Schwelm. Schwelm spricht erneut über die Flüchtlingsunterkunft in der alten Kita Sternenzelt. Die Stadt lädt zur Bürgersprechstunde ein.

Anwohnerinnen und Anwohner fühlten sich vor vollendete Tatsachen gestellt, als die Stadt Schwelm erklärte, dass Geflüchtete in die alte Kita Sternenzelt am Oberloh einziehen. Während einer Bürgersprechstunde im August 2023 direkt vor dem Gebäude an der Theodor-Heuss-Straße entlud sich die gesammelte Wut auf die Stadtverwaltung und Bürgermeister Stephan Langhard. Jetzt lädt die Stadt Schwelm wieder zu einer Sprechstunde ein. Der Termin ist Montag, 30. September. Ab 17 Uhr können Bürgerinnen und Bürger sich im Veranstaltungsraum des Kulturhauses, Römerstraße 10, mit der Stadtverwaltung zur Flüchtlingsunterkunft am Oberloh austauschen.

Damit löst Bürgermeister Langhard das Versprechen ein, ein halbes Jahr nach Einzug der ersten Geflüchteten in die ehemalige Kita gemeinsam über das nachbarschaftliche Zusammenleben rund um die Unterkunft sprechen zu können. Die unmittelbaren Anwohnerinnen und Anwohner der Unterkunft am Oberloh hat die Stadt bereits gesondert durch 120 Anschreiben eingeladen.

Der Bürgermeister Stephan Langhard hatte schon im vergangenen Jahr zu einer Bürgersprechstunde eingeladen. Die Emotionen kochten damals hoch.
Der Bürgermeister Stephan Langhard hatte schon im vergangenen Jahr zu einer Bürgersprechstunde eingeladen. Die Emotionen kochten damals hoch. © WP | Katleen Diekgraefe

Zum Hintergrund: Viele in der direkten Nachbarschaft hatten sich geäußert, Angst vor einer Wertminderung ihrer Häuser und Immobilien, um ihre Sicherheit und eine mögliche Lärmbelästigung zu haben. Was ist, wenn keine Familien in der Unterkunft einziehen, sondern alleinstehende Männer? Das Stimmungsbild reichte von deutlicher Kritik bis zu Signalen der Hilfsbereitschaft.

Stephan Langhard musste sich vielen Vorwürfen stellen und zeigte sich überrascht von der großen Verärgerung. Er räumte gleichzeitig aber auch Fehler ein: Die Beteiligung, also das Mitnehmen der Menschen vor Ort, sei auf der Strecke geblieben, gab er zu. Im Interview mit dieser Redaktion erklärte er: „Das war keine böse Absicht und auch keine Form der Feigheit. Das ist im Eifer des Gefechts einfach durchgegangen.“

Unterkunft nur für Familien gedacht

Schon damals gab Langhard das Versprechen, sich mit den Bürgerinnen und Bürgern nach ein paar Monaten erneut austauschen zu wollen. Was sind tatsächlich für Beschwerden aufgekommen? Wo gibt es Probleme? Wo muss die Stadt noch nachsteuern? Die Stadt erklärte, dass die Unterkunft am Oberloh nur für Familien gedacht und auf 20 Personen plus höchstens drei bis vier weitere Personen ausgelegt sei. Zudem stelle sie nur eine Übergangslösung dar.

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Mitte Februar 2024 zogen Schutzsuchende schließlich in der kleinteiligen Unterkunft ein. Es handelte sich um elf Personen, die bereits an bestehende Hilfsstrukturen in der Stadt Schwelm angebunden waren. Um eine gute Integration zu gewährleisten, hatte sich ein Kreis von Vertreterinnen und Vertretern der Evangelischen Kirchengemeinde, der Caritas, der Diakonie, des Vereins „Atelier Sieben“ und der Vorsitzenden des Sozialausschusses gebildet, die den neuen Nachbarn erste Kontakt- und Unterstützungsangebote machen.

Von vornherein hatte die Stadt betont, dass die Unterkunft am Oberloh nicht für alleinstehende Männer gedacht sei. „Für alleinreisende Männer haben wir die Unterkunft an der Kaiserstraße“, hatte Stephan Langhard bereits im Zuge der ersten Bürgersprechstunde erklärt. Dabei betonte er: „Ich kann das verbindlich bis 2025 zusichern, dass hier nur Familien mit Kindern und alleinstehende Frauen untergebracht werden.“