Gevelsberg. Ein Ehepaar kämpft mit cleveren Eindringlingen in Gevelsberg. Ein Jäger erklärt, was mit den Tieren passiert, wenn sie gefangen werden.
Drei Augenpaare blitzen im Licht der Wildkamera auf, die Wolfgang Belz in seinem Garten in Gevelsberg installiert hat. Waschbären versuchen, in sein Gartenhaus einzubrechen. Dort, wo normalerweise die beiden Freigängerkatzen von Belz und seiner Frau Gabriele essen und auch schlafen. Futterteller und Schlafkörbe stehen sonst in der kleinen Hütte. Seit etwa zwei Monaten kommen die Waschbären vorbei, berichtet das Paar, das eher ländlich im Bereich des Stefansbachtals wohnt. „Irgendwann sind wir morgens in die Hütte und es sah aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen“, erinnert sich Gabriele Belz.
Wolfgang Belz teilt das Video seiner Wildkamera auf Facebook. Die Resonanz ist groß. „Waschbären in unserem Garten. Wie werden die wieder los?“, fragt der Gevelsberger dazu. Tipps bekommt er viele. Seine Frau und er stellen die Katzenteller weg, die Schlafkörbe der Katzen kommen an einen anderen Ort direkt am Haus. Sie verschließen unter anderem die Katzenklappe ins Gartenhaus und sichern auch die Tür vorne ab. Ein paar Tage ist Ruhe. Dann kommen die drei Waschbären trotzdem wieder.
Für Wolfgang und Gabriele Belz ist klar: Es braucht eine Lösung, wegen der Katzen. Die dauerhaft in der Wohnung zu halten, ist keine Option. Mit dem örtlichen Jäger hätten sie schon über die Waschbären gesprochen. Wenn nichts anderes hilft, wollen sie als letzte Konsequenz auf Lebendfallen zurückgreifen.
Jäger oder Schädlingsbekämpfer
Um die einzusetzen, brauche ein Jäger einen Fallenjagdschein und entsprechende Ausrüstung, erklärt dazu Martin Schmidt, Geschäftsführer der Kreisjägerschaft Ennepe-Ruhr. Damit werden die Tiere - wie der Name schon sagt - lebend gefangen, so Schmidt, anschließend ins Revier gebracht und dort waidgerecht getötet. Auch einen Schädlingsbekämpfer könnten Betroffene rufen, wenn sie mit Waschbären Probleme haben.
Nach Einschätzung der Kreisjägerschaft nimmt die Waschbärpopulation im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis zu, auch wenn es keine genaue Erfassung dazu gibt. Im nördlichen Teil seien die Tiere bereits verbreitet. „Das werden wir auch nicht mehr eindämmen“, macht Martin Schmidt deutlich. Über kurz oder lang müssten Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis wohl anfangen, ihre Mülltonnen zu sichern, damit die schlauen Allesfresser diese nicht durchwühlen. Probleme sieht der Geschäftsführer der Kreisjägerschaft für die heimische Fauna. Für die sei es schlimm, Waschbären würden alles fressen, was sie in die Finger bekämen.
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Das könnten zum Beispiel kleine Fische, Kleinkrebse, Frösche, Eidechsen und Mäuse sein, erklärt Britta Kunz, Leiterin der Biologischen Station im Ennepe-Ruhr-Kreis. Zunächst standen Waschbären noch unter Naturschutz, mittlerweile fallen sie unter das Jagdrecht, so Kunz. Die Anzahl der Waschbären in einem Gebiet durch Bejagung dauerhaft zu reduzieren sei schwierig, weil sich die verbliebenen Individuen dann oft noch stärker vermehrten oder frei gewordene Habitate schnell wieder aus umliegenden Gebieten neu besetzt würden. Außer in besonders sensiblen Gebieten werde man sich wohl auf eine einigermaßen friedliche Koexistenz mit dem Kleinbären einigen müssen. Auch Kunz erklärt, dass es ihres Wissens keine wissenschaftliche Erhebung zur Waschbärpopulation im Ennepe-Ruhr-Kreis gebe.
Essen wegstellen, Zugänge versperren
Kunz rät: Wer Waschbären in der Nähe hat und von seinem Grundstück fernhalten will, sollte ein paar einfache Regeln beachten und vor allem potenzielle Nahrungsquellen und Zugänge zum Haus minimieren. So seien auch Gelbe Säcke erst möglichst kurz vor der Abholung herauszustellen. Es sollten keine großen Mengen Fallobst liegen bleiben und Katzenfutter sollte nicht über Nacht draußen stehen. Mülltonnen sollten möglichst für Waschbären unzugänglich aufgestellt oder ansonsten abends mit einem Spanngurt verschlossen werden. Zugänge zum Haus zu versperren, heißt auch, über Dach oder Balkone ragende Äste abzuschneiden.
Sollte trotz aller Maßnahmen ein Waschbär auftauchen, warnt Britta Kunz davor, seine „Hinterlassenschaften“ anzufassen. Die Kothaufen könnten Eier des Waschbär-Spulwurms enthalten, der auch für Menschen gefährlich werden könne. Wer regelmäßig Waschbär-Besuch bekommt, kann ab dem Spätherbst aber ein bisschen hoffen. Denn in der kalten Jahreszeit seien Waschbären weniger aktiv, auch wenn die Tiere keinen Winterschlaf hielten, erklärt die Leiterin der Biologischen Station. Vielleicht erledigt sich das Problem von Wolfgang und Gabriele Belz dann schon von selbst. Damit die Katzen wieder ruhig in ihrem Gartenhaus fressen und schlafen können.