Gevelsberg. Essen gehen und übernachten werden im beliebten Gevelsberger Hotel am Vogelsang über Monate nicht möglich sein. So sind die Perspektiven.

„Wir haben die Baustelle überstanden, wir haben Corona überstanden, aber das Hochwasser hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Olga Gellert-Kasch und sitzt in ihrem Hotel-Restaurant Am Vogelsang in Gevelsberg. Alles sieht so aus, als ob sie jeden Augenblick Gäste empfangen könnte. Die Gläser stehen bereit, die Tische sind dekoriert. Doch es wird noch lange dauern, bis hier wieder jemand essen wird. Die Pächterin weiß nicht, wie es weiter geht. Nur dass es weiter gehen soll. „In sechs bis acht Monaten, vielleicht so gar erst in einem Jahr.“

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An so eine lange Pause hatte Olga Gellert-Kasch nicht gedacht, als das Wasser im Keller bis zur Decke stand. An diesem 14. Juli, an dem es nicht aufhörte zu regnen, die Flüsse und Bäche über die Ufer traten und sich den Weg in die Häuser bahnten. Auch an der Hagener Straße kam das Wasser mit aller Macht. Ihre Katze hat leider nicht überlebt, aber Menschen seien zum Glück nicht zu Schaden gekommen. Es waren Gäste im Restaurant, vier Übernachtungsgäste im Hotel. Der Strom wurde am Tag danach von der AVU zwar wieder angeschaltet, aber die Elektronik blieb zerstört. Die Kühlräume könnten seitdem nicht mehr betrieben werden, deshalb komme auch kein Außer-Haus-Verkauf in Frage, wenn das Restaurant schon nicht öffnen darf. „Ich kann nicht nach zehn Bestellungen sagen, dass ich nichts mehr habe“, sagt sie. Mit Kühlschränken allein sei kein Lieferbetrieb möglich. In der Corona-Zeit hätten die Essenslieferungen sehr geholfen. Auch der Hotelbetrieb hätte dafür gesorgt, dass sie weiter machen konnte, durchhielt. Mehr noch. Sie sagt: „Es lief richtig gut.“

Keine Heizung mehr

Das Hotel und Restaurant Am Vogelsang in Gevelsberg nach dem Hochwasser.
Das Hotel und Restaurant Am Vogelsang in Gevelsberg nach dem Hochwasser. © Unbekannt | Hartmut Breyer

Nur ohne Heizung und warmes Wasser kann sie keine Übernachtungsgäste empfangen. Außerdem müssen die Räume renoviert werden. Plünderer hatten sich darin zu schaffen gemacht. Sie brachen wenige Tage nach der Flut die Fernseher zum Teil mitsamt Halterung aus der Wand, im Restaurant rissen sie in der Wand verankerte Lautsprecherboxen heraus, nahmen Kaffeemaschinen mit. Mit der Renovierung will Olga Gellert-Kasch beginnen, wenn sie weiß, wann es weiter geht. Noch immer ist sie wütend über das, was passiert ist. Und sehr traurig.

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Wie weit das Wasser in den Boden des Erdgeschosses gezogen ist, das muss noch ermittelt werden. Der Keller muss komplett saniert werden, das steht bereits fest. Es werde noch auf Rückmeldung der Versicherung gewartet, sagt sie. Dann müsse die Sanierung geplant, die Handwerker beauftragt werden. Wie der zeitliche Rahmen ist? „Viel, viel länger, als ich am Anfang dachte“, sagt sie. Das Wasser hätte mehr zerstört, als sie sich hätte vorstellen können. Und wie hoch der Schaden beziffert ist? Das weiß Olga Gellert-Kasch nicht. Der Vermieter kümmert sich um die Angelegenheit und habe ihr angeboten, die Pacht erst einmal auszusetzen. „Ich bin sehr dankbar dafür“, sagt sie. Sonst hätte sie schon längst aufgeben müssen. Doch das will sie nicht. Vor sieben Jahren eröffnete sie ihr Hotel-Restaurant. Eine Herzensangelegenheit. Erst Anfang des Jahres habe sie erneut Geld investiert. „Das hier ist alles, was ich habe. Und daran halte ich fest.“

Aufgeben kommt nicht in Frage

Jetzt ist sie erst einmal alleine in ihrem Restaurant. „Ich habe meinen Mitarbeiter gesagt, dass sie sich etwas Neues suchen sollen.“ Sie hätte keine Wahl gehabt und es sei nur fair, sie gehen zu lassen. Olga Gellert-Kasch kann sie erst einmal nicht beschäftigen. Die Frau aus Wetter will sich ebenfalls eine Anstellung suchen, nur vorübergehend, um die laufenden Kosten bezahlen zu können. Nicht alle Verträge hätten sich kurzfristig kündigen lassen. Auch ihre vier Mitarbeiter wollen zurück kommen, wenn sie wieder öffnen darf.

Von Spiridon Tsiokas übernommen

Olga Gellert-Kasch hat das Hotel-Restaurant im Jahr 2015 von Spiridon Tsiokas übernommen.Bevor sie selbst Pächterin im Gevelsberger Restaurant wurde, war sie in dem Unternehmen beschäftigt.Mehr Informationen auf der Homepage http://www.am-vogelsang.de

Viele würden anrufen und nachfragen. Die Buchungen reichten bis in die Weihnachtszeit. „Es hat im Mai so gut angefangen“, sagt sie und erzählt von der Zeit nach dem langen Lockdown. Aufgeben komme für sie deshalb nicht in Frage. „Hier steckt mein Herz drin“, sagt sie und lacht zumindest einmal kurz. „Und es wird hier auch weitergehen. Ich gebe doch nichts so was Tolles auf.“ Vom Land habe es 5000 Euro gegeben. Auch die Taubenväter hätten ihr geholfen, der Bürgermeister würde fragen, wie es geht. Es helfe, dass sie nicht alleine da stehe. „Ich habe Unterstützung und ein tolles Team“, sagt sie. Die Menschen würden Anteil nehmen. Und sie hofft, dass diese auch wieder an ihren Tischen sitzen werden. Sobald es wieder möglich ist.