Schwelm. Auf den besonders brutalen Plan einer Jugend-Gang auf einer Gay-Dating-App fiel ein Schwelmer herein. Die Polizei sucht nun weitere Opfer.

Mit diesem Ausgang seines Dates hatte der 58-jährige Schwelmer mit Sicherheit nicht gerechnet, als er sich über eine Dating-App mit einem Mann in Hohenlimburg verabredet hatte, den er für sexuelle Handlungen bezahlen wollte. Wenige Stunden später lag er mit schweren Verletzungen im Krankenhaus und kämpfte um sein Leben. Ist der Schwelmer dabei Opfer einer Jugendgang geworden, die sich genau auf derartig geplante Raubüberfälle konzentriert hat? Dieser Verdacht steht zumindest im Raum und die Polizei bittet weitere Opfer, sich dringend zu melden.

Das ist passiert: Laut des aktuellen Ermittlungsstands der Hagener Polizei, die eine Mordkommission in dem Fall eingesetzt hat, verabredete der Schwelmer sich auf einer Dating App für homosexuelle Männer mit einem jungen Mann. Der sollte von dem 58-Jährigen für sexuelle Handlungen bezahlt werden. Darauf zumindest hatten sich der Schwelmer und sein Chatpartner online geeinigt, bevor sich der Mann am vergangenen Donnerstag, 13. Juni, auf den Weg nach Hohenlimburg machte, wo das Geschäft laufen sollte.

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Schwelmer Mordprozess: Verteidiger nehmen Polizisten in die Mangel

Am vereinbarten Treffpunkt an der Alten Heerstraße in Hohenlimburg wartete tatsächlich ein Junge auf den Schwelmer und bat diesen, mit ihm ein Stück in den Wald hinein zu gehen. Doch anstatt eines erotischen Abenteuers mit einem Callboy lauerten im Schutz der Bäume laut Aussage des Opfers weitere Jugendliche dem 58-Jährigen auf und griffen ihn sofort an. Sie prügelten auf den Schwelmer ein, raubten ihm sein Bargeld und flüchteten anschließend in den Wald.

Während das schwer verletzte Opfer, das nach der Attacke selbst den Notruf wählte, mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht wurde, wo die Ärzte eine akute Lebensgefahr bei ihm festellten, fahndete die Polizei mit zahlreichen Beamten und einem Hubschrauber nach der Gruppe Jugendlicher, die sich auf der Flucht befanden. Über den Helikopter fanden die Beamten die jungen Tatverdächtigen tatsächlich, so dass die Polizeibeamten sechs Jugendliche im Alter zwischen 15 und 18 Jahren nahe eines Gewerbegebiets in Letmathe festnehmen konnten.

Polizei sucht weitere Opfer der Jugendlichen

Der Schwelmer gewann zwar seinen Kampf gegen den Tod, so dass das Polizeipräsidium Hagen am Dienstag, 18. Juni, vermeldet, dass keine Lebensgefahr mehr bestehe, dennoch hat die Behörde zunächst eine Mordkommission eingerichtet, die mittlerweile wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung gegen die Jugendlichen ermittelt. Und das könnte bei Weitem nicht die einzige Tat bleiben, für die sich die jungen Männer möglicherweise bald vor Gericht verantworten müssen.

Denn: „Bereits im Vorfeld dieser Tat kam es zu mehreren gleichgelagerten Taten, weshalb derzeitig etwaige Zusammenhänge geprüft werden“, teilt die Polizei am Dienstag schriftlich mit und Pressesprecherin Ramona Arnhold ergänzt auf Nachfrage der Redaktion: „Noch jemand hat eine solche Tat angezeigt, außerdem gibt es weitere Taten, die in dieses Muster passen.“ Die Polizei fordert diejenigen auf, die Opfer einer solchen Tat geworden sind oder Personen kennen, die von einem ähnlichen Zwischenfall berichtet haben, sich unter 02331/986 2066 telefonisch bei den Ermittlern zu melden.

So wollen die Beamten Klarheit in den Verdacht bekommen, dass es sich bei dem Überfall möglicherweise um eine gezielte Masche der Jugendlichen gehandelt hat, um die Männer auszurauben. In ähnlichen Fällen in Deutschland hatten sich die Täter in den Gay-Dating-Apps gezielt mit verheirateten Männern verabredet, weil sie bei diesen die geringsten Befürchtungen haben mussten, dass sie den Überfall bei der Polizei anzeigen. Diese Angst hatte der Schwelmer nicht und hat damit möglicherweise die Basis dafür geschaffen, einer ganzen kriminellen Bande das Handwerk zu legen.

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