Ennepetal. Auf die Tür der Mädchentoilette des Reichenbach-Gymnasiums in Ennepetal sind Amok- und Todesdrohungen mit Datum geschmiert.
Ist die Schmiererei ein dämlicher Streich oder steckt hinter den erschreckenden Zeilen, die sich auf einer Toiletten-Tür am Reichenbach-Gymnasium in Ennepetal finden, tatsächlich eine Amokdrohung? Das kann zu diesem Zeitpunkt nicht hundertprozentig seriös beantwortet werden. Fakt ist: Die Schulleitung hat die Polizei eingeschaltet. Es herrscht maximal erhöhte Aufmerksamkeit. Schulleiter Dr. Stephan Krüger und sein Stellvertreter Andreas Pesch haben am Donnerstag mit einem Informationsschreiben an Schüler, Eltern und das Kollegium reagiert, in dem sie ausführlich auf die Thematik eingehen.
„Mit großem Bedauern mussten wir gestern feststellen, dass ein Mitglied unserer Schulgemeinschaft im Laufe des Vormittags unterschiedliche Schmierereien auf eine Toilettentür (Mädchentoilette im B Gebäude) geschrieben hat. Zu den Äußerungen gehören neben diskriminierenden Beschimpfungen auch der Satz ,ich töte eve…’ (der Rest ist sehr unleserlich), darunter stand das Datum ,25.03.2022’, wiederum darunter ,Amok’“, schildert die Schulleitung, die am Freitag telefonisch nicht erreichbar war, die Ursache für die Aufregung, die vor allem unter den Kindern und Jugendlichen für eine erhebliche Verunsicherung und eine brodelnde Gerüchteküche sorgt.
Androhung ist schon Straftat
Weil allein die Androhung dieser Gewalt eine Straftat ist, hat die Schulleitung die Polizei informiert. „Die Polizei steht uns zurzeit beratend zur Seite und begleitet uns in dieser Angelegenheit. Auch weitere außerschulische Partner wurden informiert und bearbeiten mit uns gemeinsam diesen Vorfall“, teilt das RGE-Führungsduo mit und fährt fort: „Deshalb bitten wir alle Mitglieder der Schulgemeinschaft darum, uns Auffälligkeiten mitzuteilen und uns umgehend zu informieren, wenn in diesem Zusammenhang irgendetwas wahrgenommen worden ist.“
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Schüler sollten sich an die Vertrauenslehrer wenden, die Eltern an die Schulleitung. Ebenso sprechen sie das Kollegium an, in dem auch Verunsicherung herrscht: „Für Sie als Lehrerinnen und Lehrer ist eine solche Nachricht im doppelten Sinne bedeutsam. Einmal, weil Sie sich bestimmt in Ihrer Arbeit beeinträchtigt fühlen, zum anderen, weil Sie sich der Fürsorge für die Schülerinnen und Schüler verpflichtet fühlen.“
Feste Ablaufpläne bei Amok-Alarm
Vor allem während der vergangenen 20 Jahre, während derer mehrere schwere Amokläufe auch Deutschland erschütterten, ist die Sensibilität für dieses Thema erheblich gestiegen.Unter einem Amoklauf an der Schulen versteht man zumeist einen einzelnen bewaffneten Schüler, der möglichst viele seiner Mitschüler und Lehrer verletzen oder gar töten will.Im Falle eines Amoklaufs gibt es feste Alarmpläne und Vorgehensweisen an allen Schulen. Den Alarm kann – im Gegensatz zum Feueralarm – nur die Polizei wieder beenden.
Und weiter schreiben sie: „So eine Nachricht löst bei uns allen Sorge aus. Wir bitten Sie, liebe Eltern darum, das Thema mit Ihrem Kind, Ihren Kindern zu thematisieren, auch wenn aufkommende Ängste kaum zu vermeiden sind. Wir bitten alle darum, Ruhe zu bewahren und auch auf die professionelle Begleitung unserer außerschulischen Partner (Polizei und andere) zu vertrauen. Wenn Sie Fragen oder Ängste haben, stehen wir gerne zur Verfügung. Außerdem hat sich die Schulberatungsstelle des EN-Kreises angeboten, Sie und Euch beratend zu begleiten 02336/932790.“
Umgang mit Datum ist offen
Auf Nachfrage bei der Polizei teilt Pressesprecherin Sonja Wever am Freitagnachmittag mit: „Mir ist zu dem Thema nichts bekannt.“ Nach Informationen dieser Zeitung haben aber am Freitagvormittag Polizisten das Reichenbach-Gymnasium bestreift. Es sollen wohl auch Zivilkräfte vor Ort in Ennepetal gewesen sein.
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Vollkommen unklar ist derweil, ob spezielle Maßnahmen in Zusammenhang mit dem Datum, das an der Toiletten-Tür stand, ergriffen werden. Dies wolle die Schulleitung in Absprache mit der Polizei noch erörtern. „Ob wir im Zusammenhang mit dem genannten Datum Maßnahmen ergreifen, steht noch nicht fest. Wir werden uns um Transparenz und Informationsfluss bemühen, wenn wir aktuelle Informationen vorliegen haben“, schließen Dr. Stefan Krüger und Andreas Pesch den Brief, den sie zunächst über die Klassenpflegschaft unter den Eltern verteilten, parallel jedem Kind über seinen Googlemail-Account zukommen ließen.
Auch wenn Ruhe angemahnt ist, so herrschen doch Anspannung und Vorsicht am Ennepetaler Gymnasium, bis die Sache geklärt ist.