Ennepetal. In Intensivkursen von DLRG und „Platsch“ lernen in Ennepetal fast 150 Kinder in den Sommerferien schwimmen. Und die Nachfrage ist noch größer.
„Das war diesmal ein Anfragerekord. Bei der Anzahl der Bewerbungen, die ich bekommen habe, kam ich mir vor wie der letzte Wassereimer in der Wüste“, sagte die 2. Vorsitzende der DLRG, Ortsgruppe Ennepetal, Sabine Hohagen, die mit ihrem bewährten Team nach langer Coronasperre wieder die Aktion „NRW kann schwimmen“ durchgeführt hatte. „Endlich!“, atmet sie auf. Aus 145 Anfragen habe man lediglich 24 Kinder für die zwei Sommerferien-Kurse im Platsch aufnehmen können. „Ich musste 121 Absagen erteilen, das tut einem schon weh.“ Diesmal seien die Jahrgänge 2008 bis 2011 berücksichtigt worden. „Es waren erstmals drei Kinder mit Handicap dabei“, so Hohagen.
Die 11. Auflage der DLRG-Veranstaltung „NRW kann schwimmen“ war ebenso erfolgreich wie die vorausgegangenen Kurse. Dabei mussten die Kinder ihren Mund- und Nasenschutz bis zu den Kabinen tragen, die Betreuer bis zum Beckenrand, wie Sabine Hohagen erklärt.
145 Bewerbungen für 24 Plätze
Über die Schulen seien die Kurse ausgeschrieben worden – und sofort habe es Anfragen geprasselt, keines der Kinder konnte schwimmen. Nach zehn Tagen hieß es nun am Freitagnachmittag für 20 junge Teilnehmer: „Seepferdchen bestanden!“ Dafür waren gefragt: 25 Meter Brustschwimmen, Springen vom Beckenrand, Tauchen nach einem Ring im schultertiefen Wasser. Die Übergabe der Seepferdchen und Urkunden fand aufgrund des Hochwassers, unter dem auch das Freizeitbad Platsch zu leiden hatte, nicht wie geplant im Schwimmbad, sondern auf dem Milsper Marktplatz statt. „Ich bin stolz auf Euch!“ rief Sabine Hohagen der Kinderschar zu.
Über den Erfolg freuten sich neben Hohagen auch Stefan Stubner, Sina Baarts, Björn Sichelschmidt, Marko Brüschke, Nico Schelberg, Celina Drewnick, Rabea Hustert und Uwe Kaczmarek, die zum Betreuer-Tam gehörten.
Man sei der Badleitung und dem Bad-Team dankbar für die Bereitstellung der Schwimmhalle. „Wenn Corona mitspielt, möchten wir auch in den Herbstferien die Schwimmkurse, die sich über zwei Wochen erstrecken, anbieten“, so Hohagen, die ein positives Fazit zog: „Alles lief rund, wir sind zufrieden.“
Ziel des Projektes sei, dass die Zahl der Nichtschwimmer reduziert werde. „Die Schwimmqualität der Kinder ist mittlerweile sehr schlecht, das liegt auch an den fehlenden Schulschwimm-Stunden. Die Zahl der Ertrinkenden in Deutschland steigt, das kann jeder nachlesen und das ist erschreckend.“
Hatten die etwas größeren Kinder im Schwimmerbecken alles gegeben, um das Seepferdchen zu erlangen, zeigten sich die etwas Jüngeren im Variobecken des „Platsch“ nicht weniger motiviert. Dort finden die kostenlosen, jeweils zweiwöchigen Sommerferien-Schwimmkurse des Freizeitbades statt, die über die gesamten Ferien veranstaltet werden und an denen insgesamt 120 Kinder in 24 Intensiv-Kursen (jeweils fünf Kinder im Alter von fünf bis acht Jahren) teilnehmen. Organisiert wurde die Schwimm-Aktion von Badleiter Volker Külpmann. Der Geschäftsführer der Kluterthöhle und Freizeit GmbH, Florian Englert, hatte die Reichert-Alanod-Stiftung angesprochen, nachdem die Politik den Wunsch nach Schwimmkursen in den Sommerferien geäußert hatte. Zur Reichert-Alanod-Stiftung, die sich bereit erklärt hat die jetzige Aktion zu sponsern, hatte man guten Kontakt, da diese im letzten Jahr die Eintrittspreise ins Platsch für Kinder und Jugendliche in den Sommerferien übernommen habe.
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Rettungsschwimmerin Anja Becker, die seit 30 Jahren Schwimmkurse leitet, berichtet, dass die Nachfrage an der Sommeraktion sehr hoch war. „Die 120 Online-Anmeldungen waren innerhalb von sechs Minuten durch.“ Durch Corona sei ein Stillstand entstanden. Schwimmunterricht in den Schulen falle aus, und dass Erlebnisbäder gebaut und Schulschwimmbäder abgeschafft werden, sei ein weiteres Problem. Darum bestehe keine Gelegenheit, in der Schule schwimmen zu lernen. Die Zahlen der Ertrinkenden seien alarmierend.
„Je älter die Kinder sind, desto wichtiger ist es, dass sie schwimmen lernen, weil sie im fortgeschrittenen Alter alleine unterwegs sind und somit nicht unter Aufsicht stehen“, erklärte Anja Becker. Sechs Wochen bei täglich acht Kursen mehrere Stunden im Wasser aktiv zu sein, sei schon anstrengend, sagt sie. Auch sei es im Gegensatz zu früheren Zeiten anstrengender, weil die Kinder teilweise hyperaktiv seien. Die Lautstärke in der Halle, das laute Reden tun ein Übriges. Aber: „Man hat auch große Freude, wenn sich Erfolg eingestellt hat.“
Man werde wegen des Aufwandes überlegen, so Volker Külpmann, ob diese kostenlose Aktion ein weiteres Mal stattfinden könne.
Land und Stiftung unterstützen Angebote
Das Projekt „NRW kann schwimmen“ begleitete die DLRG Ennepetal zwei Wochen über jeweils zehn Stunden im „Platsch“. Die Kinder konnten für einen Eigenanteil von 10 Euro an dem Kurs teilnehmen. Gefördert wird das Landesprogramm durch das Ministerium für Schule und Weiterbildung; innerhalb der Schulferien können Schwimmkurse besucht werden.Die „Platsch“-Aktion mit den Schwimmtrainerinnen Anja Becker und Annika Stindt wurde ermöglicht durch eine Spende der Reichert-Alanod-Stiftung. Die Kursgebühr beträgt insgesamt 95 Euro, wobei die Eltern in Vorleistung treten müssen. „Wenn das Kind mindestens 80 Prozent, also acht der zehn Termine wahrgenommen hat, wird dieser Betrag am Kursende zurückgezahlt. Die Kosten werden durch die Reichert-Alanod-Stiftung getragen“, erklärt Badleiter Volker Külpmann.Reguläre Schwimmkurse finden auch weiterhin im „Platsch“ zweimal wöchentlich über jeweils fünf Wochen statt.