Ennepetal/Gevelsberg. „Wir haben überlebt.“ Ben Drexelius (16) aus Ennepetal erlebte in den USA einen Hurrikan hautnah mit. Ein Abenteuer, das er nicht vergessen wird.

Als Ben Drexelius das erste Mal an seiner Schule in Gevelsberg von der Möglichkeit hörte, einen Schüleraustausch zu machen, war er sofort Feuer und Flamme. „Wie geil wäre es, für ein Jahr alleine nach Amerika zu fliegen“, dachte sich der Ennepetaler. Seine Eltern unterstützten die Idee, und so saß der 16-Jährige einige Monate später im Flieger Richtung USA. Seit Anfang August lebt er nun für zehn Monate bei seinen beiden Gastvätern in Orlando, Florida. Oder genauer gesagt im Ort „Doctor Phillips“ direkt bei Orlando. Als Anfang Oktober der Hurrikan Milton über den Sonnenstaat hinweg fegt, ist Ben mittendrin.

So traf der Hurrikan auf Orlando

Sonne, Strand, Palmen und Meer. So stellt man sich Florida im Allgemeinen vor. Und meistens trifft es das auch ganz gut. „Die Durchschnittstemperatur liegt so bei 30 Grad“, schätzt Ben. Auch im Oktober kann er in Crocs und T-Shirt zur Schule gehen. Allerdings wird der Küstenstaat auch immer wieder von Wirbelstürmen heimgesucht, die die sonnige Idylle im wahrsten Sinne des Wortes zerstören.

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Hurrikan Milton war ein Sturm der höchsten Stufe, Kategorie 5. Mehrere Menschen verloren ihr Leben, unzählige weitere wurden evakuiert, verloren ihr Zuhause. Es entstanden Sachschäden in Milliardenhöhe. „Ganz Florida war betroffen, außer Miami glaube ich“, erzählt Ben Drexelius. „Er ist auch über uns geflogen.“ Der 16-Jährige und seine Gasteltern hatten Glück im Unglück. „Wir haben es überlebt, unser Haus ist nicht weggeflogen oder zerstört worden. Es war gut, dass wir in der Mitte Floridas sind.“ Bei ihnen in Orlando kam Milton in Stufe drei an. Immer noch stark, aber weniger verheerend als an der Westküste.

Vorbereitung auf den Sturm

Als die Nachricht die Runde machte, dass ein Hurrikan auf Florida zurast, war das ein komisches Gefühl für Ben. „Ich habe mir anfangs schon Gedanken gemacht“, berichtet er, „aber dass meine Gastväter so ruhig geblieben sind, hat mir Sicherheit gegeben.“ Zusammen sicherten sie den Außenbereich des Hauses ab, holten alle kleineren Dinge von draußen rein und verschlossen alle Fenster. Die Nachbarn hätten ihre Fenster zusätzlich auch mit Holzplatten verbarrikadiert.

Ben Drexelius und seine Gastväter in Orlando Florida.
Ben Drexelius und seine Gastväter in Orlando, Florida. Die beiden gaben dem 16-Jährigen ein Gefühl von Sicherheit während des Hurrikans. © privat | Ben Drexelius

Der Wirbelsturm kam in der Nacht, Ben war bis 1 Uhr morgens wach. „Der Wind war richtig laut.“ Irgendwann schlief er dann doch ein. Als er am nächsten Morgen aufwachte, fiel im als Erstes auf, dass der Ventilator nicht mehr funktionierte. Der Strom war weg und blieb es für anderthalb Tage. „Das war gar nicht schön“, erinnert sich der Ennepetaler zurück. Eigentlich hatten sie für diesen Fall extra einen Generator. Der war aber kaputt und konnte so schnell nicht repariert werden. „Unsere Sachen aus dem Kühlschrank konnten wir wenigstens bei den Nachbarn unterbringen, damit nicht alles schlecht wird.“

Nachwirkungen und Aufräumarbeiten

Der Blick auf die Straßen, als er nach der Hurrikan-Nacht wieder aus dem Haus kam, war schockierend. „Alles war verwüstet und dreckig. Überall lagen Äste und Blätter herum.“ Auch einige Bäume seien umgefallen. „An der Westküste sah es da aber nochmal ganz anders aus“, sagt Ben. Viele der Menschen, die dort leben, mussten evakuiert werden, kamen unter anderem auch nach Orlando. In der Turnhalle von Bens High School wurde eine Notunterkunft eingerichtet. Drei Tage fiel für ihn deshalb auch der Unterricht aus.

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So hatte der 16-Jährige Zeit, seinen Gasteltern zu helfen, die Spuren des Hurrikans zu beseitigen. Die meiste Zeit seien sie draußen mit Aufräumarbeiten beschäftigt gewesen. „Der Garten sah nicht gut aus, der Pool musste sauber gemacht werden“, nennt er einige Beispiele. So eine extreme Wetterlage ist er aus Ennepetal nicht gewohnt. „Das war schon etwas ganz anderes. Dagegen sind Stürme in Deutschland nichts.“

Die schönen Dinge überwiegen

Insgesamt hat er sich von dem Schock gut erholt, konzentriert sich ohnehin mehr auf die schönen Dinge, die er während seines Aufenthaltes in den USA erlebt: Ausflüge nach Disney World oder zum Kennedy Space Center, die letzten Spiele seiner Football-Mannschaft vor Saisonende. „Eine Reise nach Tennessee war bisher mein Highlight.“ Thanksgiving wird er in Colorado, Weihnachten auf einer Kreuzfahrt durch Lateinamerika verbringen. „Ich erlebe hier so viel. Die ganze Action werde ich später auf jeden Fall vermissen.“ Eines dieser Abenteuer war mit Sicherheit auch, diesen großen Wirbelsturm zu erleben und – zum Glück – gut zu überstehen.