Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. So schätzt die AVU die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Gas- und Strompreise in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal ein.

Schon bevor der Ukraine-Krieg ausgebrochen ist, kletterten die Energiepreise – vor allem für Gas und Strom – ganz rasant nach oben. Insbesondere bei den Haushalten und Hausbesitzern, die mit Gas heizen, geht nun die Angst vor gigantschen Rechnungen um, sollten die Preise auf dem Weltmarkt durch die Decke gehen. Und: Wie sicher ist die künftige Versorgung? Die AVU als heimischer Energieversorger beobachtet den Markt sehr genau und durchaus auch mit einer gewissen Sorge.

„Selbst wenn sich die Situation noch deutlich verschärfen sollte, ist die Gasversorgung für diesen zu Ende gehenden Winter sicher“, verdeutlicht AVU-Pressesprecher Jörg Prostka. Er betont, dass die zurückliegenden Monate im Vergleich zum Vorjahr eher mild gewesen sind, weshalb die Menschen weniger geheizt und damit auch weniger Gas verbraucht haben. Auch den Stop von Nord Stream 2 sieht der heimische Energieversorger gelassen. „Das System funktionierte bislang bestens ohne. Aus unserer Sicht wäre Nord Stream 2 ohnehin nicht zwingend erforderlich“, sagt der AVU-Sprecher.

Langfristige Lieferveträge

Doch trotz allen Optimismus beobachtet die Unternehmensspitze um Vorstands-Chef Uwe Träris den Markt aufmerksam und mit großer Skepsis. Denn von den Preisen, die die AVU auf dem Weltmarkt erzielt, hängen auch die Preise der Endkunden ab. „Wir sprechen da aber über Gaslieferungen im Jahr 2025 oder gar schon 2026“, verdeutlicht Prostka, mit wie viel Vorlauf die Lieferverträge geschlossen werden. Doch was heißt das für den Endkunden? Wann werden die Preise wie hoch steigen? „Das kann unmöglich seriös beantwortet werden. Klar ist, dass für uns die Bezugspreise für Gas und Strom steigen werden“, sagt der Unternehmenssprecher und betont, dass allein beim Strom 40 bis 50 Prozent der Kosten staatliche Abgaben sind. „Die Politik ist willens, durch die Abschaffung der EEG-Umlage gegenzusteuern, aber so ehrlich muss man sein, dass das nichts günstiger macht, sondern maximal steigende Bezugspreise kompensiert“, sagt Prostka.

Jörg Prostka, Pressesprecher der AVU zu Energiesicherheit und Gaspreisen während der Ukraine-Kriegs.
Jörg Prostka, Pressesprecher der AVU zu Energiesicherheit und Gaspreisen während der Ukraine-Kriegs. © WP | AVU / Philipp Kistner

Bislang bleibt die Zahl derjenigen, die ihre Energiekosten nicht mehr tragen können, recht konstant. Doch für eine wachsende Zahl an Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis wandelt sich Energie von der Daseinsvorsorge zum Luxusgut. Sinkende Preise könne es erst mit dem weiter steigenden Umstieg auf grüne Energie geben. Doch an dieser Stelle sind im Ennepe-Ruhr-Kreis enge Grenzen gesetzt. Für die Genehmigung eines einzigen Windrades in Breckerfeld benötigten die Behörden zehn Jahre. „Ein Windpark ist hier ausgeschlossen, Wasserkraft lässt sich ebenso wenig ausbauen“, sagt der AVU-Sprecher, betont aber, dass vor allem bei der Nutzung der Sonnenenergie über Photovoltaik noch erhebliches Potenzial auf gewerblichen und privaten Dächern schlummert.

Höherer Verbrauch als in Berlin

Was allerdings niemals funktionieren wird, ist dass der Ennepe-Ruhr-Kreis sich selbst komplett mit regenerativen Energien versorgen kann. Das hat zum einen die oben genannten Gründe. Zum anderen trägt die sehr industriell geprägte Struktur dazu bei. Ein einziger Vergleich zeigt dies überdeutlich: In Berlin liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei 3581 kWh im Jahr, was 1,7 Tonnen CO2 pro Person und Jahr entspricht. Im Ennepe-Ruhr-Kreis sind dies 6006 kWh im Jahr und 2,85 Tonnen CO2. „So lange wir von produzierendem Gewerbe geprägt sind, können wir nicht energieautark werden“, sagt Jörg Prostka.

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Was das Einsparen von Energie betrifft, sorge die immer weiter fortschreitende Technik in Privathaushalten dafür, dass das Potenzial abnimmt. Allerdings sei im öffentlichen Leben und in der Arbeitswelt noch einiges möglich. Mit Blick auf das Hauptquartier der AVU aus den 70er Jahren weiß die Chefetage des Energieversorgers genau, wovon sie spricht. Denn energetisch ist die eigene Firmenzentrale eine Katastrophe. „Wir wissen, dass dieses Gebäude nicht optimal ist, deshalb sensibilisieren wir auch jeden dafür, zu sparen, installieren Bewegungsmelder und setzen auf weitere einsparende Technik.“ Eine große Aufgabe mit vielen Unbekannten steht dem Energiesektor im Ennepe-Ruhr-Kreis bevor.