Ennepe-Ruhr-Kreis. Der Ennepe-Ruhr-Kreis muss sich künftig auf einen neuen Landrat oder eine Landrätin einstellen. Wer tritt in Olaf Schades Fußstapfen?

Die Nachricht war öffentlich noch gar nicht lange bekannt, da gab es schon die ersten Reaktionen auf den angekündigten Rückzug von EN-Landrat Olaf Schade (SPD). Der gab – nach einem gesundheitlichen Ausfall – am Wochenende bekannt, 2025 nicht mehr für das Amt kandidieren zu wollen. Das bedeutet: Der Ennepe-Ruhr-Kreis muss sich bei den Kommunalwahlen im September für einen neuen Landrat oder eine Landrätin entscheiden. Einen ersten Nachfolgekandidaten gibt es schon: Der FDP-Kreisverband schickt Rechtsanwalt und Notar Ronald Mayer aus Sprockhövel ins Rennen. So weit sind, Stand jetzt, längst nicht alle Parteien.

Zuerst reagierte wenig überraschend Schades eigener Kreisverband, der SPD-Unterbezirk Ennepe-Ruhr, auf die Entscheidung des Landrats. „Wir danken Olaf Schade für seinen unermüdlichen Einsatz und seine starke Führung in den vergangenen Jahren“, erklärten die beiden Vorsitzenden der SPD im Ennepe-Ruhr-Kreis, Ina Blumenthal und Nils Roschin. In seiner Amtszeit habe Landrat Schade seit 2015 den Ennepe-Ruhr-Kreis durch eine Vielzahl von Krisen wie die Corona-Pandemie, das Rekordhochwasser und die Energiekrise geführt und wichtige Infrastrukturprojekte vorangetrieben. „Olaf Schade steht in einer langen Tradition starker und kompetenter sozialdemokratischer Landräte, die den Ennepe-Ruhr-Kreis stets im Sinne seiner Bürgerinnen und Bürger geleitet haben. Diese Tradition werden wir fortsetzen,“ betonen die Vorsitzenden.

Mit Blick auf die bevorstehende Neuwahl der Landratsposition kündigt die SPD Ennepe-Ruhr an, zeitnah eine personelle Entscheidung zu treffen. „Unsere Partei wird auch künftig Verantwortung übernehmen und den Bürgerinnen und Bürgern das Angebot machen, mit einer engagierten Persönlichkeit für den Zusammenhalt und die Entwicklung des Kreises zu arbeiten“, so Blumenthal und Roschin abschließend. Auf Nachfrage der Redaktion erklärte Roschin am Montag, dass der geschäftsführende Vorstand des Kreisverbands aktuell in Gesprächen über eine Personalie für die Schade-Nachfolge sei. Er geht davon aus, dass sich die Sozialdemokraten Anfang Dezember dazu äußern. Das Gerücht, dass die SPD EN den jetzigen Kreisdirektor Sebastian Arlt ins Rennen schicken möchte, bestätigte er nicht. „Wir haben genügend eigenes Personal“, sagte Nils Roschin.

FDP setzt auf Verbindung zu den Menschen

Die Mitglieder der Freien Demokraten im Ennepe-Ruhr-Kreis haben - völlig unabhängig von Schades Entscheidung - einstimmig Ronald Mayer als Landratskandidaten für die anstehende Kommunalwahl nominiert. Dieser bringe langjährige politische Erfahrung und berufliche Kompetenz mit und stehe für die Werte der FDP – Freiheit und Eigenverantwortung, so der FDP-Kreisverband. In seiner Vorstellung habe Mayer betont, dass er mit seiner Kandidatur dem Kreis eine klare Alternative zur derzeitigen politischen Lage bieten möchte.

