Gevelsberg/Ennepetal/Schwelm. Die Dubai-Schokolade geht seit Wochen auf Social Media viral. Wo es sie in unseren Städten zu kaufen gibt und ob sie ihren Preis wert ist.
Seit Wochen kommt niemand, der in den Sozialen Medien unterwegs ist, an ihr vorbei: die Dubai-Schokolade. Wie der Name schon vermuten lässt, kommt sie ursprünglich aus den Arabischen Emiraten und begeistert Influencer und Content-Creator weltweit auf den Plattformen Instagram und TikTok. Das Besondere an ihr ist die Füllung aus Pistaziencreme, Sesampaste (Tahini), Butter und Kadayif-Fäden, auch Engelshaar genannt. Mindestens ebenso besonders: der stolze Preis. 15 Euro zahlt man im Schnitt für 200 Gramm. Aber ist sie das auch wert? Wir haben mit Verkäufern aus Gevelsberg und Ennepetal gesprochen und den Selbstversuch gewagt.
Hier gibt es sie zu kaufen
Über Amazon, diverse Süßigkeiten-Shops im Internet, im Onlinehandel von Kaufland und seit neuestem sogar über die Internetpharmazie Shop Apotheke kann man sie sich für die passende Summe bequem nach Hause liefern lassen. Wer aber spontan Lust auf eine Tafel verspürt, der muss sich auf die Suche in den stationären Handel begeben. So einfach ist die Dubai-Schokolade dort nämlich gar nicht zu finden.
In Schwelm blieb die Suche zunächst erfolglos. Mehr Glück haben Suchende in Gevelsberg und Ennepetal. Im City Markt an der Mittelstraße in Gevelsberg verkauft Nazem Hajali seit kurzem die Trend-Süßigkeit. Soweit er selbst weiß, ist sein Laden der einzige Ort in der Innenstadt, wo man sie direkt vor Ort kaufen kann. Die hohe Nachfrage seiner Kunden habe ihn dazu bewegt: „Jeden Tag kommen 15 bis 20 Leute und fragen danach.“ Dabei seien es längst nicht nur junge Kunden, die sich von dem Hype anstecken lassen. Auch ältere Kunden, die davon gehört haben, wollen sie einfach mal ausprobieren. Als es sie dann endlich bei ihm zu kaufen gab, „hat sich jeder gefreut“.
Seit vier Wochen bekommt man die Tafeln auch bei Sweets & Smoke in Ennepetal an der Voerder Straße. „Das ist verrückt mit der Dubai-Schokolade“, erzählt Nedal Marco Sumrain, dessen Familie das Geschäft betreibt. „Wir haben uns erst dagegen gewehrt.“ Letztendlich seien sie aufgrund der vielen Anfragen aber eingeknickt. Viele Kunden seien ins Geschäft gekommen oder hätten sich über Instagram gemeldet. Dauerhaft ins Sortiment wird es die besondere Schokolade aber nicht schaffen: „Das mit diesen Hype-Produkten wollen wir eigentlich nicht mehr mitmachen.“ Aktuell ist sie ausverkauft. Kunden erhalten sie dort in der Regel aber auch nur auf Vorbestellung. Bei Sumrain bekommt man 100 Gramm für 7,50 Euro. Ab dem 8. November soll es sie dann auch in Schwelm bei Lotto Toto Tabakwaren Tschierese an der Hauptstraße zu kaufen geben.
Einen Geheimtipp hat unsere Redaktion für die heimischen Supermärkte. Auch wenn man sie weit und breit in keinem der Regale findet, kann sich die Nachfrage bei einem Mitarbeiter lohnen. Im Rewe Markt an der Hagener Straße in Gevelsberg werden einzelne Tafeln für 8,99 Euro direkt an der Kasse ausgegeben, für die, die davon wissen. Der Grund für diese Vorgehensweise laut Aussage eines Mitarbeiters: Angst vor Diebstahl. Möglicherweise handhaben es weitere Supermärkte in der Region ähnlich.
