Schwelm/Ennepetal. Um die Astrazeneca-Impfdosen für 60- bis 79-Jährige schnell verimpfen zu können, richtet der EN-Kreis in Schwelm ein Impf-“Drive through“ ein.

Der Ennepe-Ruhr-Kreis richtet an der „Schwelm-Arena“, der Sporthalle an der Stadtgrenze zu Ennepetal, eine „Drive-through“-Impfstation ein. Dort sollen ab Ostermontag die zusätzlich vom Land angekündigten 8770 Dosen Astrazeneca-Impfstoff für 60- bis 79-Jährige in die Oberarme injiziert werden. Das Besondere dabei: Die Impflinge bleiben für Registrierung, Ausfüllen der Formulare, Arztgespräch und den abschließenden Pieks im Auto sitzen.

Die Station, die organisatorisch als Außenstelle des nur wenige hundert Meter entfernten Impfzentrums des Kreises eingerichtet wird, wird aufgebaut, weil im Impfzentrum selbst die Kapazitäten für eine so große Zusatzration an Vakzine nicht ausreichen. „Wir haben am Mittwoch die Ansage vom Land NRW bekommen, dass 430.000 Dosen Astrazeneca-Impfstoff bei den über 60- bis unter 79-Jährigen bis zum 18. April verimpft werden sollen“, erklärt Landrat Olaf Schade, wie kurzfristig man sich wieder einmal einer neuen Herausforderung habe stellen müssen.

Infos zur Terminbuchung

Bürgerinnen und Bürger im Alter zwischen 60 und 79 Jahren haben zwischen Samstag, 3. April, und Montag, 5. April, die Chance, Astrazeneca-Impftermine zu buchen. Buchbar sind die Termine ausschließlich über das Portal der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, also unter 0800 / 116 117 02 sowie online unter www.116117.de.Bereits im Vorfeld wiesen die Verantwortlichen der Kassenärztlichen Vereinigungen darauf hin, dass bei der Terminbuchung anfangs zu Problemen kommen könne.Die Impfungen für die 60- bis 79-Jährigen beginnen am Ostermontag, 5. April, 14 Uhr, auf dem Parkplatz der Schwelm-Arena, Milsper Straße 35, in Schwelm.Das Impfzentrum in Ennepetal wird auch über Ostern in Betrieb sein. Dort sind bis Ostermontag rund 900 Impfungen für am Tag terminiert. Erwartet werden Menschen über 80 Jahren sowie chronisch Kranke. Für sie liegt der Impfstoff von Biontech bereit.Ab Dienstag, 6. April, können die Bürger des Jahrgangs 1941 Impftermine vereinbaren. Auch dies ist nur über das Buchungsportal der KV möglich. Jeder von ihnen hat die Möglichkeit, seinen Lebenspartner unabhängig von dessen Alter ebenfalls zum Impfen anzumelden. Es ist eine Option, die ab Dienstag auch für alle ab 80-Jährigen gilt, die noch keinen Termin vereinbart hatten.

An den Ennepe-Ruhr-Kreis gehen von der freigegebenen Menge etwa 8800 Dosen. Das Problem: „Wir müssen die Dosen an den Mann bringen. Doch das Impfzentrum platzt aus allen Nähten“, so der Ärztliche Leiter, Dr. Christian Füllers. Etwa 1000 Spritzen können dort pro Tag gesetzt werden.

Der Vorschlag des NRW-Gesundheitsministeriums, weitere Impfstraßen zu öffnen, ist im ehemaligen Aldi-Markt an der Kölner Straße 205 in Ennepetal nicht umsetzbar. „Wir haben dort schon mehr als vom Land vorgegeben war, betont Christian Zittlau, Sachgebietsleiter Feuer- und Katastrophenschutz beim Kreis. Und der Hinweis, dass man sieben Tage pro Woche impfen könne, lief ins Leere. „Das machen wir schon“, so Zittlau. „Wir haben die Betriebszeiten ja sogar schon ausgeweitet, impfen von 8 bis 21.30 Uhr.“ Also suchten die Verantwortlichen eine Alternative. Und wurden in Schwelm fündig.

