Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Die Gefahr von Wildunfällen steigt im Herbst. So können Autofahrer das Risiko senken und so verhalten sie sich richtig, wenn es knallt.
6.40 Uhr morgens, ein Autofahrer fährt auf der Asker Straße in Richtung Gevelsberg. Plötzlich rennt ein Wildschwein auf die Fahrbahn. Der Mann kann zwar noch bremsen, trotzdem stößt der Wagen mit dem Tier zusammen. Ein anderer Fahrer kommt nicht mehr rechtzeitig zum Stehen und fährt dem Vordermann auf. Dieser Fall hat sich im Frühjahr zugetragen, große Schäden oder schwere Verletzungen blieben zum Glück aus.
Laut Automobil-Club Verkehr (ACV) ist das Risiko, in einen Wildunfall zu geraten, im Frühjahr deutlich höher als sonst. Gleiches gilt für die nun anstehende dunkle Jahreszeit. Wie die Kreispolizeibehörde Ennepe-Ruhr auf Nachfrage der Redaktion berichtet, gab es im Ennepe-Ruhr-Kreis (ohne Witten) 2023 insgesamt 239 registrierte Wildunfälle. In Schwelm waren es elf, in Gevelsberg 21. An der Spitze steht Ennepetal mit 48 Wildunfällen, was wenig überrascht. Ennepetal hat viel Fläche. Hier gibt es viel Wald, viel Land und Straßen, die sich hindurchschlängeln. Dementsprechend liegt Sprockhövel mit 44 Fällen auf dem zweiten Platz. Schwelm hingegen ist infrastrukturell als flächenkleineste Gemeinde in NRW deutlich urbaner aufgestellt.
„Wildunfälle stellen nicht nur eine Bedrohung für die Tiere dar, sondern sind auch für Autofahrerinnen und Autofahrer gefährlich“, warnt der ACV deutlich. Die Polizei erklärt, dass es im ländlichen Bereich immer wieder Unfälle gebe und in Wildwechselregionen - die durch Straßenschilder gekennzeichnet sind - Achtung und Aufmerksamkeit geboten sind. Kommt es trotzdem zum Fall der Fälle, gibt es konkrete Tipps, wie Autofahrerinnen und Fahrer sich verhalten können.
Achtung in Wildwechselregionen
Wie der ACV berichtet, hätten deutschen Kfz-Versicherer im Jahr 2022 rund 265.000 Wildunfälle verzeichnet, die zu Schäden in Höhe von mehr als 950 Millionen Euro geführt hätten. Unter Berufung auf den Deutschen Jagdverband spricht der Club von jährlich etwa 3000 Menschen, die bei Wildunfällen verletzt würden. Der Ennepe-Ruhr-Kreis weist im Vergleich keine erhöhten Zahlen auf, wie die Kreispolizeibehörde informiert.
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Sie rät in ländlichen und den genannten Wildwechselregionen mit angepasster Geschwindigkeit zu fahren und den rechten Fahrbahnrand im Blick zu behalten. „Außerdem ist es wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass Wildtiere meist nicht allein kommen“, sagt Polizeisprecherin Jennifer Boeke. „Also wenn ein Reh gesichtet wird, ist auch darüber hinaus äußerste Aufmerksamkeit geboten, weil eventuell noch weitere Tiere folgen.“
Trete dieser Fall ein und ein Tier stehe auf der Straße, rate die Polizei dazu, das Fernlicht auszuschalten und zu hupen. „Außerdem sollte eine Vollbremsung nur durchgeführt werden, wenn niemand hinter dem eigenen Auto unterwegs ist, um nicht andere Verkehrsteilnehmende zu gefährden“, so Boeke.
Bei Unfall die Ruhe bewahren
Der Automobil-Club Verkehr wird noch konkreter. Besonders zwischen 6 und 8 Uhr sowie 17 und 20 Uhr sei die Gefahr von Wildtierbegegnungen hoch. Auch bei Nacht oder Nebel sei erhöhte Vorsicht geboten. „Besonders unübersichtliche Waldgebiete und Feldränder sind gefährliche Abschnitte“, heißt es. Wichtig sei außerdem, auf keinen Fall abrupt auszuscheren oder die Spur zu wechseln, um einem Tier auszuweichen. Dies könne schwerwiegendere Unfälle verursachen, besonders bei Gegenverkehr.
Knallt es trotzdem, empfiehlt der ACV, die Ruhe zu bewahren und den Warnblinker einzuschalten, um nachfolgende Fahrzeuge zu warnen. Es gelte, die Unfallstelle zu sichern, bedeutet: Warnweste anlegen und das Warndreieck aufstellen. Bei Personenschäden sollten Fahrerinnen und Fahrer Erste Hilfe leisten und den Notruf 112 verständigen.
Auch wichtig: Tote Tiere nicht ohne Handschuhe anfassen und zu lebenden Tieren Abstand halten. Polizei oder Jäger sollten vom Wildunfall erfahren, auch wenn kein sichtbarer Schaden entstanden ist oder das Tier weggelaufen ist. Die Polizei oder ein Jäger könnten eine Wildunfallbescheinigung für die Versicherung ausstellen. Schäden am Fahrzeug, die durch typische Wildtiere verursacht wurden, würden in der Regel von der Kaskoversicherung übernommen, so der Automobil-Club Verkehr.