Ennepe-Ruhr-Kreis. Das Schwelmer Kreishaus muss saniert werden. Mitarbeitende dürfen kein Wasser aus dem Hahn trinken oder Nägel in die Wand hauen.

Die Städte und der Ennepe-Ruhr-Kreis streiten um die Sanierung des Kreishauses in Schwelm. Ihnen ist die vorgeschlagene Sanierung zu teuer. Ein Gutachten sagt, dass das Gebäude nach 2027 nicht mehr genutzt werden darf, weil die Mängel zu groß sind. Dabei geht es auch um die Sicherheit der Mitarbeitenden. „Um aktuelle Problemlagen und Mängeln in den Bereichen Brandschutz, Elektro, Trinkwasser, Parkdecks, Arbeitsschutz und Statik zu kompensieren, wurden, folgende Sicherheitsvorkehrungen getroffen“, erklärt die Kreisverwaltung dazu auf Nachfrage der Redaktion:

Um den Brandschutz, insbesondere die Rettungswegesituation zu verbessern, seien unter anderem folgende Kompensationsmaßnahmen ergriffen worden: Im Bereich der Sitzungsräume sind Brandwachen im Einsatz, der Sitzungstrakt ist auf unter 199 Personen limitiert (derzeit keine „Versammlungsstätte“), Sicherheitsbeleuchtung und Fluchtwegkennzeichnung werden verbessert beziehungsweise ausgetauscht, gebäudeweit wurden zusätzliche Brandmelder in den Flurdecken installiert. Seit Donnerstag, 24. Oktober, sind zudem Brandwachen auf den Etagen eins bis fünf im Einsatz.

„Die elektrischen Anlagen weisen Mängel auf, insbesondere ist das Stromleitungsnetz unterdimensioniert. Deshalb werden ad Hoc-Maßnahmen durchgeführt“, so der Kreis weiter. Die Elektrounterverteilungen in den Etagen wurden provisorisch erneuert, fehlende Absicherungen wurden eingebaut. Teilweise wurden Stromentnahmestellen komplett vom Netz genommen, die Anzahl von E-Geräten wurde eingeschränkt, sodass pro Flurstrang nur noch je ein Elektrogerät (zum Beispiel Wasserkocher oder Kaffeemaschine) verwendet werden darf. Einige Büroleuchten drohen abzustürzen, da sich der verbaute Kunststoff altersbedingt auflöst. Die betroffenen Leuchten werden sofort ausgetauscht.

Parkplätze wegen Statik gesperrt

Das Trinkwassernetz im Gebäude entspricht laut Kreisverwaltung nicht mehr den anerkannten Regeln der Technik. Es habe Befunde gegeben und es seien kurzfristige bauliche Anpassungen am Trinkwassernetz erforderlich, bis das Trinkwasser wieder genutzt werden könne. Zur Kompensation erfolge die Trinkwasserversorgung aktuell über Mineralwasser, weil Trinkwasser nicht aus dem Netz entnommen werden solle. Die Mitarbeiter seien aufgefordert, die Trinkwasserentnahmestellen in den Büros regelmäßig (zwei- bis dreimal mal pro Woche) zu spülen, das heißt, Wasser laufen zu lassen.

Die Parkdecks seien umfassend geschädigt und müssten grundlegend saniert oder neu gebaut werden. Um sie weiterhin nutzen zu können, seien folgende Maßnahmen durchgeführt worden: Lastbeschränkungen auf 2,5 Tonnen, regelmäßige fachgutachterliche Begehungen, Sperrung von Stellplätzen auf den Parkdecks wegen Statik und des drohenden Absturzes von Betonteilen. Diese wegfallenden Stellplätze fehlten Mitarbeitenden sowie Besucherinnen und Besuchern.

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Es hat laut Kreisverwaltung verifizierende und vertiefende Schadstoffuntersuchungen gegeben, im Gebäude sind demnach eine Vielzahl von Schadstoffen (Asbest, PAK, PCB, KMF, etc.) unter anderem in Decken, Wänden und Böden verbaut. Es gebe aktuell keine Überschreitung von Grenzwerten. Sollte es zu einem mechanischen Eingriff in die Bausubstanz kommen, auch durch Beschädigungen, sei jedoch direkt eine Schadstoffuntersuchung erforderlich. Dies bedeute: Regelmäßig werden Schadstoffmessungen durchgeführt, Schadstellen sind durch die Mitarbeiter umgehend zu melden, die Mitarbeiter werden in jährlichen Unterweisungen sensibilisiert und neue Mitarbeiter werden informiert. Das Anbringen oder Entfernen von Nägeln oder Schrauben ist untersagt.

Rohrbruch schädigt mehrere Stockwerke

Es lösen sich in allen Fluren Bodenfliesen. Eine Erneuerung der sich lösenden Fliesen sei aufgrund der Schadstoffproblematik nicht ohne umfassende Schadstoffsanierung möglich. Um Stolpergefahren zu vermeiden, würden die losen Fugen notdürftig abgeklebt. Auch in den Büros lösten sich teilweise Bodenfliesen; diese würden ebenso abgeklebt.

Darüber hinaus komme es immer wieder zu Wassereinbrüchen durch schadhafte Stellen an den Dächern und an den innenliegenden Regenabwasserrohren. Diese würden provisorisch repariert beziehungsweise müssten kurzfristig instandgesetzt werden. Ein aktueller Rohrbruch eines Regenabwasserrohres verursache beispielsweise Schäden vom zweiten bis ins vierte Obergeschoss.

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Einige Büros und Sitzungsräume könnten aufgrund von Wasserschäden aktuell nicht genutzt werden. Einige Büros hätten aufgrund von Schimmelbefall nach unentdecktem Wasserschaden gesperrt und saniert werden müssen. Auch die Kreisleitstelle der Feuerwehr sei von einem undichten Dach betroffen. Die Mitarbeiter würden über Hausmitteilungen und Merkblätter zu den Problemlagen und Handlungserfordernissen informiert.