Gevelsberg. Schülerzahlen und OGS-Betreuung: Gevelsberg plant Ausbau an zwei Grundschulen. Die Realschule könnte sogar sechszügig werden.

Von nicht weniger als einem Geburtenboom in Nordrhein-Westfalen sprach Ulrike Lexis vom Beratungsunternehmen Dr. Garbe, Lexis & von Berlepsch jüngst in Gevelsberg. Im Ausschuss für Schulen, Kultur, Sport und Freizeit präsentierte sie Zahlen für die Jahre 2016 bis 2021. Quintessenz: Gevelsberg muss sich wie viele andere Städte auch wieder mit steigenden Schülerzahlen in den kommenden Jahren auseinandersetzen. Bis zum Jahr 2027 sollen mehr als 1400 Schülerinnen und Schüler gleichzeitig die Gevelsberger Grundschulen besuchen.

Die Kinder und Jugendlichen verteilen sich aber nicht auf alle Schulen gleich. Zur Erinnerung: Das Land NRW hat vor Jahren die Schulbezirke abgeschafft. Seitdem können Eltern die Grundschule frei wählen, auch wenn diese die Anmeldungen nach bestimmten Kriterien - beispielsweise der Wohnortnähe - auswählen können.

Die Prognosen gehen vor allem an der Grundschule Pestalozzi von einem größeren Zulauf aus, während die Grundschulen Schnellmark und Vogelsang - zum Teil knapp - zweizügig bleiben. Gleichzeitig zwingt der kommende Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2026 die Stadt an den Grundschulen Strückerberg und Silschede zum Handeln. Bei den weiterführenden Schulen fällt vor allem die Realschule Alte Geer wieder ins Auge: Der Entwurf für den neuen Schulentwicklungsplan sieht hier eine Fünfzügigkeit, zum Teil sogar Jahrgänge mit sechs Klassen vor.

Ungünstige Prognose an Schnellmark

„Bei den Grundschulen Vogelsang und Schnellmark wird es in Zukunft zu keinen gravierenden Veränderungen kommen“, erklärt die Stadt Gevelsberg. „Die Schulen werden nach der vorliegenden Prognose weiterhin ein- bis zweizügig geführt.“ Für die Grundschule Am Strückerberg geht die Stadt von einer durchschnittlichen Dreizügigkeit aus. „Dies entspricht der festgelegten Zügigkeit für diese Schule“, heißt es dazu. Um an der Schule aber auch in Zukunft den Bedarf an der Offenen Ganztagsbetreuung (OGS) decken zu können, prüft die Stadt derzeit unter anderem eine Aufstockung des Schulgebäudes. Eine ähnliche Situation hat die Grundschule Silschede. Laut Zahlen bleibt die Grundschule Silschede in der durchgehenden Zweizügigkeit. Die Schülerzahlen werden sich demnach auf dem Niveau der vergangenen Jahre bewegen. Mit Blick auf die OGS plant die Stadt hier den Ausbau des Dachbodens, um vier Gruppenräume mit Nebenräumen auf insgesamt etwa 400 Quadratmetern zu schaffen (ausführliche Berichterstattung folgt).

Die Grundschule Strückerberg braucht für die OGS-Betreuung dringend mehr Platz. Die Stadt prüft derzeit Lösungen - auch bauliche.
Die Grundschule Strückerberg braucht für die OGS-Betreuung dringend mehr Platz. Die Stadt prüft derzeit Lösungen - auch bauliche. © Stefan Scherer / WP | Stefan Scherer

An der Grundschule Pestalozzi soll es gemäß Prognose neben einer grundsätzlichen Dreizügigkeit auch einzelne Jahre geben, in denen die Schule vierzügig geführt werden muss. Beraterin Lexis empfiehlt hier sogar die Anhebung auf eine reguläre Vierzügigkeit. Gründe sind laut Stadt unter anderem die neu entstandenen und die geplanten Wohnbaugebiete im Bereich der Grundschule Pestalozzi. Durch die Auslagerung des offenen Ganztages und der Betreuungsmaßnahme „Schule von acht bis eins“ in ein eigenständige Gebäude an der Teichstraße verfügt die Schule aber bereits über ausreichende Räumlichkeiten für eine komplette Vierzügigkeit.

Realschule vor großen Veränderungen

Die Hauptschule wird nach dem vorliegenden Schulentwicklungsplan jährlich mindestens eine Eingangsklasse im Jahrgang 5 bilden. Wegen Wechslern aus anderen Schulformen erhöhe sich die Zügigkeit in den Jahrgängen 6 bis 9 auf bis zu drei beziehungsweise vier Klassen, erklärt die Stadt Gevelsberg. Der nötige Platz dafür steht in der Hauptschule zur Verfügung. Nach einer Raumanalyse hätte die Hauptschule sogar noch mehr Platz als nötig.

