Schwelm/Wuppertal. Ein Oberschenkelhalsbruch reißt viele Senioren aus dem Leben. Ilona Moses beweist das Gegenteil und kämpft sich rasend schnell zurück.
Es nieselte ein bisschen an diesem Dienstagnachmittag im März 2024, als Ilona Moses in der Wuppertaler Innenstadt unterwegs zu ihrem Auto war. Der Boden war glatt und etwas matschig von einer Baustelle. Auf einer Eisenplatte rutschte sie aus und stürzte. „Es war wirklich sehr schmerzhaft“, erinnert sich die 76-Jährige an den verhängnisvollen Tag zurück. Dass etwas gebrochen war, bemerkte sie zunächst nicht, als ihr Passanten zur Hilfe eilten. Ihr erster Reflex war es, ihren Enkelsohn anzurufen, der im Helios Klinikum in Schwelm als Anästhesist arbeitet. Dort legte Ilona Moses kurz darauf eine beeindruckend schnelle Genesung hin.
Diagnose Oberschenkelhalsbruch
Die Schwere des Sturzes wollte die Wuppertalerin zunächst nicht wahrhaben. „Es ist bestimmt nicht so schlimm, ich nehme einfach eine Ibu“, versuchte sie den Notarzt noch an Ort und Stelle zu überzeugen, dass eine Schmerztablette ausreichen wird. „Die haben sich weggeschmissen“, erzählt sie und muss selbst lachen, als sie an die Situation zurückdenkt. Auf eigenen Wunsch wird sie vom Rettungswagen ins Krankenhaus nach Schwelm gebracht.
Nach Röntgen und Computertomografie stand schnell fest: Oberschenkelhalsbruch. Ein Befund, von dem sich viele in ihrem Alter nie wieder ganz erholen. Sprüche, dass man mit über 70 sowieso ständig hinfalle, kann Ilona Moses nicht mehr hören: „Ich finde das abwertend.“ So ein Sturz könne jedem passieren. Die Wuppertalerin hatte nochmal Glück im Unglück: Es war ein glatter Bruch. Als ihr noch am selben Abend im Krankenhaus mitgeteilt wurde, dass sie trotzdem schnellstmöglich operiert werden muss, war sie geschockt: „Da habe ich auch ein Tässchen geheult“, gibt sie zu.
Operiert wurde sie am Mittwoch. Am Donnerstag sollte sie einen ersten Versuch starten, sich im Bett hinzusetzten. Aufstehen war erst für den nächsten Tag angedacht. „Wieso das denn? Ich stehe sofort auf“, antwortete sie ihrer Physiotherapeutin. Am Nachmittag lief sie mit einem Gehwagen schon die Krankenhausgänge rauf und runter. Es folgte eine Genesung in Rekordzeit: Freitagmittag wurde sie entlassen, knapp eine Woche später lief sie wieder ohne Gehilfen.
Ein Leben voller Abenteuer
Dass sie sich von diesem Sturz nicht unterkriegen lassen wird, stand für Ilona Moses von vorneherein fest. Sie hatte schließlich ein sehr aktives Leben, das auf sie wartete. Dreimal die Woche arbeitet sie als kaufmännische Unterstützung in einem Architekturbüro. Nicht weil sie auf das Geld angewiesen ist, sondern weil sie es gerne macht. „So bleibt man fit hier oben“, sagt sie und tippt sich mit dem Finger an den Kopf. Vor der Rente war sie kaufmännische Leitung in einem anderen Architekturbüro.
„Wenn man sich nicht schnell genug hochzieht, fällt man in ein Loch.“
Im Garten des Mehrgenerationenhauses, wo sie zusammen mit ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn wohnt, kümmert sie sich leidenschaftlich um ihre Blumenbeete, und wann immer sie kann, reist sie allein um die Welt. Kuba, Sri Lanka, Mexiko und Namibia sind nur einige der Länder, die sie schon besucht hat. Früher war sie zusammen mit ihrem Mann unterwegs. Nach dessen Tod vor neun Jahren fasste sie nach einiger Zeit den Entschluss, sich von nun an allein ins Abenteuer zu stürzen. „Sonst hätte ich den Absprung nicht geschafft“, gesteht sie, während sie mit den Tränen kämpft. Ein Jahr später reiste sie allein nach Südafrika. Schon damals hat sie gelernt: „Wenn man sich nicht schnell genug hochzieht, fällt man in ein Loch.“
Genesung im Eiltempo
Die gleiche Philosophie kam ihr auch dieses Mal zugute. „Man muss sich selbst motivieren. Das ist ganz wichtig.“ Und manchmal müsse man auch Nein sagen. So wie Ilona Moses, als ihre Kinder sie zu einer Tages-Reha überreden wollten. Das lehnte sie entschieden ab: „Man weiß selbst, was am besten für einen ist.“ Der Unfallchirurg, der die Nachsorge übernahm, gab ihr nur fünf Tage nach der OP recht: „Was soll die denn in der Reha?“ Stattdessen schrieb er ihr Physiotherapie auf.
Nach Absetzen der starken Schmerzmittel fuhr Ilona Moses zwei Wochen nach der OP wieder Auto, buchte eine weitere Woche später die nächste Reise. Diesmal auf die Kapverden. „Wenn man vorher so aktiv ist, lässt man sich nicht so leicht unterkriegen“, sagt sie lachend. Ihre Kinder waren nicht überrascht: „Die kennen das von mir.“ Das einzige, was diesmal anders war: „Ich habe ein Flexi-Ticket gebucht.“ Sie wollte auf Nummer sicher gehen, falls es doch noch irgendwelche Nachwirkungen gibt.
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Drei Monate nach dem Krankenhausaufenthalt genoss sie auf den Kapverden die Sonne. Nur faul am Strand herumliegen und das Bein schonen, kam für die 76-Jährige aber nicht infrage. Sie spazierte viel, erkundete verschiedene Orte und Buchten, ging schwimmen. „Ich bin jetzt vielleicht ein ganz kleines bisschen vorsichtiger unterwegs“, gibt sie zu. Damit meint sie, dass sie sich jetzt bei starkem Wellengang nicht mehr ins Meer stürzt oder ein paar Spaten Kaminholz weniger vom Garten ins Haus trägt als vorher. Sich die Ruhe anzutun, das passt nicht zu Ilona Moses.
Persönliche Erfolgsgeschichte
In ihrem rechten Oberschenkel und Becken stecken nun für immer ein langer Nagel und zwei Schrauben. „Richtig gewöhnen tut man sich nicht daran, aber man muss es akzeptieren.“ Das Bein sei jetzt wetterfühlig und auf der rechten Seite schlafe sie nicht mehr gut. Nichts, was die Wuppertalerin aus der Bahn wirft. „Das ist halt so. Da muss ich mit alt werden“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Dass sie sich so schnell so gut von dem Oberschenkelhalsbruch erholt hat, verdankt Ilona Moses zum einen den Ärzten im Schwelmer Krankenhaus. „Ich bin wirklich exzellent versorgt worden“, betont sie. Einen mindestens genauso wichtigen Teil wird aber auch ihr aktiver Lebensstil dazu beigetragen haben. Stolz verspürt sie hingegen nicht, wenn sie an ihre eigene Erfolgsgeschichte denkt. „Das war für mich selbstverständlich.“ Es gab nur eine Möglichkeit: Möglichst schnell wieder fit und mobil werden und die gewohnte Lebensqualität zurückerlangen. „Alles andere hätte ich nicht akzeptiert.“