Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Einzelhändler und Gastronomen aus allen Städten des EN-Kreises bereiten sich vor: „Wenn sich die Lücke auftut, müssen wir handlungsfähig sein.“
Nach dem Einkaufsbummel noch einen Cappuccino schlürfen. Anziehsachen wieder im Laden anprobieren, vom Fachhändler beraten werden. Das alles hört sich in der aktuellen Pandemielage an, wie eine Geschichte aus 1001 Nacht, wie eine Illusion, die nur schwer wahr werden kann in der nahen Zukunft. Dennoch arbeiten die Stadtmarketing-Verantwortlichen, die Einzelhandelszusammenschlüsse und die Verwaltung des Ennepe-Ruhr-Kreises unter Federführung der EN-Agentur genau daran, dass dieser Traum für die Menschen in den neun Städten des Kreises wahr wird. „Wenn sich die Lücke auftut, müssen wir handlungsfähig sein“, sagt Jürgen Köder, Geschäftsführer der EN-Agentur.
Fahrt nahm die ganze Geschichte auf, als die Einzelhändler der Städte zwischen Ennepe und Ruhr unter Federführung von Pro City Gevelsberg um Vorsitzenden Andreas Niehues einen offenen Brief an Landrat Olaf Schade schickten. Tenor des Schreibens: „Wir wollen mit einem Konzept aus Testen, Impfen und Kontaktnachverfolgung die Innenstädte wieder öffnen.“ Niehues machte damals im Gespräch mit dieser Zeitung deutlich, dass vermehrt Händler und Gastronomen an ihre finanziellen Grenzen stoßen und dringend wirtschaftliche Perspektiven benötigen. Das Mittel der Wahl – darauf einigten sich die Verantwortlichen aus allen neun Städten und bekommen in mehreren Kommunen Rückendeckung von ihren Stadtoberhäuptern – soll die Luca-App werden.
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Diese ist unterm Strich eine von vielen Apps zur Kontaktnachverfolgung, aber nicht zuletzt wegen der Bewerbung durch die Fantastischen Vier, die bekannteste. Per Video-Konferenz haben sich alle Beteiligten darauf geeinigt, dass die App auch im Ennepe-Ruhr-Kreis eingeführt werden soll. „Zunächst soll eine bis Ende August befristete kostenfreie Lizenz eingeholt werden“, teilt Jürgen Köder im Gespräch mit dieser Zeitung mit. Die Sache läuft in der Praxis wie folgt: Die Kunden laden sich die App auf ihr Smartphone und loggen sich mit einem negativen Coronatest ein. In den Schaufenstern der Geschäfte sind QR-Codes, die die Kunden scannen. Die Daten werden verschlüsselt, die App wäre mit dem Gesundheitsamt des Kreises gekoppelt. So wäre die Nachverfolgung von Corona-Fällen gesichert. Wer kein Smartphone besitzt, der kann einen Schlüsselanhänger bekommen, über den die Technik ebenfalls funktioniert.
Möglicherweise mit Ausschreibung
Zwei Probleme tun sich derzeit auf. Erstens: Niemand weiß, wann in der Pandemielage überhaupt wieder an eine Öffnung der Innenstädte zu denken ist. Doch das darf kein Hindernis in der Planung der neun Städte sein, da sind sich sämtliche Protagonisten einig. „Wir wollen bestmöglich vorbereitet sein“, verdeutlicht der Chef der EN-Agentur. Das zweite Problem ist da schon bedeutender: „Wir versuchen händeringend seit mehr als einer Woche die Macher der Luca-App zu erreichen. Bislang hat sich niemand zurückgemeldet“, sagt Jürgen Köder. Doch einige Dinge sind mit den Machern des Systems unbedingt zu klären. Zuvorderst: Können tatsächlich kostenfreie Lizenzen beantragt werden?
Falls nicht, ergibt sich möglicherweise ein ganz anderes Problem: Sollten sich die Lizenzkosten für den Ennepe-Ruhr-Kreis und seine neun Kommunen eine gewisse Summe übersteigen, müsste möglicherweise EU-weit ausgeschrieben werden, was eine enorme zeitliche Verzögerung des gesamten Projektes mit sich brächte. Aktuell arbeiten alle daran, diese Stolpersteine so schnell wie eben möglich zu beseitigen und den großen Traum vom Einkaufsbummel Realität werden zu lassen.