Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. So bereiten sich der Ennepe-Ruhr-Kreis und die Städte Schwelm, Gevelsberg sowie Ennepetal auf Flüchtlinge aus der Ukraine vor.
Ein Angriffskrieg in Europa, Bombenterror gegen unschuldige Menschen und das – nimmt man die ukrainische Hauptstadt Kiew als Entfernungsmaßstab – weniger als 2000 Kilometer vom Ennepe-Ruhr-Kreis entfernt. Hier laufen in den einzelnen Städten und koordiniert über den Ennepe-Ruhr-Kreis die Vorbereitungen für die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen auf Hochtouren, die Welle der Hilfsbereitschaft aus Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal rollt unaufhörlich.
+++ BIW holt Menschen aus der Ukraine nach Schwelm +++
Per Videokonferenz hatte sich Landrat Olaf Schade am Mittwoch mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der neun EN-Städte über die Lage ausgetauscht. „Die größte Herausforderung sehen die Verantwortlichen in Kreishaus und Rathäusern derzeit darin, dass nur schwer abzuschätzen ist, was genau auf sie zukommen wird“, teilt Ingo Niemann, Pressesprecher des Ennepe-Ruhr-Kreises mit. Unabhängig davon werde aber überall das vorbereitet, was vorbereitet werden könne. Damit Hilfen auch Sinn machen, sollten diese sich an folgenden Punkten orientieren:
„Sachspenden sind nach übereinstimmender Einschätzung vieler Akteure aktuell nicht erforderlich“, sagt Niemann. „Bereits angelaufene Sammelaktionen können und sollen natürlich fortgesetzt werden. Jeder der helfen möchte, sollte seinen Fokus aber vor allem auf eine Geldspende legen. Adressaten hierfür sind die bekannten Hilfsorganisationen“, heißt es aus dem Kreishaus in Schwelm.
Nicht zur Grenze fahren
„Fahrten an die ukrainische Grenze, die das Ziel haben, selbstständig Flüchtlinge anzusprechen und in den Kreis zu transportieren, sollten aufgrund der unübersichtlichen Situation nicht unternommen werden“, mahnt Landrat Olaf Schade. Gleichwohl werden diese Hilfsaktionen weiter organisiert – auch um unbürokratisch Hilfe zu leisten. Bald soll ein geordnetes Verfahren möglich sein. Bis es soweit ist, rechnen die Verantwortlichen im Kreis mit Einzelpersonen, Familien oder kleinen Gruppen, die in den Kreis kommen. „Sie sind hier ebenso willkommen wie diejenigen, die in den nächsten Wochen und wohl auch Monaten noch Zuflucht bei uns suchen werden“, betonen der Landrat sowie die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister.
Die Stadt Ennepetal hatte bereits am Montag die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, Unterkünfte zu melden. Innerhalb kürzester Zeit gab es fast 30 Angebote. „Wir sind überwältigt von der Zahl der Rückmeldungen“, sagte die Ehrenamtsbeauftragte Desirée Jacobi, die die Angebote sammelt. Sie erklärte, dass man sich bei den Betreffenden melden werde, sobald klar ist, wie groß der Bedarf sein wird. Um eine erste Anlaufstelle zu schaffen, wird die Stadt die ehemalige Albert-Schweitzer-Schule in Oberbauer reaktivieren. Das Gebäude war aufgrund der großen Zahl von Flüchtlingen, die 2015 ankam, zur Gemeinschaftsunterkunft umgebaut worden, wurde zuletzt aber nicht mehr genutzt.
+++ Breddermann aus Gevelsberg berichtet aus der Ukraine +++
Sie baue zurzeit auch ein Netzwerk aus Ärzten und Apothekern sowie für die Lebensmittelversorgung auf, sagt Desirée Jacobi. Konkretere Schritte sind allerdings erst möglich, wenn der Bund den rechtlichen Rahmen für die Aufnahme und Betreuung ukrainischer Flüchtlinge geschaffen hat. „Wir rechnen aktuell nicht mit einer Welle wie 2015“, betont Stadtsprecher Hans-Günther Adrian. Für Sachspenden verweise sie an die Hilfsaktion des TuS Ennepetal, erklärt Desirée Jacobi, für Geldspenden an die bekannten Hilfsorganisationen.
Ein paar Meter weiter in Gevelsberg laufen die Planungen ähnlich: „In städtischen oder städtisch angemieteten Unterkünften könnten nach aktuellem Stand ad hoc ca. 20 Personen aufgenommen werden. Darüber hinaus werden in der Verwaltung vorsorglich die Vorbereitungen für die Aufnahme von deutlich mehr Menschen getroffen“, teilt Maike Leipholz vom Büro des Bürgermeisters Claus Jacobi mit. Der steht in engem Kontakt zu seinem Kollegen Miroslaw Gasik aus der polnischen Partnerstadt Sprottau und hat ihm die Hilfe der Stadt Gevelsberg bei der großen Herausforderung angeboten. Sobald eine Rückmeldung der Sprottauer Stadtverwaltung vorliegt, sollen passgenaue Hilfsmaßnahmen organisiert werden.
Direkt an die Stadt wenden
„Wir haben unmittelbar die Planungen aufgenommen, um Menschen für den Fall der Zuweisung unterzubringen“, erläutert Schwelms Bürgermeister Stephan Langhard. Man ist vorbereitet: In der Einrichtung für Wohnungsnotfälle in der Kaiserstraße kann Platz für etwa 50 Menschen bereitgestellt werden.
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Dringend erforderlich werden könnte die Unterstützung durch Privatleute, die Zimmer oder Wohnungen zur Verfügung stellen können. Ansprechpartnerin in Schwelm ist Frau Korinna Schlink vom Fachbereich Familie, Bildung, Sport, erreichbar unter 02336/801-386 oder unter der k.schlink@schwelm.de.