Ennepetal. Ein Ex-Postbote aus Ennepetal steht erneut vor Gericht in Hagen – wieder geht es um Drogen. Das sagt der Angeklagte zu den Vorwürfen.
Das Landgericht Hagen ist für Julian (26) kein Ort, an den er gute Erinnerungen hat. Der Ennepetaler wurde dort zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Und zwar als Mitangeklagter in einen Fall, der von den Ermittlern seinerzeit als „der seit Jahren größte Schlag gegen die Drogen-Kriminalität im Ennepe-Ruhr-Kreis“ gefeiert worden war: SEK-Beamte hatten Anfang November 2021 Wohnungen in Schwelm, Ennepetal und Gevelsberg gestürmt, dort neun Kilo Betäubungsmittel und Chemikalien, riesige Summen Bargeld (fast 130.000 Euro), Waffen und hochwertige Fahrzeuge sichergestellt. Allein der Verkaufswert der aufgefundenen Drogen hätte mindestens 210.000 Euro betragen, hieß es seinerzeit.
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Vier Mitglieder einer Rauschgiftbande konnten die Polizeibeamten in diesem Zuge verhaften. Ende August 2022 wurden sie vom Landgericht Hagen verurteilt. Darunter auch Julian aus Ennepetal, der innerhalb der arbeitsteilig aufgestellten Gruppe die Funktion des Lagerhalters innehatte. Für ihn hatte die Staatsanwältin die hohe Haftstrafe von siebeneinhalb Jahren Gefängnis beantragt. Tatsächlich ist das Urteil dann aber wesentlich milder ausgefallen - dreieinhalb Jahre Gefängnis.
Und Julian war im Glück: Seine Haftstrafe durfte der ehemalige Briefträger zudem recht bald im offenen Vollzug antreten. Dort befindet er sich seit Mai des vergangenen Jahres. Müsste er die volle Strafzeit verbüßen, würde er erst im Mai 2026 entlassen. Als vorzeitiger Entlassungstermin käme so bereits der März kommenden Jahres infrage.
Doch damit scheint Julian im Moment selbst nicht mehr zu rechnen. Ein weiteres Strafverfahren, das seit Mitte Mai dieses Jahres vor dem Landgericht Hagen gegen ihn anhängig ist, könnte seine Zukunftspläne hart durchkreuzen, befürchtet er, obwohl ein Urteil noch nicht gesprochen worden ist.
Erneut kiloweise Drogen gefunden
Wieder geht es um Drogen: Kurz vor seinen Haftantritt im offenen Vollzug hätte der Ennepetaler erneut Rauschgift gebunkert, so der Vorwurf der anklagenden Staatsanwaltschaft. Diesmal im Keller eines Mehrfamilienhauses in Breckerfeld, den eine Bekannte von ihm angemietet haben soll. Dort wurden bei einer Durchsuchung am 29. Dezember vergangenen Jahres nahezu zehn Kilo Amphetamine und fast vier Kilo Cannabismaterial sichergestellt. Die angebliche Bekannte verweigert die Aussage in dem Fall.
Julian beteuert im Gespräch mit dieser Zeitung seine Unschuld. Er habe mit dieser Sache wirklich nichts zu tun. Pech: sein schwarzes Auto parkte öfter etwa 200 Meter entfernt in der betreffenden Straße in Breckerfeld. „Ich bin aber nie in diesem Haus, geschweige denn dort im Keller gewesen.“ Es sei ein reiner Indizienprozess, der lediglich auf Vermutungen beruhe.
So sieht es der Angeklagte, der zu jedem Prozesstag ohne Begleitung aus dem offenen Vollzug nach Hagen anreist. „Mit 22 saß ich das erste Mal in U-Haft. Der Knast zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Ohne meine Vorgeschichte, würde ich zu 99,99 Prozent einen Freispruch kriegen“, zeigt sich Julian überzeugt davon, dass seine Vergangenheit ihm Nachteile bringt.
Wie die 6. Große Strafkammer letztlich entscheiden wird, ist noch völlig offen. Der Verteidiger hat noch drei Beweisanträge gestellt. Am 4. September soll das Verfahren weitergehen. Vielleicht mit den Plädoyers, vielleicht auch mit einem Urteil.
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