Ennepetal/Gevelsberg/Orlando. Ennepetaler Ben Drexelius besucht aktuell eine US High School. Über Sicherheitsgefühl, ganz andere Schulaufgaben und Unterricht im Schlafanzug.
Seit August lebt Ben Drexelius aus Ennepetal in den USA bei Gasteltern in Orlando, Florida. Die Idee einen Schüleraustausch zu machen kam durch die Schule, organisiert hat er das Ganze aber unabhängig über die gemeinnützige Austauschorganisation Experiment, wo er die Wahl hatte: Entweder sich einen US-Bundesstaat aussuchen und draufzahlen oder es darauf ankommen lassen. Ben entschied sich für letzteres und freute sich wahnsinnig, als er erfuhr, dass es ihn nach Florida verschlagen wird. Er besucht nun die 11. Klasse der Lake Buena Vista High School. Wirklich viel erinnert ihn dort nicht an seine Realschule in Gevelsberg.
Mehr Sicherheit in den USA
„Ich fühle mich hier sicherer als in Deutschland“, erzählt Ben Drexelius über seine neue Schule in Florida. Eine Aussage, die durchaus überrascht, wenn man daran denkt, wie häufig man von Amokläufen an Schulen und anderen Schießereien in Amerika hört. Von den anhaltenden Diskussionen über Waffengesetze ganz zu schweigen. Der Grund für Bens Empfinden: viele Sicherheitsvorkehrungen, die ein solches Risiko minimieren sollen.
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Wer auf das Gelände seiner High School will, muss eine strenge Einlasskontrolle durchlaufen. Nur wer Schüler oder Mitarbeiter ist, und das auch in Form eines Ausweises nachweisen kann, bekommt Zutritt. „Die Schule ist komplett eingezäunt und die Türen außen immer zu“, erzählt Ben. In Deutschland könne im Prinzip jeder auf den Schulhof kommen, in Florida müsse er sich darüber keine Sorgen machen. Auch die Polizei überwache „quasi 24/7“ das Schulgelände und dessen Umgebung.
Für den Ernstfall wird darüber hinaus jeden Monat eine Übung für einen möglichen Amoklauf durchgeführt. „Eigentlich kann es aber nicht passieren“, ist sich Ben aus den genannten Gründen sicher.
Ganz anderes Schulsystem
Die ganzen Sicherheitsvorkehrungen sind aber längst nicht der einzige Unterschied, den der 16-Jährige im Vergleich mit seiner Gevelsberger Schule festgestellt hat. „Es ist schon komplett anders, was die Schulaufgaben angeht“, gibt Ben zu. Meistens seien es einfache Multiple Choice Aufgaben. Einen ganzen Text schreiben oder auch einen Rechenweg aufzeichnen, müsse er dort kaum. „Was ich in Gevelsberg schon in der 8. Klasse hatte, nehme ich jetzt hier nochmal in der 11. Klasse durch.“ Dadurch falle ihm der Unterricht in der Schule prinzipiell leicht – lediglich alles auf Englisch verstehen zu können, habe am Anfang für leichte Probleme gesorgt.
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Auch die Kleiderordnung sei wesentlich entspannter. „Die meisten kommen hier in Schlafanzug- oder Jogginghose in die Schule. Es interessiert niemanden, was du anhast.“ . Aus Deutschland sei er es hingegen gewohnt, dass viel Wert auf Markenkleidung gelegt wird. In Florida gehe es vor allem darum, dass man sich selbst wohlfühlt. Umso wichtiger, da die Schülerinnen und Schüler an amerikanischen High Schools den Großteil ihrer Freizeit nach Unterrichtsschluss an der Schule verbringen.
Auch Ben hat in Amerika einen wesentlich strafferen Zeitplan als vorher. Der Ennepetaler hat es ins Football-Team geschafft und trainiert vier Tage die Woche mehrere Stunden. Freitags gibt es in der Regel ein Spiel. „Wenn ich nach Hause komme, gehe ich eigentlich nur noch duschen, essen und ins Bett“, erzählt er lachend. Man ist den ganzen Tag beschäftigt, hat Spaß und ist mit Freunden zusammen. „Es ist ein ganz anderes Gefühl. Es gefällt mir schon besser“, gesteht Ben. Auch wenn er noch über 7 Monate vor sich hat, weiß er jetzt schon: „Die Schule werde ich auf jeden Fall vermissen.“