gespräche geführt, die über den eigentlichen Verkauf hinausgehen.“ Ihr Sortiment hätten sie stets so angepasst, dass es dem Schwelmer schmeckt. „Ladenhüter hatten wir nie.“

Geschäft lohnte sich

Lohne es sich denn, so ein Weingeschäft in einer eher kleinen Stadt? „Ja, sonst hätten wir es nicht so lange gemacht.“ Doch wenn sie heute noch einmal gründen würde, dann würde sie den Verkauf mit einer kleinen Weinbar kombinieren, überlegt Weithe: „Es ist schöner, wenn man den Wein, den man verkauft, auch einschenken kann. Aber Gastronomie möchte ich nicht mehr machen. Man wird ja auch nicht jünger.“ Und ein bisschen mehr Freizeit sei auch nicht schlecht.

Der Abverkauf bei „Riesling und Komplizen“ findet an folgenden Tagen statt: 10. und 17. Januar von 15 bis 19 Uhr sowie am 11. und 18. Januar von 10 bis 14 Uhr. Weinbestellungen nimmt Daniela Weithe unter der E-Mail info@rieslingundkomplizen.de entgegen.

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