Schwelm. Haustiere werden bei der Flucht aus der Ukraine oft zurückgelassen. Von Schwelm aus gab es nun eine Hilfsaktion nahe der ukrainischen Grenze.
Knapp 2800 Kilometer ließen Maureen und Gregory Staats gemeinsam mit Geschäftspartner Sven Lange und dessen Frau Nadine auf dem Weg nach Medyka in Polen an der Grenze zur Ukraine hinter sich. Mit im Gepäck: Über 1000 Kilogramm Hundefutter, medizinische Güter, Lebensmittel und Babykleidung. Doch das ist noch nicht alles: Denn es gibt ein Happy End.
Mit Hundeboxen in zwei Autos, samt der Spenden fuhr das Team von Staats und Niggemann Security aus Schwelm los. Ziel der Reise war es, den Menschen und auch deren Haustieren in der Ukraine und Polen zu helfen. Was genau auf sie zukommen würde, war auf der Hinreise noch nicht einschätzbar. Sie vermuteten viele zurückgelassene Hunde, konnten die Situation aus der Ferne jedoch nicht konkret beurteilen.
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Die Vermutung, dass viele Flüchtlinge ihre Tiere zurücklassen müssen, ist nun Gewissheit. Die Eindrücke, die die zwei gewonnen haben, sind schwer zu beschreiben. „Die Wahrnehmung, wie es vor Ort abgelaufen ist, ist je nach Person unterschiedlich. Uns war natürlich bewusst, dass wir uns nicht in ein rosa Wunderland begeben und mit Sicherheit auch unschöne Situationen sehen werden“, erklärt Gregory Staats, Geschäftsführer der Sicherheitsfirma Staats und Niggemann Security (SNS) aus Schwelm.
Herzzerreißend
Und genauso kam es. Es sei ein trauriger Anblick gewesen, die verängstigten, teils kranken und unterkühlten Tiere, die kurz zuvor aus der Ukraine gerettet wurden, in Medkya zu sehen. Andererseits erfüllte es das Paar mit Glück, die Hunde in Sicherheit zu wissen. Die Vierbeiner waren in Containern und Käfigen untergebracht, ehe sie weiter auf die Reise nach Deutschland und in die Nachbarländer gehen.
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„Die Hunde verstehen schließlich die Situation nicht und weshalb sie vom Herrchen getrennt sind. Natürlich sind die Tierheime und Auffangstationen in Polen an der Kapazitätsgrenze. Diese retten viele Tierleben. Es ist aber ebenso wichtig, für die Tiere ein Zuhause mit sicherer Umgebung zu finden“, erklärt Gregory Staats mit gemischten Gefühlen.
Gezwungen, das Tier zurückzulassen
Sie haben an der Grenze mehrere Orte angefahren, um ihre Spenden abzugeben. Nicht selten standen sie vor sprachlichen Barrieren. Es spreche selbstverständlich nicht jeder Helfer Deutsch. Mit Englisch konnte vereinzelnd kommuniziert werden. Für vieles brauchte man jedoch keine Sprache. „Wurde ein Transporter ausgeladen, halfen dem Fahrer andere Unterstützer. Jeder hat zusammengehalten, das war wirklich schön. Wir haben Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern getroffen. Italien, Spanien, Schweden und England – von überall kommen Menschen, um die Leute vor Ort zu unterstützen“, beschreibt Maureen Staats.
Gerettete Vierbeiner aus Ukraine suchen „Für-Immer-Zuhause“
Jetzt heißt es ein Heim für die drei tierischen Ukrainer zu finden. Die zwei Hunde Bima und Blacky sind ein eingespieltes Team geworden. Sie sollten zusammenvermittelt werden. Bima kommt von einer ukrainischen Tierschutz-Organisation und ist drei Jahre alt. Fremden gegenüber ist sie noch ein wenig skeptisch unterwegs. Blacky ist knapp fünf Jahre alt. Obwohl er aktiv ist, ist er mit seinen 15 Kilogram etwas übergewichtig. Luna, die einjährige Hauskatze, braucht aktuell noch medizinische Versorgung für ihre Augen. Infos gibt es bei Staats unter 01713440339. Erfahrungen mit Tieren aus dem Tierschutz sollten vorhanden sein.
Die Leute drängen sich überwiegend an den Bahnhöfen und eingerichteten Bus- und Zeltstationen, bestätigten beide. Das Hauptproblem: Viele möchten ihre Haustiere, egal ob Katze oder Hund, klein oder groß, mitnehmen. Aber sie können nicht. Die Tiere dürfen nicht in Busse. Den Fliehenden bleibt also nur der Zug oder die Hoffnung, dass sie von Helfern gemeinsam mit ihrem tierischen Familienmitglied mitgenommen werden.
„Wir hatten zu einer Mutter mit einem 14-jährigen Sohn Kontakt. Mit im Schlepptau: acht Welpen. Sie war am Bahnhof Saporischschja, Nähe Mariupol, und wir haben ihr angeboten, sie von der Grenze mit nach Deutschland zunehmen. Hier warte nämlich schon eine Unterkunft auf sie. Sie hat mehrfach versucht, zu fliehen. Leider ohne Erfolg. Die Bahnhöfe seien so voll gewesen, dass schlicht weg kein Platz mehr für sie da war“, berichtet Maureen Staats. Mittlerweile hat es die Frau mit ihrem Kind geschafft und ist in Deutschland angekommen.
Weiterhin Spenden sammeln
Doch nicht nur sie stand wie viele andere vor der Situation, sich in Sicherheit bringen zu müssen und dafür ihre Tiere zurückzulassen. Auf der Rückfahrt, kurz hinter der Grenze nahe Dresden, trafen sie eine Frau an der Raststätte. Sie hatte eine kranke Katze und einen Hund bei sich. „Es war nicht ganz verständlich, ob sie die Vierbeiner nicht mitnehmen durfte oder ob die Tiere nicht in die Unterkunft in Deutschland konnten. Wären wir fünf Minuten später gewesen, hätten wir wahrscheinlich ein leeres Katzenkörbchen vorgefunden“, gesteht Maureen Staats erleichtert.
Doch nicht nur für das kranke Kätzchen und den Hund gibt es ein Happy End. Auch eine Hündin, die Maureen und Gregory Staats von der ukrainischen Grenze mitgenommen haben, kommt vorübergehend bei ihnen unter. „Meine Eltern kümmern sich momentan um die Katze und pflegen sie gesund, bis sie ein neues Zuhause gefunden hat. Alle drei Fellnasen suchen nun ihr Für-immer-zuhause“, lacht Gregory Staats. Beide finden es bewundernswert zu sehen, wie sich die einst verängstigten Tiere allmählich an sie gewöhnen und aufblühen.
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Die Organisationen und Helfer aus den verschiedenen Nationen würden sich nach besten Kräften bemühen und hätten Beeindruckendes in der kurzen Zeit geleistet. Es sei schön zu sehen, wie viele Menschen bei der eisigen Kälte zusammengekommen seien und ein gemeinsames Ziel verfolgten: Mensch und Tier zu helfen, so das Paar. Es kämen immer wieder Fahrzeuge mit Spenden auf das Gelände eines verlassenen Bauernhofes in unmittelbarer Nähe der Grenze. Dort sei eine Notstation für Hunde und Katzen eingerichtet worden. An diese ging auch der Großteil ihrer Futterspende.
Die Firma SNS möchte weiterhin in ihren Schnelltestzentren in Schwelm, Gevelsberg und Breckerfeld Spenden sammeln und zeitnah, sobald die drei Vierbeiner untergekommen sind, eine weitere Hilfsaktion starten.