Ennepetal/Hagen/Gevelsberg/Schwelm. Dirk Kalthaus, Vorsitzender der EN-Landwirte, blickt auf ein turbulentes Jahr für die Bauern im Kreis zurück.
„Herausfordernd und bewegt war das Jahr 2024 für uns Bauern und Bäuerinnen im Kreis Ennepe-Ruhr und Hagen“, blickt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen, Dirk Kalthaus, in seinem Jahresrückblick zurück.
Besonders im politischen Bereich sei das Jahr ereignisreich gewesen. So begann es direkt Anfang Januar mit Bauernprotesten. Landwirte, Lohnunternehmer sowie Spediteure waren unterwegs und forderten mehr Planungssicherheit und Verlässlichkeit seitens der Politik. Auslöser für die Proteste war das Vorhaben der Bundesregierung, die Agrardieselkonditionen zu streichen und landwirtschaftliche Zugmaschinen zu besteuern. Am 8. Januar hätten die Bauern im Ennepe-Ruhr-Kreis und Hagen ein kraftvolles und solidarisches Zeichen gesetzt: Mehr als 450 Traktoren und zudem zahlreiche Teilnehmer fuhren in Sternfahrten zum Kreishaus in Schwelm und in die Hagener Innenstadt. Es folgten Fahrten nach Berlin und viele Gespräche mit Politikern.
Nach dem politischen Anfang habe das Jahr für die Landwirtschaft ebenfalls politisch geendet. Neben dem Ampel-Aus ist es besonders das Mercosur-Freihandelsabkommen, das heimische Bauern trifft. „So haben wir uns in einem offenen Brief an unsere EU-Abgeordneten mit der dringenden Bitte gewandt, den agrarpolitischen Teil nachzuverhandeln“, sagt Kalthaus.
Bauernfamilien geben auf
„Der Strukturwandel ging auch im Ennepe-Ruhr-Kreis und Hagen in 2024 ungebremst weiter“, führt Kalthaus weiter aus. Die fehlende Planbarkeit, unsichere Zukunftsaussichten und vielfach nicht stemmbare Auflagen würden dazu führen, dass es in nahezu jedem Dorf einen oder mehrere Höfe gibt, die in den vergangenen Jahren aufgegeben hätten. Für die, die weitermachen wollten, sei der Schritt in die Zukunft häufig mit hohem finanziellem Risiko und bürokratischen Hürden verbunden.
Nässe im ersten Jahresdrittel, wechselhaft im Sommer
Nach dem extrem nassen Winterhalbjahr 2023/24 und einem ebenfalls feuchten Frühjahr seien die Landwirte unter schwierigen Bedingungen in das Erntejahr 2024 gestartet. Die Staunässe hatte vielerorts die jungen Getreidebestände geschädigt und zu erheblichen Ertragsverlusten geführt. Wechselhaft habe sich dann der Sommer 2024 gezeigt. Das habe Vor- und Nachteile gehabt. „Die Getreideernte wurde zwar immer wieder durch Regenphasen unterbrochen, aber die die trockenen Zeitfenster waren ausreichend lang, damit das Getreide abtrocknen und geerntet werden konnte“, so der Landwirt. Auch für die Silograsernte seien die Zeitfenster lang genug gewesen; die Heuernte, die längere trockene Zeitabschnitte brauche, habe sich in diesem Jahr hingegen problematisch gezeigt.
Die Früchte des Herbstes seien gut gewachsen, so der Landwirt und erläutert: „Die Kartoffelernte war gut, allerdings machte im Frühjahr vielfach die feuchte Witterung zu schaffen. Beim Mais waren die Erträge in diesem Jahr durchschnittlich bis gut.“
Blauzungenkrankheit
„Rinder- und Schafhalter werden sich lange an das Jahr 2024 als das Blauzungenjahr erinnern“, so Kalthaus. In diesem Frühjahr und Sommer sei ein neuer Serotyp dieser Viruserkrankung aufgetaucht, die durch Mücken übertragen werde. Für Menschen sei das Virus ungefährlich, würde aber Schafen, Ziegen und Rindern sehr zu schaffen machen. „Der Gang morgens früh in den Stall oder auf die Weide und die bange Erwartung, ob Tiere erkrankt sind, war für uns Bauernfamilien in diesem Jahr enorm belastend“, sagt er.
Ausblick 2025
„Witterungsmäßig erleben wir im Ennepe-Ruhr Kreis und Hagen den Jahreswechsel deutlich entspannter als im letzten Jahr“, sagt Kalthaus. Die Saat habe im Herbst gut in den Boden gebracht werden können und die Pflanzen sähen in den meisten Fällen zufriedenstellend aus.
Politisch sei eine Prognose allerdings sehr schwierig. „Fakt ist jedoch, dass eine sichere heimische Nahrungsmittelversorgung die Basis für eine stabile Demokratie und für stabile gesellschaftliche Verhältnisse ist“, so Kalthaus. Das beteuere auch die Politik immer wieder, nur müsse sie auch endlich die Rahmenbedingungen schaffen, um der heimischen Landwirtschaft Zukunftsperspektiven zu geben, so der Landwirtevorsitzende.
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