Viele verschiedene Marken
Zu beachten gilt: Dubai-Schokolade ist nicht gleich Dubai-Schokolade. Das Original der Firma „Fix Dessert Chocolatier“ ist in Dubai bereits seit 2021 auf dem Markt. Die Food-Bloggerin Kiki Aweimer ist mitverantwortlich, dass der Trend auch nach Deutschland überschwappte. Sie habe die teure Köstlichkeit Anfang des Jahres bei einer Reise nach Dubai entdeckt und vertreibt sie hierzulande seit einiger Zeit unter ihrer eigenen Marke „Kikis Kitchen“. Mittlerweile sind viele verschiedene Versionen auf dem Markt, zu unterschiedlichen Preisen und mit unterschiedlicher Qualität.
Auch Nazem Hajali aus Gevelsberg hat zunächst die Variante einer türkischen Marke in seinem Geschäft angeboten. Eine kleine Packung für nur 70 Gramm kostete 7,50 Euro. Gekauft wurde sie trotzdem wie verrückt. „Die Leute hätten wahrscheinlich auch 20 Euro dafür gezahlt.“ Geschmacklich soll sie aber nicht überzeugt haben und so bestellte Nazem Hajali das nächste Mal eine andere Marke, die deutlich näher an das Original herankommen soll. „Diese schmeckt deutlich besser, das habe ich selbst probiert“, beteuert Nazem Hajali. Auch die Rückmeldungen der Kunden sind positiv. Dafür muss man dieses Mal 16,50 Euro hinblättern, bekommt aber immerhin ein dicke 200 Gramm Tafel für sein Geld.
Das große Geld verdiene er aber nicht daran, betont Nazem Hajali. „Ich kaufe die schon so teuer ein, da kann ich die ja nicht noch viel teurer weiterverkaufen.“ Ungefähr 1 bis 1,50 Euro verdiene er an einer Tafel. Warum der Einkaufspreis so hoch ist? „Es sind schon hochwertige Zutaten, aber der Preis kommt vor allem durch den Hype“, ist sich der 28-jährige Inhaber sicher. Aktuell gibt es nur noch einen kleinen Restbestand bei ihm.
„Ich schäme mich selbst ein bisschen für den Preis“, gibt Nazem Hajali zu. Dass aus dem Trend ein dauerhafter Kassenschlager wird, glaubt er nicht. „Sobald sich der Hype im Internet legt, wird sie nicht mehr gekauft“, ist er sich sicher. Die meisten Kunden kämen ohnehin kein zweites Mal.
Geschmackstest
Wer experimentierfreudig ist, kann die Schokolade auch selbst Zuhause nachmachen. Nicht nur Videos zu Geschmackstests werden in den Sozialen Medien millionenfach geklickt, auch Rezeptanleitungen erfreuen sich größter Beliebtheit. An die Zutaten zu kommen, sei aber ebenfalls eine schwierige Angelegenheit, ist dort zu erfahren. Eine der Hauptzutaten für die Füllung, die knusprigen Kadayif-Fäden, werden laut Nazem Hajali mittlerweile für mehr als den doppelten Preis gehandelt. In seinem Laden sind sie bereits seit zwei Monaten ausverkauft, da sie von keinem Großhändler in der Nähe mehr lieferbar sind.
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Aber ist der ganze Hype überhaupt gerechtfertigt? Lohnt es sich wenigstens einmal tief in die Tasche zu greifen, um mitreden zu können? Nedal Marco Sumrain von Sweets & Smoke aus Ennepetal meint: „Die schmeckt gut, aber es gibt auch andere Schokoladen, die gut schmecken und nicht so teuer sind.“ Nazem Hajali sieht es ähnlich. Die Einschätzung der Redaktion nach einer Testrunde scheint einstimmig: Überraschend lecker und knusprig, aber so viel Geld trotzdem nicht wert. Geschmacklich Top – preislich Flop. Letztendlich muss es jeder selbst wissen.