Gevelsberg. Nach der Flut haben Plünderer im Hotel Am Vogelsang in Gevelsberg eine Spur der Verwüstung hinterlassen. So hat das Team den Vorfall erlebt.
„Das ist einfach alles viel zu viel. Man weiß gar nicht, wie man damit umgehen soll“, sagt Olga Gellert-Kasch und kämpft mit den Tränen. Die Pächterin des Hotels und Restaurants Am Vogelsang an der Hagener Straße ist am Boden zerstört.
Wie berichtet hat das Hochwasser auch hier großen Schaden angerichtet und den Keller geflutet. Bergeweise verschlammte Möbel und Kisten hinter dem Haus haben in den vergangenen Tagen davon gezeugt. Die Feuchtigkeit sorgte auch im Rest des alten Gebäudes für Schäden. So löst sich unter anderem das Laminat im Gastbereich vom Boden. Und das ist nur ein Teil der offensichtlichen Schäden, die bisher bekannt sind. Das allein ist schlimm genug.
Fernseher von Wand gerissen
Was dann aber in der Nacht zu Montag passiert, setzt dem Ganzen endgültig die Krone auf. Als Gellert-Kasch davon erzählt, muss sie immer wieder unterbrechen, um Fassung ringen. Am Sonntagabend sind sie und ihr Mann gegen kurz nach 10 Uhr die Letzten, die das Hotel verlassen.
Als ein Freund, der der Pächterin und ihrem Team bei den Aufräumarbeiten hilft, später von der Nachtschicht kommt, sieht er im Hotel plötzlich eine Spur der Verwüstung. Gegen 6 Uhr morgens meldet er sich deswegen.
Im Restaurant sind in der Wand verankerte Lautsprecherboxen herausgerissen und verschwunden. Auch Kaffeemaschinen haben die Unbekannten mitgenommen. Auf mehreren Zimmern haben die Täter die Fernseher zum Teil mitsamt Halterung aus der Wand gebrochen und gestohlen.
Die Türen zu den Zimmern standen noch offen, weil Gäste und Mitarbeiter das Gebäude schnell verlassen mussten, als das Hochwasser kam. „Man war einfach nur machtlos“, sagt Olga Gellert-Kasch.
Warten auf die Versicherung
Da die Feuerwehr die Tür zum Keller nach der Flut habe aufbrechen müssen, sei diese nur provisorisch verschlossen gewesen. Durch diesen Keller, so schätzt die Pächterin, sind die Einbrecher in das Hotel gelangt. Ein genaues Ausmaß der Beute war laut Polizei nach dem Vorfall nicht bekannt. Auch Hinweise auf die Täter habe es nicht gegeben.
Was Olga Gellert-Kasch bleibt, ist der Schaden, von dem sie außerdem noch nicht weiß, wie die Versicherung damit umgeht. „Da warte ich noch auf einen Rückruf“, sagt sie. Ob sie eine Elementar-Versicherung abgeschlossen hat? Das weiß sie nicht genau. Sie ist mit dem Kopf ganz woanders. Unsicherheit macht sich breit.
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„Ein paar der Zimmer haben wir erst vor kurzem renoviert“, sagt die Pächterin mit zittriger und leiser Stimme. „Nach dem Einbruch müssen die Zimmer jetzt wieder renoviert werden.“
Übergriffige Schrottsammler
Sprachlos macht sie auch noch etwas anderes. Während sie und ihre Helfer versuchen, alles wieder auf Vordermann zu bringen, Unbrauchbares zu entsorgen und noch Brauchbares zu sortieren, werden sie noch von wildfremden Menschen dabei gestört.
„Es waren Schrottsammler unterwegs, die sind einfach reingekommen und wollten Sachen wegtragen“, ärgert sich Gellert-Kasch. „Wir mussten aufpassen, was die wegtragen.“ Und nicht nur Schrottsammler seien dagewesen. Immer wieder hätten auch Einzelpersonen im Schutt gewühlt oder seien stehen geblieben, um Fotos und Videos zu machen.
„Es macht einfach fassungslos, dass man nicht in Ruhe gelassen wird, sondern das Menschen einen auf diese Art und Weise noch belästigen und fertig machen“, lässt sie ihrer Wut freien Lauf.
Seitdem kein Betrieb möglich
Dabei ging es für das Team vom Hotel und Restaurant Am Vogelsang gerade wieder bergauf. „Als nach Corona wieder erlaubt war zu öffnen, ging es gut los, wir waren gut gebucht“, so Gellert-Kasch. „Wir haben uns so gefreut, wieder unsere Gäste bedienen zu können.“ Erst am Mittwoch des Hochwasser hätten sie noch gut eingekauft.
Seitdem war kein Betrieb mehr möglich. Bis Sonntag, so der Hinweis auf der Internetseite des Hotels, können keine Gäste im Restaurant empfangen oder Speisen ausgeliefert werden.
„Erst hatten wir lange die Baustelle direkt vor der Tür, da haben wir schon gekämpft. Dann kam Corona, da haben wir wieder gekämpft. Und jetzt das“, zeigt sich Gellert-Kasch enttäuscht. Wichtig ist ihr aber auch: „Wir wollen kein Mitleid.“ Familie, Freunde und ihre Mitarbeiter würden ihr gut zureden und sie motivieren. So bleibt die Hoffnung, dass das Hotel und Restaurant Am Vogelsang bald wieder wie gewohnt für seine Gäste da sein kann.