Gevelsberg. Elektrobefischung für den Tierschutz? Der AGV in Gevelsberg erklärt den Hintergrund seiner Aktion in der Stefansbecke.
Mit Gummistiefeln, entsprechenden Hosen, Handschuhen und Keschern steht das Team des Angel- und Gewässerschutzvereins Ennepe (AGV) mitten in der Stefansbecke in Gevelsberg und sucht nach Fischen. Mit dabei: Ein Elektrofanggerät, das Strom durch das Wasser leitet. Damit sollen die Tiere relativ leicht zu fangen sein, ohne dass sie dabei verletzt oder getötet werden.
Dabei geht es AGV-Vorsitzendem Wolfgang Schweer und seinen Helfern um den Schutz des Fischbestandes in der Stefansbecke. Das Hochwasser im Juli vergangenen Jahres hat Teile der Böschung weggespült. Um das auszubessern habe die Stadt Gevelsberg laut AGV auf Höhe des Spielplatzes an der Ecke Klosterholz/Feverstraße mit einem Bagger in dem Gewässer arbeiten müssen. Der Verein siedelt die Tiere also um.
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„Die Technischen Betriebe der Stadt hatten ein 1000-Liter-Fass auf einem Wagen dabei“, erklärt Wolfgang Schweer. „Wir haben uns die Tiere herausgeben lassen, aus einem Eimer in meinen Kescher und dann in den Behälter.“ Befischt hat der AGV einen 375 Meter langen Abschnitt der Stefansbecke vom Schwarzen Weg bis hinter den Spielplatz an der Ecke Klosterholz/Feverstraße. An einer Fußgängerbrücke auf Höhe des Schwimm Ins wurden die Tiere vermessen und wieder ins Wasser gesetzt. „Sogar die großen Barsche, die in so ein Gewässer eigentlich gar nicht reingehören“, sagt der AGV-Vorsitzende. Der Barschlaich gerate aber über das Gefieder von Enten, die die Eier in ihrem Gefieder aufnehmen würden, zum Beispiel auch in der Stefansbecke.
80 bis 90 Prozent der Tiere gefangen
Aber nicht nur Barsche gehörten zum Fang, sondern auch Groppen, Regenbogenforellen, Rotaugen, Stichlinge und Signalkrebse. „Wir sind die ganze Strecke zweimal hintereinander weg abgegangen. Da haben wir so 80 bis 90 Prozent der Tiere bekommen“, so Wolfgang Schweer. „Man kriegt nie alle Fische, manche verstecken sich unter Steinen.“
Die umgesiedelten Tiere sind vor den Arbeiten in der Stefansbecke sicher. Dabei geht es auch um Sedimente, die bei den Arbeiten unweigerlich aufgewirbelt würden und die unnötig weit mit der Strömung weggespült würden, wie der AGV-Vorsitzende erklärt. Diese würden auch die Kiemen der Fische und das sogenannte hyporheische Interstitial, also den Lebensraum unter dem Gewässer, verstopfen.
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Deswegen sei neben der Rettung/Bergung des Fischbestandes bei Baggerarbeiten in oder an einem Fließgewässer eine gut funktionierende Sedimentsperre noch viel wichtiger. „Dort halten sich zum Beispiel auch viele Fischnährtiere auf“, schildert Schweer. „Man kann sagen, dass es sich um den Beginn der Nahrungskette handelt.“
Strenge Regelungen zu beachten
Das „Elektrofischen“ an sich erklärt er so: Mit Hilfe eines Elektrofanggerätes werde Gleich- oder Impulsstrom durch das Wasser geleitet, wobei die Verwendung von Gleichstrom die fischschonendere Methode sei. Bei sachgemäßer Anwendung würden die im Stromkreis befindlichen Fische zur Anode (dem Fangkescher) schwimmen, wo sie eingesammelt werden könnten.
„Da die Fische mit dieser Methode relativ leicht zu fangen sind, allerdings bei nicht fachgerechter Anwendung ein hohes gesundheitliches Risiko sowohl für die Fische als auch für den Anwender besteht, unterliegt die Elektrofischerei strengen Regelungen“, sagt Wolfgang Schweer.
In NRW gelte: Die Bediener der Elektrofischgeräte müssen einen einwöchigen Lehrgang beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW in Lennestadt-Albaum absolvieren, der mit einer theoretischen und einer praktischen Prüfung abschließt. Die Elektrofischgeräte müssen alle drei Jahre vom Technischen Überwachungsverein oder einer Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker überprüft werden. Außerdem muss jede Elektrobefischung von der unteren Fischereibehörde genehmigt werden; zusätzlich bedarf sie der Zustimmung des Fischereiberechtigten, hier also der „Fischereigenossenschaft Ennepetal“.
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Wie oft der AGV solche Befischungen durchführe sei ganz unterschiedlich. Die Aktion an der Stefansbecke sei nicht die erste in 2022 gewesen, verrät der Vereinsvorsitzende. Wenn die Brücke Vogelsanger Straße abgerissen werde, stehe ebenfalls eine Befischung an.