THW sorgt für den Aufbau

Die Stadt Schwelm hatte den Parkplatz ohnehin schon angeboten, falls es am Impfzentrum zu eng werden sollte. Nun wird auf der Fläche neben der Heimstätte der EN Baskets eine temporäre Station mit zwei – im Wortsinne – Impfstraßen aufgebaut. Das Technische Hilfswerk übernahm den Aufbau. Etwa 40 Kräfte der vier Ortsverbände Schwelm, Witten, Wetter und Hattingen begannen nach vorheriger Materialaufnahme am Samstag um 10 Uhr mit der Arbeit. Man errichtete Zelte und ein Gerüstsystem, das auch höhere Durchfahrtshöhen bis zu 3 Metern erlaube, erklärte Ingo Brune, Ortsbeauftragter des THW Hattingen und Koordinator des Einsatzes. So könnten auch Menschen im VW-Bus, Wohnmobil oder großen SUV problemlos versorgt werden.

Dr. Christian Füllers bittet alle, die die Auto-Impfung erhalten, praktische Kleidung anzuziehen, um den Oberarm schnell freimachen zu können. Nur so könne die geplante Taktung eingehalten werden. Wenn es am Ostermontag um 14 Uhr losgeht, sollen zunächst 24 Autos pro Stunde abgefertigt werden, um Erfahrungen zu sammeln. An Dienstag sollen es dann 32 Autos pro Stunde sein, und zwar im Zeitraum von 8 bis 20 Uhr.

Die Helfer des THW mit Landrat Olaf Schade, dem Ärztlichen Leiter des Impfzentrums, Dr. Christian Füllers, dem Sachgebietsleiter Feuer- und Katastrophenschutz beim EN-Kreis, Christian Zittlau.
Die Helfer des THW mit Landrat Olaf Schade, dem Ärztlichen Leiter des Impfzentrums, Dr. Christian Füllers, dem Sachgebietsleiter Feuer- und Katastrophenschutz beim EN-Kreis, Christian Zittlau. © WP | Hartmut Breyer

Die Nähe der Nebenstelle zum Impfzentrum in Ennepetal ist wichtig, weil dort nach wie vor der Impfstoff vorbereitet wird. Kräfte der Feuerwehr werden die Spritzen zum Einsatzort transportieren. Das DRK kümmert sich auch in Schwelm um die Impfung selbst.

Der grundsätzliche Ablauf im „Drive through“ sei mit dem im Impfzentrum vergleichbar, erklärt Dr. Christian Füllers. Die Impflinge fahren mit ihrem Fahrzeug auf das Gelände an der Milsper Straße 35 in Schwelm, werden auf ihre Bahn eingewiesen, erhalten ihr Formular, das sie im Auto bereits ausfüllen sollen, werden registriert, können ein kurzes Arztgespräch führen und werden dann geimpft. Zur Nachbeobachtung können die Impflinge in einem Bereich dann parken. Es seien immer zwei Ärzte vor Ort, betont Füllers. Aufgeteilt sei die Arbeit in zwei Schichten.

„Es wird hier etwas Hemdsärmeliger zugehen“, kündigt der Mediziner aus Gevelsberg an. Er hebt hervor, dass die praktische und pragmatische Idee im Team geboren worden sei. „Ich finde es toll, dass alle mitziehen“, meint Füllers. Ein Lob, dem sich Olaf Schade und Christian Zittlau anschließen. Es sei bemerkenswert, wie problemlos die ehrenamtlichen Kräfte für einen solchen Einsatz zu gewinnen seien, meinen sie.

Zunächst soll das „Drive through“ maximal 14 Tage in Betrieb bleiben. Ob dort in diesem Zeitraum alle 8800 Impfdosen verabreicht werden können, müsse man abwarten und gegebenenfalls weitere Alternativen ausarbeiten.