Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Sirenen, Bunker, Radioaktivität – auch wenn der Krieg wohl nicht in den EN-Kreis kommen wird, laufen erste Abfragen und Vorbereitungen.
Michael Schäfer, Leiter des Krisenstabs des Ennepe-Ruhr-Kreises, macht unmissverständlich klar, wo die Prioritäten mit Blick auf den Ukraine-Krieg für den Ennepe-Ruhr-Kreis und seine Städte aktuell liegen: „Jetzt gilt es, den Menschen zu helfen, die aus der Ukraine zu uns kommen.“ Gleichwohl laufen aber auch die ersten Abfragen, um vorbereitet zu sein, sollte der Krieg auch diese Region bedrohen. Doch auch hier ist Schäfer sehr deutlich in seiner Ansage: „Das ist im Moment für uns kein realistisches Szenario.“
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Ganz generell liegt das Heft des Handelns in einem solchen Fall ohnehin beim Bund. Denn rein formal müsste dieser den Verteidigungsfall für die Bundesrepublik Deutschland ausrufen, damit die diversen militärischen und zivilen Ebenen zum Schutz der Bevölkerung tätig werden. „Doch sollte sich so etwas anbahnen, haben wir im Vorfeld natürlich Vorbereitungen getroffen“, sagt Schäfer. Mit einigen ganz grundlegenden Dingen hat die Kreisverwaltung auch schon begonnen. Zum Beispiel mit Blick auf radioaktive Strahlung. „Wir haben die Feuerwehren beauftragt, eine Null-Raten-Messung vorzunehmen“, sagt Michael Schäfer, der den Krisenstab des Kreises gemeinsam mit Astrid Hinterthür leitet. Dahinter verbirgt sich, herauszufinden, wie hoch die radioaktive Grundstrahlung derzeit liegt. Dahinter verbirgt sich – das betont Schäfer ausdrücklich – jedoch nicht eine akute, begründete Angst vor dem Einsatz atomarer Waffen, der im Ennepe-Ruhr-Kreis Auswirkungen haben könnten. „Derzeit schauen wir eher auf Tschernobyl und ob dort vielleicht Strahlung austritt, die Auswirkungen haben könnte.“
Höhlen als Zufluchtsorte
Parallel dazu hat der Ennepe-Ruhr-Kreis bei den Städten abgefragt, wie viele Zivilschutzräume existieren. „Das sind so gut wie gar keine“, sagt Michael Schäfer. Hinter Zivilschutzräumen verbergen sich beispielsweise Bunker. Diejenigen, die in den neun Städten des EN-Kreises existierten, sind überwiegend im Zweiten Weltkrieg oder zur Zeit des Kalten Krieges entstanden. „Als vor vielen Jahren die Förderung des Bundes eingestellt wurde, sind auch diese zunehmend verfallen“, sagt Schäfer und bezweifelt im gleichen Atemzug, ob die bis zu 100 Jahre alten Bauten modernen Waffensystemen überhaupt noch standhalten würden. Heißt: Die ehemaligen Bunker sind nicht mehr nutzbar. „Einzig einige Höhlen könnten Zufluchtsorte für die Zivilgesellschaft werden“, sagt Michael Schäfer. Dazu zählen beispielsweise die Kluterthöhle, die Bismarckhöhle oder die Russenhöhle – allesamt im Klutertberg in Ennepetal.
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Wichtig sei auch, dass die Menschen sich eigenverantwortlich über die jeweils aktuelle Lage informieren. „Der Selbstschutz ist in jeder Krisensituation ein elementar wichtiger Baustein“, sagt Schäfer, der auch schon die Flüchtlingskrise, die Coronapandemie und das Hochwasser aus dem vergangenen Sommer als Leiter des Krisenstabs erlebt hat. Er nennt als wichtige Informationsquelle das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, wo es online unter bbk.bund.de Checklisten gibt, was man im Haus haben sollte. „Da geht es aber auch darum, dass ich beispielsweise wichtige Dokumenten zusammenhalte“, sagt Michael Schäfer.
Sirenen werden wieder wichtig
Er verweist auf zwei weitere Online-Hilfen für den Krisenfall, die nicht nur in Bezug auf den Ukraine-Krieg wichtige Informationsquellen im Krisenfall sind: die Nina-Warnapp sowie die App des Ennepe-Ruhr-Kreises, die in den gängigen App-Stores kostenfrei erhältlich sind. „Nicht zuletzt sind natürlich unsere Sirenen wichtig in Krisenzeiten“, macht der Krisenmanager aus dem Kreishaus in Schwelm deutlich. Diese waren nach Ende des Kalten Krieges überwiegend abgebaut worden – in der Stadt Witten beispielsweise komplett. „Wir haben aber mittlerweile wieder ein komplettes Netz im Ennepe-Ruhr-Kreis und seinen neun Städten, und sie stellen sich weiter auf“, sagt Michael Schäfer, der noch einmal betont, dass er derzeit nicht davon ausgeht, dass der Krieg den Ennepe-Ruhr-Kreis ereilen wird und die Sirenen für Fliegeralarm oder ähnliches in Einsatz kommen.
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„Wir konzentrieren uns darauf in unserer sicheren Region den Menschen Schutz zu bieten, die vor dem Krieg in der Ukraine in die Sicherheit flüchten“, sagt er und hofft darauf, dass dies von den Behörden schnell in geregelte Bahnen gelenkt wird, was Asylrecht, Aufenthaltsrecht, Impfstatus, Jugendämter und Beschulung sowie viele weitere noch nicht im Detail geklärte Fragen anbelangt.