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„Im Gegensatz zur Hauptschule ist die Situation an der Realschule herausfordernd“, so die Stadtverwaltung weiter. Während die Schule im Schuljahr 2013/2014 von insgesamt 444 Schülerinnen und Schülern besucht worden sei, seien es zehn Jahre später (Schuljahr 2023/2024) insgesamt 640 Schülerinnen und Schüler - das sei eine Steigerung um etwa 200 Kinder und ein Plus von etwa 44 Prozent. Nach den Ausführungen des Büros Dr. Garbe, Lexis & von Berlepsch soll sich dieser Trend fortführen.

Das Problem: Für eine fünfzügige Realschule fehlen aktuell die Räume. Schon die Vierzügigkeit wird durch Unterrichtscontainer im Bereich des ehemaligen Bolzplatzes abgedeckt. Die Stadt plant Millioneninvestitionen in einen künftigen Umbau der Realschule (auch hierzu folgt eine ausführliche Berichterstattung). Durch die Rückkehr von G8 auf G9 und einem daraus resultierenden zusätzlichen Jahrgang erhöhen sich laut Stadt auch die künftigen Schülerzahlen des Gymnasiums. Notwendige Unterrichtsräume seien bereits innerhalb des Gebäudes geschaffen worden.

Herausforderung Rechtsanspruch

Mit Blick auf die OGS-Betreuung sprach Gevelsberg Bürgermeister Claus Jacobi mit Blick auf den Rechtsanspruch von einem „sehr herausfordernden Thema“. Der Rechtsanspruch sei die richtige Idee gewesen. „Aber bei den Finanzen werden die Kommunen allein gelassen“, schoss Jacobi gegen Bund und Land.

„In der Tat ist es so, dass es eine kommunalpolitische Aufgabe ist, die räumlichen Kapazitäten zu schaffen“, ergänzte SPD-Fraktionschefin Christina Bösken zum Thema OGS. „Schön wäre es gewesen, wenn wir den inhaltlichen Teil direkt hätten mitdenken dürfen.“ CDU-Fraktionschef Hans-Günther Adrian erklärte: „Wir werden in Zukunft viel Geld ausgeben müssen, aber ich denke, dass ist gut angelegtes Geld.“ Gevelsberg sei in dieser Hinsicht sicher weiter als viele umliegende Städte.

Eingangsklassen für Grundschulen 2025/2026

Der Ausschuss für Schulen, Kultur, Sport und Freizeit hat in seiner jüngsten Sitzung die Eingangsklassen der Gevelsberger Grundschulen für das Schuljahr2025/2026 festgelegt. Demnach bilden die Schulen folgende Eingangsklassen basierend auf den Anmeldezahlen aus dem November: Grundschule Vogelsang zwei Eingangsklassen, Grundschule Schnellmark zwei Eingangsklassen, Grundschule Am Strückerberg drei Eingangsklassen, Grundschule Pestalozzi vier Eingangsklassen und Grundschule Silschede zwei Eingangsklassen.

Im September 2024 fanden die Anmeldetermine an den Grundschulen der Stadt Gevelsberg statt. Es wurden 314 Familien angeschrieben, deren Kinder zum Schuljahr 2025/2026 schulpflichtig werden. Nach Auskunft der Georg-Müller-Schule in Gevelsberg (private evangelische Grundschule) sind dort für das Schuljahr 2025/2026 insgesamt 16 Kinder aus Gevelsberg für die Jahrgangsstufe 1 angemeldet, wie die Stadt erklärt.

Beraterin Ulrike Lexis sprach von einer OGS-Zielquote in Höhe von 75 Prozent, also dass 75 Prozent der Grundschülerinnen und - Schüler eine Betreuung im offenen Ganztag bekommen. Dafür brauche Gevelsberg eine Strategie und müsse beispielsweise die Grundlage für ein angemessenes Personalgerüst für die OGS schaffen. Gleichzeitig müsse die Stadt sich fragen, ob Wartelisten gegebenenfalls akzeptabel sind oder auch, ob OGS-Klassen ein geeignetes Modell sein könnten? „Ob eine Zielquote von 75 Prozent realistisch ist, wird sich zeigen“, merkte Gerd Vollmerhaus, SPD-Mitglied und Vorsitzender im Ausschuss für Schulen, Kultur, Sport und Freizeit, abschließend an. So oder so: Gevelsberg steht in den kommenden Jahren vor einigen Investitionen.