Gevelsberg. Fünf Monate nach dem Hochwasser: Restaurant und Hotel am Vogelsang in Gevelsberg ist wieder eröffnet - mit neuen Ideen.
Manchmal wusste Olga Gellert-Kasch nicht, wie es weiter gehen soll. Ob es weiter gehen soll - in ihrem Hotel-Restaurant Am Vogelsang. Doch sechs Monate später sind die Spuren, die das Hochwasser hinterlassen hat, nicht mehr zu sehen. Sie feierte vor wenigen Tagen Wiedereröffnung und blickt zuversichtlich in die Zukunft.
Sie sind alle wieder gekommen. Die Stammgäste und vor allem die Mitarbeiter, die sich in den vergangenen Monaten eine andere Arbeit suchen mussten, weil Olga Gellert-Kasch sie nicht mehr bezahlen konnte, seit dem 14. Juli, als die Ennepe über die Ufer trat, den Parkplatz überspülte, den Keller flutete und vieles zerstörte. „Die Schadenssumme an den drei Häusern an der Hagener Straße liegt bei etwa 500.000 Euro“, sagt Spiridon Tsiokas. Er ist Eigentümer der Immobilien und auch der Vorgänger von Olga Gellert-Kasch. Sie übernahm 2015 von ihm das Hotel-Restaurant, baute sich in Gevelsberg eine berufliche Existenz auf. Und dann kam im Juli 2021 das Wasser und wenige Tage später wüteten Einbrecher in den Hotelzimmern. Die Elektrik war zerstört, es gab keine Heizung mehr, kein Kühlhaus und der Estrich im Erdgeschoss hatte sich mit Wasser vollgesaugt, ebenso wie das Mobiliar, die Zimmer mussten renoviert werden. Die Liste der Schäden war lang.
Während ihr Vermieter einen Teil erstattet bekam, habe es für Olga Gellert-Kasch nichts von der Versicherung gegeben. Das Inventar sei nicht gegen Schäden versichert gewesen, die von Flusswasser verursacht wurden, und die Einbrecher kamen durch die von der Feuerwehr aufgebrochene Kellertreppe. „Etwa 50.000 Euro wurden im Restaurant und Hotel neu investiert“, sagt Olga Gellert-Kasch. Alles in Eigenleistung. „Die letzten zwei Monate waren hart, wir haben von morgens bis spät abends gearbeitet“, sagt Olga Gellert-Kasch. Und selbst in dieser Zeit sei sie sich nicht sicher gewesen, ob sie das alles schafft. „Ohne die Unterstützung meiner Familie, Freunde und der Mitarbeiter hätte ich aufgegeben“, sagt sie. Und bedankt sich vor allem auch bei ihrem Vermieter, der so viel für sie getan habe, sowie bei den Taubenvätern, die sie finanziell unterstützt und vieles überhaupt erst möglich gemacht haben. Auch manch ein Stammkunde habe gespendet. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagt sie und ist glücklich über so viel Zuspruch. „Sie haben alle an mich geglaubt.“ Also habe sie weiter gemacht.
„Olga Gellert-Kasch lässt sich nicht unterkriegen“, sagt Spiridon Tsiokas. „Nicht von der ewigen Baustelle, nicht von Corona und auch nicht vom Hochwasser.“ Olga Gellert-Kasch sagt, sie habe viele Ideen und neue Pläne. Mit ihrem Koch Mario Ntoi hat sie nun ab dem 1. Februar einen neuen Geschäftspartner, Dimitra Karakechailidou wird neue Geschäftsführerin, das Führungsteam soll größer werden, die Verantwort auf mehrere Schultern verteilt werden, um auch all die neuen Dinge anzugehen. Mehr Essen to go, Catering für Feiern und auch eigene Veranstaltung will Olga Gellert-Kasch auf die Beine stellen. Wenn Corona nicht mehr so eine Rolle spielt, soll sich in dem Restaurant und dem angeschlossenen Saal noch mehr abspielen. Auch das Hotel soll erweitert werden. 14 Zimmer sind es aktuell, zwei weitere kommen hinzu. Auch sind bereits die ersten Gäste da.
2015 übernommen
Olga Gellert-Kasch war etwa fünf Jahre bereits in dem Restaurant angestellt, als sie es 2015 von Spiridon Tsiokas übernahm.Das Ehepaar Tsiokas hatte das Hotel-Restaurant im Jahr 1993 in Gevelsberg übernommen. Mehr Informationen auf der Homepage http://www.am-vogelsang.de
Sie habe die Zwangspause dazu genutzt, nicht nur die Schäden zu beseitigen, sondern auch alles von Grund auf zu verändern. Neue Stühle, neue Tische, neue Lampen, Deko, Farben, passend zum neuen Boden. Auch in der Küche hat sich vieles verändert. Dort ist jetzt auch ein Pizzaofen, denn zukünftig soll es auch Pizza in dem Restaurant geben. Die Hotelzimmer wurden renoviert, einige Bäder neu gemacht. „Wir sind hier alle Handwerker geworden“, sagt Olga Gellert-Kasch und lacht. Sie ist aber froh, dass sie wieder das machen kann, was sie wirklich will. Ein Hotel leiten, „zeigen, wie schön es in dem Restaurant am Vogelsang ist. „Als wir die Monate schließen mussten, hat es mich immer hierher gezogen“, sagt sie. Es seien viele Tränen geflossen. Doch hier stecke ihr Herz drin. Das sei das, was sie immer tun wollte. Und sie sei dankbar, dass es weiter geht.