Gevelsberg. Klimawandel: So will Gevelsberg die Bäume in der Stadt retten. Die Trockenheit der vergangenen Jahre ist auch jetzt noch ein Problem.

Auch wenn der Sommer in diesem Jahr eher verregnet war, die Folgen der viel zu trockenen Hitzeperioden sind noch immer sichtbar. Immer mehr Bäume verschwinden aus dem Stadtbild. Alleine im 340 Hektar großen Gevelsberger Stadtwald mussten in den vergangenen Monaten 20 Hektar gerodet werden, weil die Bäume so geschwächt waren, dass der Borkenkäfer ein einfaches Spiel hatte. Nicht nur die Intervalle für die Kontrolluntersuchungen für Bäume wurden mittlerweile verkürzt, es wurden auch Bewässerungsbeutel für Jungbäume angeschafft. „In diesem Jahr hätten wir sie zwar nicht gebraucht, aber das wird sich sicher in den nächsten Jahren ändern“, sagt Gärtner Peter Quambusch.

Dadurch, dass Baumsäcke das Wasser tröpfchenweise abgeben, wird der Baum regelmäßig versorgt und das Wasser verdunstet auch nicht so schnell. Bewässerung wird effektiver.
Dadurch, dass Baumsäcke das Wasser tröpfchenweise abgeben, wird der Baum regelmäßig versorgt und das Wasser verdunstet auch nicht so schnell. Bewässerung wird effektiver. © WP | Carmen Thomaschewski

„Die Trockenheit der letzten Jahre kommt teilweise erst jetzt zutage“, erklärt Sandra Lindner. Die Gärtnerin im Dienste der Technischen Betriebe erklärt, dass dadurch die Bäume anfälliger für Krankheiten würden. „Es ist erschreckend, wie schnell Bäume absterben - innerhalb von sechs Wochen kann das passieren.“ Bäume, die früher ein bis zwei Mal im Jahr geprüft wurden, würden jetzt einmal im Monat betrachtet. Vor allem Birken und Buchen seien betroffen. Auch das Eschentriebsterben nehme wieder zu.

Der Kreisverkehr an der Haßlinghauser Straße ist von Frühjahr bis Herbst immer ein Hingucker.
Der Kreisverkehr an der Haßlinghauser Straße ist von Frühjahr bis Herbst immer ein Hingucker. © WP | Carmen Thomaschewski

Im Geoinformationssystem wird erfasst, wie oft, welcher Baum zu prüfen ist. Für Gevelsberg stehen laut Auskunft der Stadtverwaltung etwa 8000 Bäume auf der Liste. Wichtig sei, vor allem die Bäume zu kontrollieren, die dort sind, wo sich Menschen aufhalten, erklärt Sandra Lindner und zählt auf: an Bänken, am Ehrenmal, an Denkmälern, am Straßenrand. Wenn ein Baum abstirbt, vertrocknet er, verliert Äste und ist weniger standfest. Auch auf den Wegen im Stadtwald sind die städtischen Gärtner unterwegs. Um den Hauptteil der Waldfläche kümmert sich, nach Auskunft der Städtischen Betriebe, der Landesbetrieb Wald und Holz. Ziel sei es immer, den Baum möglichst zu erhalten. Sandra Lindner nennt das Beispiel Am Werde. Da hatten die Gärtner gehofft, möglichst viele Buchen zu erhalten. Doch es mussten immer mehr gefällt werden. Sie hofft, dass sich die Bäume auf die neuen klimatischen Gegebenheiten einstellen können und dass es mehr Fördertöpfe gibt, um wieder aufzuforsten.

