Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Umbruch bei der SPD: Von fünf direkt gewählten Abgeordneten für Landtag und Bundestag aus dem EN-Kreis tritt nur noch eine an. Die Hintergründe.

Nach der SPD-Schmierenkomödie zu der die Kandidatenaufstellung von Timo Schisanowski für die Bundestagswahl im Wahlkreis Hagen/Ennepe-Ruhr geriet, wollen die Sozialdemokraten nun frühzeitig einen sauberen Übergang bei den Kandidaten für den NRW-Landtag schaffen, die im kommenden Jahr antreten.

Mit Hubertus Kramer, dessen Wahlkreis Gevelsberg, Ennepetal, Breckerfeld und Teile von Hagen abdeckt, sowie Professor Rainer Bovermann, der für Schwelm, Sprockhövel und Wetter zuständig ist, verabschieden sich zwei alt gediente politische Schlachtrösser von selbst. Von den Mandatsträgern will ausschließlich Dr. Nadja Büteführ (Witten und Herdecke) erneut in den Landtag einziehen.

Am Sonntag hatten die SPD-Männer ihre Mitglieder informiert. Der Gevelsberger Hubertus Kramer (61), der bei Ablauf seines Mandats 17 Jahre seine Heimat auf Landesebene vertreten haben wird, und gleichzeitig Vorsitzender des SPD Unterbezirks ist, wandte sich schriftlich in einem mehrseitigen Brief an die Genossen. In diesem lässt er sein Wirken in Düsseldorf Revue passieren.

Abschluss mit schönem Ende

Die Reaktionen machen ihn glücklich: „Viele Menschen haben sich bei mir gemeldet und bedauern, dass ich aufhöre. Sie haben zur Kenntnis genommen, mit welchem Zeitaufwand ich mich für die Menschen in meinem Wahlkreis eingesetzt habe.“

Zwei Dinge würden ihm den Abschluss zu einem schönen Ende machen: „Ersten habe ich selbst bestimmt, dass es Zeit ist, zu gehen. Zweitens ist es eine verdammt schöne Sache, dass ich künftig auch zu ganz vielen Veranstaltungen vor allem in Gevelsberg, Voerde und Oberbauer kommen kann, ohne Abgeordneter zu sein.“

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Dass Respekt und Wertschätzung im politischen und gesellschaftlichen Diskurs schwinden, mache ihm die Entscheidung deutlich leichter. Sein potenzieller Nachfolger Helge Mannott (34) (wir berichteten exklusiv) steht bereits in den Startlöchern. „Ich will ein Chaos wie bei der Aufstellung zur Bundestagswahl vermeiden“, sagt der Gevelsberger Stadtverbandsvorsitzende.

Ende vergangenen Jahres hatte der Parteiklüngel das langjährige Bundestagsmitglied René Röspel auf das politische Abstellgleis gesetzt. Mannott macht klar: „Ich würde der Partei als Gewerkschafter, als Betriebsrat, als Familienvater sicherlich gut tun.“

Kandidatenkür Ende Juni

Für Prof. Rainer Bovermann wiederum, der wie Hubertus Kramer seit 2005 dem Landtag angehört, hat sich noch kein potenzieller Nachfolger in Stellung gebracht. Er führt sein Alter und gesundheitliche Gründe an, weshalb er nicht erneut kandidieren wird. „Als dann 65-Jähriger möchte ich ab 2022 etwas kürzer treten. Ich denke, dass es der richtige Zeitpunkt ist, auch wenn mich einige gebeten haben, erneut anzutreten.“

Ihm sei die Entscheidung schwer gefallen, er habe länger mit sich gerungen und die Familie mit einbezogen. Für die möchte er zudem mehr Zeit haben. Ein weiterer Grund: „Ich bin ja ein Pendler zwischen den Welten, also zwischen Politik und Politikwissenschaft. Ich freue mich darauf, bald wieder mehr forschend tätig sein zu können“, sagt Bovermann.

Klarheit, wer für die Sozialdemokraten in den drei EN-Wahlkreisen ins Rennen um die Direktmandate für den NRW-Landtag einsteigt, soll es Ende Juni geben. Für dann ist die Vertreterversammlung zur Kandidatenkür geplant. Im Mai sollen die Stadtverbände ihre Vorschläge einbringen.