Gevelsberg. Die Feuerwehr Gevelsberg hat eine neue Drohnen-Einsatzgruppe. So arbeitet sie bei Bränden. Diese Vorteile hat die neue Technik im Ernstfall.
Der gelbe „Landeteppich“ ist ausgerollt, die Drohne mittig auf ihm platziert, sie gibt erste Pieptöne von sich. Kurze Zeit später justiert sich die Kamera, mit einem lauten Surren steigt das Gerät in die Luft. Es hört sich an, als sei ein ganzer Bienenschwarm in der Nähe.
Schnell geht es immer höher und höher, bis sie trotz Wind ganz ruhig in der Luft über der Feuerwache am Haufer Bahnhof in Gevelsberg steht. Marc Führing hält etwas wie eine übergroße „Fernbedienung“ mit integriertem Bildschirm in der Hand. Er fliegt die Drohne. Auf dem Bildschirm sieht er die Übertragung aus der Kamera.
Gemeinsam mit Swen Gdawietz und Björn Heidemann gehört Führing zur sogenannten Fachgruppe Drohne der Feuerwehr Gevelsberg. Heidemann ist der Einheitsführer der noch recht neuen Truppe, der aktuell insgesamt acht Mitglieder angehören.
Überblick und Infrarot-Kamera
Seit Anfang Mai begleiten sie die Einsätze ihrer Kameradinnen und Kameraden aus der Luft und sind damit eine der ersten autarken Feuerwehr-Drohnen-Gruppen dieser Art im näheren Umkreis. Bei der Brandbekämpfung, aber auch in anderen Notlagen bringt die neue Technik ungeheure Vorteile mit sich.
Die Suche nach Personen oder auch das Aufspüren von Wärmenestern aus der Luft gehören zu den typischen Szenarien, mit denen die Fachgruppe zu tun hat. „Bei Industriegebieten kann man sich zum Beispiel einen Überblick verschaffen“, gibt Gevelsbergs Feuerwehrchef Falk Ramme ein Beispiel aus der Praxis. „Das geht auch mit der Drehleiter, aber aus 100 Metern Höhe sieht man besser.“ Gebäude lassen sich so schnell von der Rückseite erkunden, ohne dass die Einsatzkräfte laufen oder sich sogar in Gefahr begeben müssten.
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Die Kamerabilder übertragen sich wenn gewünscht live auf einen Tablet-Computer, über den der jeweilige Einsatzleiter so direkt die Lage einschätzen kann. Wo brennt es überhaupt auf einem großen unübersichtlichen Gelände? Dabei hat die Kamera auch einen Infrarot-Modus und kann anzeigen, wie heiß es an einem bestimmten Punkt ist.
Mindestens vier Kräfte im Einsatz
„Wenn man vor einer Halle steht und den Wasserstrahl in den Rauch hineinhält, kann man mit der Drohne sehen, ob das Löschen an der Stelle überhaupt hilft“, erklärt Einheitsführer Björn Heidemann. Sein Team war nachts auch schon bei einem Brand im Wald auf dem Buchenberg in Gevelsberg im Einsatz. Die Drohne zeigte schnell, an welcher Stelle es heiß ist und auch wie heiß bereits die Bäume drumherum sind. Das gibt der Feuerwehr die Möglichkeit, gezielt und schnell zu reagieren. Die Drohne bringt einen Bonus in Sachen Effizienz.
Das Team steigt mit dem Gerät auf bis zu 120 Meter Höhe und hat eine Reichweite von mehreren 100 Metern. Die Kamera erkennt Temperaturen von minus 45 bis plus 550 Grad Celsius. Die Fachgruppe rückt mit mindestens vier Einsatzkräften aus: ein Pilot, ein Gruppenführer, ein sogenannter Spotter, der die Drohne während des Einsatzes konstant im Auge behält, und eine Person, die zur besonderen Verfügung steht und sich um verschiedene Dinge kümmert.
Dabei ist besonders der Spotter wichtig, der sofort meldet, wenn die Drohne zum Beispiel von Vögeln attackiert wird oder wenn ein Rettungshubschrauber fliegt und eine Kollision verhindert werden muss. Denn der Pilot hat vor allem den Bildschirm auf seiner Steuerung im Blick.
Übungen seit Anfang 2022
Die Feuerwehr Gevelsberg arbeitet mit einer größeren und einer kleinen Drohne. Die kleine eignet sich vor allem für Übungszwecke und wenn die Piloten einfach nur Bilder machen möchten. Die große zweieinhalb Kilo schwere Drohne nutzt die Fachgruppe gezielt in Einsätzen. „Die Drohnen wurden vor über eineinhalb Jahren angeschafft“, erklärt Björn Heidemann. „Dann kam Corona und dann unser Umzug mit der Wache. Erst durften wir damit also nicht üben und dann hatten wir keine Zeit.“
Anfang 2022 ging es schließlich mit ersten Übungen los. Erst online, dann praktisch. Heute ist jeder der Piloten bei der Feuerwehr Gevelsberg entsprechend geschult und befugt, die Drohen zu fliegen.
„Wir sind da in der Aufbauphase gewesen, wo sich das Ganze etabliert“, sagt Feuerwehrchef Falk Ramme mit Blick auf die Zukunft der Drohnen-Technik bei der Feuerwehr Gevelsberg. „Die große und die kleine Drohne reichen für die Kernfeuerwehreinsätze erstmal aus.“ Wie sich das weiterentwickele bleibe abzuwarten.
Wie bei allen Spezialtruppen der Feuerwehr handele es sich bei der Drohnen-Gruppe um eine ehrenamtliche Unterstützung. Das Team hilft auch bei der Rettung von Rehkitzen aus Feldern, bevor diese gemäht werden. Das allerdings nur, wenn es die Kapazitäten zulassen. Dafür können sich die Bauern beim zuständigen Jäger melden, der sich dann an die Feuerwehr Gevelsberg wendet.