Ennepe-Ruhr. Der Ennepe-Ruhr-Kreis erklärt, was die Berliner Corona-Beschlüsse für seine eigenen Pläne bedeuten. Neues gibt es auch in Sachen Schnelltests.
Es war eine gute Nachricht, die der Ennepe-Ruhr-Kreis am Mittwochabend verkündete: Landrat Olaf Schade hatte ein zweites Impfzentrum in der Uni Witten/Herdecke in Aussicht gestellt. Wenige Stunden später ist das Thema wieder vom Tisch.
Wie geht es mit den Schnelltests weiter? Wie sind die Corona-Beschlüsse umzusetzen, was sagen der Hausärzte- und Apothekerverband, und wo gibt es demnächst Selbsttests zu kaufen? Viele Fragen bleiben am Tag nach der Ministerpräsidentenkonferenz.
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Weitere Impfstelle
Noch am Mittwoch hatte sich der Krisenstab der Kreisverwaltung dafür ausgesprochen, die vom Land geforderte Ausweitung der Impfkapazitäten in Zusammenarbeit mit der Universität Witten-Herdecke in Angriff zu nehmen und ab April zu realisieren. Um dies realisieren zu können, verabschiedet sich die Landesregierung von der Vorgabe „Ein Impfzentrum pro Kreis“ und machte den Weg für neue Angebote frei. Noch offene Fragen sollten in den nächsten Tagen auch in Gesprächen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe und der Landesregierung geklärt werden.
Keine 24 Stunden später fehlt den Beteiligten hierfür quasi die Geschäftsgrundlage. Mit dem vom Bund-Länder-Gipfel beschlossenen flächendeckenden Einstieg der Haus- und Fachärzte in die Impfkampagne ab Ende März oder Anfang April wird eine weitere Impfstelle neben dem seit Anfang Februar in Ennepetal laufenden Impfzentrum wohl nicht mehr nötig sein.
Sicht des Hausärzteverbands
Anke Richter-Scheer, 1. Vorsitzende des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe und zuständig für den Ennepe-Ruhr-Kreis sieht die Hausärzte auf jeden Fall gut aufgestellt. „Seit Wochen haben wir als Verband das Ziel, die Durchführungen der Impfungen in die Hausarztpraxen zu geben, gefordert und auch unterstützt, so dass wir diesen Beschluss sehr begrüßen.“ Impfen als präventive Maßnahme gehöre als eine der ureigensten Aufgaben des Hausarztes zur Sicherung der Patientenversorgung und damit in die Hausarztpraxis.
Anke Richter-Scheer geht davon aus, dass die Impfstoffe – trotz ihrer Zubereitungsart – in der Hausarztpraxis händelbar seien. „Sie richtet aber auch einen Appell an das Gesundheitsministerium: „Wichtig wäre in diesem Zusammenhang, dass die Dokumentation vereinfacht wird. Die jetzige Dokumentation ist sehr aufwendig und mit Blick auf die Impfaufklärungen zu anderen Impfstoffen, beispielsweise Influenza, nicht nachvollziehbar.“
Gespräche zu Schnelltests
Zu den Schnelltests lautet die Beschlusslage seit Donnerstagnacht: Bürgern, die keine Coronasymptome haben, steht mindestens einmal pro Woche ein kostenloser Schnelltest zu. Hierfür wird der Bund ab Montag, 8. März, die Kosten übernehmen. „Offen geblieben ist aber, wann die ersten kostenlosen Tests im Ennepe-Ruhr-Kreis möglich sein werden“, teilt der Kreis mit.