Kein Grünschnitt in Laubkästen

Mitmachen und Waldretter werden

Um die von Borkenkäfer und Windwurf zerstörten Flächen in Südwestfalen wieder zu bewalden, braucht es nach Schätzung des Regionalforstamtes Wald und Holz etwa 100 Millionen neue Bäume. Ein großer Teil davon kann durch natürliche Erneuerung entstehen. Um aber klima-resistente Forste zu schaffen, brauchen wir Mischwälder, die Trockenheit, Stürmen und Schädlingsbefall widerstehen können.Mit der Aktion „Waldretter“ will unsere Zeitung einen Beitrag leisten, um dieses Ziel zu erreichen. Wie wichtig das Thema ist, verdeutlicht diese Zahl. 26,9 Prozent der NRW-Fläche (oder 915.800 Hektar) besteht aus Wald. In unserer Region ist der Anteil noch größer. Unsere Zeitung beteiligt sich auch finanziell an der Aktion. Für jeden neuen Leser pflanzen wir einen Baum in der Region. Der Verlag hat zugesagt, mindestens 1500 Bäume zu spenden. Für Leser, die einen neuen Leser werben, gibt es ein besonderes Angebot unter aufforstenWir laden alle ein, sich an der Wiederaufforstung von Südwestfalen zu beteiligen und selbst Waldretter zu werden. Das geht auf diverse Art und Weise:Eine Baumspende ist ab einem Betrag von 5 Euro möglich. Dafür wird die Fläche gerodet und hergerichtet, ein Setzling gepflanzt und gepflegt. Und weil nicht jedes Bäumchen angeht, wird bei Bedarf noch mal nachgepflanzt. Ab einem Betrag von 50 Euro, also ab 10 Baumspenden, wird auf Wunsch eine Spendenquittung ausgestellt. Natürlich wählt jeder Spender selbst aus, in welchem Bereich zwischen Hagen und Siegen, Brilon und Schwelm das Bäumchen gepflanzt werden soll. Denn Wälder machen am meisten Spaß, wenn sie vor der Haustür liegen. Hier geht’s zur Spende: waldretterBaumpate werden: Da die Wiederaufforstung eine Generationenaufgabe ist, kann man auch Baumpate werden. Für monatlich 10 Euro wird der Spender Pate einer 50 Quadratmeter großen Waldfläche, um für eine kontinuierliche Wiederaufforstung zu sorgen. Wer 19 Euro monatlich spenden möchte, wird Pate von 100 Quadratmetern Mischwald. Details: waldlokal.com/waldretter-projektDirektspenden sind möglich an: WaldLokal gGmbh; IBAN: DE79 4145 0075 0000 0283 57; Verwendungszweck: Waldretter/ und Ort der Aufforstung.Die Partner des Waldretter-Projektes sind: Waldlokal gGmbH, Wald und Holz NRW, Regionalverband Ruhr Grün, Wirtschaftsbetrieb Hagen sowie die örtlichen Forstämter in der Region. Auf unserer Internetseite waldretter haben wir auch einen Baumzähler installiert. Auf diese Weise können Sie den Fortschritt der Aktion in regelmäßigen Abständen verfolgen.

Eine Lösung, um mehr von den pflegeintensiven Jungbäumen zu retten, sind die sogenannte Baumsäcke. Auf der Hagener Straße und am Großen Markt sind sie zu sehen - die grünen Plastiksäcke, die den Stamm der Bäume umhüllen, die mit Wasser gefüllt sind und die dieses tröpfchenweise über einen langen Zeitraum abgeben. Eine zeit- und kostensparende Maßnahme. In heißen Sommern können sich die Gärtner Bewässerungsfahrten sparen, und auch die Bäume überstehen Trockenperioden besser, weil sie regelmäßig mit Wasser versorgt werden. 8000 Euro wurden bislang in die Baumsäcke investiert. Björn Remer aus der Stadtverwaltung erklärt, dass geschaut werden soll, wie sich die Baumsäcke im Alltag bewähren. Auch sogenannte Gießringe kommen zum Einsatz, die sollen verhindern, dass das Wasser zu schnell abfließt. „Bei starker Trockenheit kommen wir mit dem Gießen gar nicht mehr hinterher“, sagt Peter Quambusch.

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Viel Arbeit machen nicht nur Jungbäume, sondern auch die mehrjährigen Pflanzen wie Rosen und Stauden. Insgesamt kümmern sich die elf Gärtner um etwa 3500 Quadratmeter Grünfläche, dazu gehören Parks, Straßenbegleitgrün, Radwege, Hecken, Kreisverkehre. Dazu gibt es vier Friedhofsgärtner. Zu tun für die Gärtner ist immer etwas: In Hochzeiten wie im Sommer und Herbst sind zusätzliche Mitarbeiter im Einsatz, im Winter unterstützen die Gärtner den Streudienst, wenn Not am Mann oder Frau ist. Auch bei der Müllabfuhr helfen sie mit. „Vor allem mit wilden Müllkippen, sind wir immer wieder ausgelastet“, sagt Peter Quambusch, der sich über so viel Unachtsamkeit ärgert.

Immer mehr Eichenprozessionsspinner

Ein Problem, das ebenfalls immer größer wird, betrifft die Eichen im Stadtgebiet. War im vergangenen Jahr eher nur Silschede in Einzelfällen vom Befall des Eichenprozessionsspinners betroffen, breitet sich die Raupe, die mit ihren Haaren für starke allergische Reaktionen verantwortlich sein kann, immer mehr Richtung Stadtmitte aus. Sandra Lindner schätzt, dass in diesem Jahr etwa jeder dritte Eiche befallen war. Firmen werden beauftragt, die Nester abzusaugen, neuerdings werden auch Maisenkästen in der Nähe angebracht. In der Hoffnung, die Vögel kümmern sich um die Eichenprozessionsspinner.

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Als nächstes steht an, die Laubkästen im Stadtgebiet zu verteilen. Dabei richten die Gärtner einen Appell an die Nutzer, bitte dort wirklich nur Laub dort zu entsorgen. Immer wieder würde dort auch Grünschnitt landen, das sei ein riesiges Problem, da die Laubsauger damit nicht klar kommen, zusätzliche Fahrten zu den Standorten sei nötig und die kostet Zeit. Zeit, die anderer Stelle dann fehlt.