Landrat Olaf Schade nach seinem Amtsantritt im Jahr 2015 (Archivaufnahme). Der 56-Jährige möchte nach zehn Jahren im Amt nicht mehr als Landrat kandidieren.
Landrat Olaf Schade nach seinem Amtsantritt im Jahr 2015 (Archivaufnahme). Der 56-Jährige möchte nach zehn Jahren im Amt nicht mehr als Landrat kandidieren. © WP

„Die kommenden Wahlen sind für uns Freie Demokraten eine Möglichkeit, die Interessen der Bürgerinnen und Bürger zu vertreten und sie in den Mittelpunkt der Entscheidungen zu stellen“, so Mayer. „Freiheit ist nicht verhandelbar. Gerade jetzt braucht es politische Repräsentanten, die den Menschen vertrauen und sich für ihre Sorgen einsetzen.“

„Mit Ronald Mayer haben wir einen Kandidaten, der nicht nur die Partei überzeugt, sondern auch eine starke Verbindung zu den Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis hat“, erklärte Michael Schwunk, Vorsitzender der FDP im Ennepe-Ruhr-Kreis, zur Nominierung Mayers. „Sein vielfältiges Engagement und seine Erfahrung werden dazu beitragen, dass wir eine zukunftsorientierte Politik im Kreis etablieren können.“

Grüne betonen engagierte Zusammenarbeit

Ulrich Oberste-Padtberg, Vorsitzender der Kreis-CDU und der CDU-Kreistagsfraktion, erklärte auf Nachfrage der Redaktion am Montag, dass die CDU als stärkste Oppositionspartei im Kreistag jemanden für die Landratswahl 2025 nominieren werde. Eine Vorgehensweise sei bereits beschlossen. Demnach möchte sich der Kreisverband im März für die Wahl aufstellen.

Mit Blick auf eine Personalie für das Landratsamt erklärte Oberste-Padtberg: „Es gibt Überlegungen, Gedankenspiele und Vorschläge.“ Konkretes nannte er noch nicht. Die Ankündigung Olaf Schades, bei der nächsten Wahl nicht mehr antreten zu wollen, habe ihn nach dessen Ausfall nicht überrascht. „Er hat mich persönlich darüber informiert“, so der Christdemokrat, der von einem normalen Vorgehen spricht. Gleichwohl sei die CDU vor dem Ausfall davon ausgegangen, dass Olaf Schade noch einmal antritt.

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Auch der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen im Ennepe-Ruhr-Kreis meldete sich am Montag. Mit großem Bedauern habe der Verband die persönliche Entscheidung Olaf Schades zur Kenntnis nehmen müssen. „Wir respektieren seine Entscheidung“, so Karen Haltaufderheide-Uebelgünn, Fraktionsvorsitzende der grünen Kreistagsfraktion, „und bedanken uns ausdrücklich für die langjährige gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.“ Dank seines Einsatzes habe man gemeinsam vieles auf den Weg gebracht und auch die Herausforderungen der letzten Legislaturperiode meistern können. „Bis zur Kommunalwahl im Herbst 2025 freuen wir uns auf die weitere engagierte Zusammenarbeit“, so Haltaufderheide-Uebelgünn.

Auch Kirsten Deggim, Vorsitzende des Grünen-Kreisverbands, bedauert die Entscheidung Schades. „Mein Dank gilt seinem Einsatz im Sinne der rot-grünen Zusammenarbeit. Wir wünschen ihm einen erfolgreichen Abschluss der Wahlperiode und für seine persönliche Zukunft alles Gute.“ Einen Kandidaten oder eine Kandidatin für das Landratsamt hätten die Grünen noch nicht. Deggim hält es dafür auch noch für zu früh.

Gerd Peters von UWG-EN/Bürgerforum erklärte: „Ich habe zu Herrn Schade ein gutes Verhältnis gehabt und bin überzeugt, dass er einen guten Job gemacht hat.“ Einen eigenen Kandidaten oder eine Kandidatin für dessen Nachfolge würden die Wählergemeinschaften mit Sicherheit nicht aufstellen.

Die Redaktion fragte am Montag auch die Kreis-Vertreterinnen und -Vertreter der Linken/Piraten und der AfD an. Sie gaben bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme ab. Eine entsprechende Berichterstattung folgt gegebenenfalls.