Hier gibt es Soforttests zu kaufen
Der Apothekerverband teilt mit, dass es ab der kommenden Woche Selbsttest für Laien zu kaufen gibt. Dies sei eine Ergänzung der Teststrategie und gebe den Bürgern ein Stück Sicherheit. Aber: „Die Tests müssen korrekt angewendet werden, damit das Ergebnis zuverlässig ist. Bei den bisher zugelassenen Laientests muss der Abstrich im vorderen Nasenbereich entnommen werden. Dort allerdings ist die Viruskonzentration meist deutlich niedriger als bei einer Materialprobe, die geschultes Fachpersonal aus dem Nasen-Rachen-Raum entnimmt“, heißt es von dem Verband. In den Apotheken werde der Kunde beraten, wie der Test korrekt durchzuführen ist.Da Soforttests nicht an einen Verkauf in den Apotheken gebunden sind, sind diese auch im Handel erhältlich. Aldi will ab Samstag, 6. März, pro Person eine Schnelltestpackung zum Preis von 24,99 Euro verkaufen. In der Packung sind fünf Tests enthalten. Auch die Drogeriemärkte dm und Rossmann nehmen Schnelltests ins Sortiment. Rossmann geht von einem Verkauf ab der Mitte der kommenden Woche aus, dm ab Dienstag. Kaufland will ab dem 15. März mit dem Verkauf beginnen. Die Pressestelle von Lidl teilt mit, dass der Discounter einen möglichen Verkauf derzeit prüfen würde. Edeka lässt mitteilen, das ein Verkauf geplant sei, sich das Unternehmen aber noch in Abstimmungsprozessen befinde. Die Pressestelle von Rewe teilt auf Anfrage mit: „Wir (Rewe, Penny und toom Baumarkt) beobachten hinsichtlich der Zulassungen und der faktischen Verfügbarkeit von Selbsttests die Entwicklung und prüfen ein entsprechendes Angebot in unseren Märkten.“
Landrat und Bürgermeister hatten sich am Mittwochvormittag darauf verständigt, dass sich die Städte um diese Schnelltest-Angebote für ihre Bürger kümmern. Los gehen sollte es im April.
Jetzt, nach der Ministerpräsidentenkonferenz, steht der 8. März im Raum. „Wir müssen jetzt abwarten, welche Infos vom Land kommen“, erklärt Hans-Günther Adrian, Pressesprecher der Stadt Ennepetal. Entscheidend sind die Fragen: Wie die Schnelltests beschafft werden sollen, ab wann das möglich ist, welche Vorstellungen das Land dazu hat, ob Dienstleister beauftragt werden sollen?
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Die Stadt Schwelm ist ebenso von dem neuem Termin überrascht und wartet auf die Ausführungen des Landes, wie alle anderen Kommunen. „Währenddessen arbeiten wir an einem Konzept“, teilt Pressesprecherin Heike Rudolph mit. Innerhalb von vier Wochen Test-Kapazitäten aufzubauen, das sei eine realistische Planungsperspektive gewesen, sagt Claus Jacobi.
Und dann kam der Corona-Gipfel. Der Bürgermeister der Stadt Gevelsberg sieht Schnelltests als Schlüssel für die Öffnung von Einzelhandel und Gastronomie, betont aber auch, dass Sicherheit vor Schnelligkeit bei der Schaffung von Testkapazitäten stehen müsse. Er setzt auf ein dezentrales Angebot, möglicherweise in Kooperation mit Apotheken vor Ort. „Eine Turnhalle als Testzentrum würde für einen Hotspot sorgen, wenn tausende dorthin kommen.“
Reaktion Apothekerverband
Dass die Corona--Beschlüsse zu den kostenlosen Schnelltests bis zum 8. März nicht umzusetzen sind, davon geht auch der Apothekerverband Westfalen-Lippe aus.. „Antigen-Schnelltests durch geschultes Fachpersonal sind ein wichtiges Mittel im Kampf gegen das Coronavirus und für einen Ausweg aus dem Lockdown“, teilt der Verband mit.
Viele Apotheken vor Ort in Westfalen-Lippe würden gerne unterstützen. Einer Umfrage des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe, zu dem auch der Ennepe-Ruhr-Kreis gehört, bieten bereits zehn Prozent der Apotheken vor Ort die Durchführung von Schnelltests an – aktuell noch zahlungspflichtig. Weitere 14 Prozent planten grundsätzlich, dies künftig zu tun. Kostenlose Test seien aber nur möglich, wenn diese vom öffentlichen Gesundheitsdienst beauftragt würden.
Der Verband wirbt um Verständnis, wenn nicht alle Apotheken Tests anbieten. „Die Durchführung der Antigentests ist ein freiwilliges Angebot jeder Apotheke. Aufgrund der hohen Anforderungen an Räumlichkeiten und Arbeitsschutzmaßnahmen können nicht alle Apotheken diese Schnelltests durchführen. Ferner fehlen inmitten der Corona-Pandemie sowie aufgrund des Fachkräftemangels in manchen Apotheken schlicht die personellen Kapazitäten, um die Durchführung der Tests anzubieten.“