Dortmund. Die neue Ausstellung von Phoenix des Lumières lädt zu einer digitalen Zeitreise ins Alte Ägypten. Doch wirklich lebendig wird die Zeit der Pharaonen nicht.
Zuletzt war Phoenix des Lumières in die „Wunderwelt Ozean“ abgetaucht, jetzt lädt die Ausstellung die Besucher zu einer Zeitreise. Die neue Schau „Im Reich der Pharaonen“ nimmt die Zuschauer mit ins Alte Ägypten, lässt sie bildgewaltig durch Tempel schreiten und an der Sphinx vorüber bummeln. Archäologie-Fans werden ihre Freude daran haben.
Rumms: Mit großem Getöse fällt ein riesiger Felsblock vor den Zuschauern zu Boden, dann noch einer und noch einer. Staub wirbelt auf. Die Steine werden höher und höher geschichtet – auf den 13 Meter hohen Wänden der Phoenixhalle werden die Pyramiden neu erbaut. Kunst, Wissenschaft und Technik gehen dabei Hand in Hand.
An der neuen Dortmunder Ausstellung wurde ein Jahr lang gearbeitet
Ein Jahr lang hat ein Team von 30 kreativen Köpfen daran gearbeitet, die Schau nicht nur so eindrucksvoll, sondern auch so genau wie möglich zu gestalten. Dabei wurde nicht nur mit Historikern und Ägyptologen zusammengearbeitet, sondern überraschenderweise auch mit der französischen Firma Ubisoft. Die historisch fundierten 3D-Rekonstruktionen ihrer Videospielreihe „Assassin‘s Creed“ sind Grundlage etwa für die Bilder der Sphinx, deren Schönheit und Dimension in der immersiven Darstellung wunderbar zur Geltung kommen. Immersiv, eintauchend im besten Wortsinne, ist auch der Gang durch den Tempel von Karnak. Virtuell schlendern die Besucher dabei dank Ubisoft staunend durch Innenhöfe und farbenprächtige Kolonnaden.
Der überwiegende Teil dieser Zeitreise, nämlich etwa 80 Prozent, basiert aber auf den noch erhaltenen künstlerischen Meisterwerken dieser längst vergangenen Epoche. Fresken, Reliefs, Skulpturen, Bauwerke wurden für die Schau zusammengetragen und digital restauriert. Sie erzählen die Geschichte des Lebens zur Zeit der Pharaonen auf eine völlig neue Art und Weise.
Atemberaubend: Goldene Totenmaske füllt die ganze Halle
So werden aus geschmolzenem Gold, das scheinbar die Wände auf Phoenix West herabrinnt, im nächsten Augenblick schon kostbare Schmuckstücke. Gleißendes Licht führt zum Schatz des Tutanchamun in seiner Grabkammer. Wenn seine überdimensionale Totenmaske raumfüllend auf den Wänden der Phoenixhalle glänzt, ist das zweifellos einer der atemberaubenden Höhepunkt der Ausstellung. Ein erhabener Moment, passend untermalt von gewaltigen, orchestralen Klängen. Kompliment: Die Lumières-Macher verstehen es wieder trefflich, mit einem Soundtrack aus Klassik, Rock und Filmmusik die Magie der Bilder zu unterstreichen.
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Doch bei all der gezeigten Schönheit gelingt es ihnen nicht wirklich, eine Geschichte zu erzählen und die alten Ägypter lebendig werden zu lassen. Mögen sich Echnaton und Nofretete auch zum Kuss vereinen, sie bleiben doch starre Masken. Mögen auch Säulen emporragen und Blumen auf den Wänden wachsen, sie bleiben doch Beiwerk. Die wirklich beeindruckenden Bilder in dieser Schau sind regungslos.
Opulente Farben und Muster in den zwei Kurzausstellungen
Auf opulente Farben und Muster müssen die Besucher dennoch nicht verzichten. Mit „Die französischen Orientalisten: Ingres, Delacroix, Gérôme“ kehrt „Phoenix des Lumières“ anschließend zur Malerei und den bekannten immersiven Techniken zurück. Aus den Gemälden werden Szenen, hier schwankt eine Lampe im Wind, da öffnet ein Vorhang den Blick auf eine orientalische Schönheit.
Dass der Blick der Maler sowohl auf den Orient als auch der auf die Frauen aus heutiger Sicht alles andere als unproblematisch ist, wird im Begleittext zur Schau ausdrücklich thematisiert. „Ihre Kunst diente als Projektionsfläche für westliche Fantasien, Stereotypen und Machtansprüche“, heißt es da unter anderem, auch der Soundtrack bricht die gezeigte Idylle der Basare und Paläste. Die Schönheit der Kunstwerke, die in der Schau digital neu erweckt werden, stört sich nicht daran.
Und schließlich zeigt der niederländische Künstler Julius Horsthuis in der Kurzausstellung „Foreign Nature“, was immersive Kunst noch so alles kann. Mithilfe von computergenerierten Fraktalen – also Gebilden und geometrischen Mustern – schafft er ein Universum aus Technik und Kunst.
Wie Pflanzenkathedralen wachsen seine Formen an den Wänden empor, oder sind es Zahnräder, Achterbahnen? In diesen letzten zehn Minuten empfiehlt sich ein Spaziergang durch die Halle – in den sich windenden Mustern gehen einem die Augen über.
Phoenix des Lumières „Im Reich der Pharaonen“ ab 24. Januar 2025, montags bis donnerstags: 10-17 Uhr, freitags und samstags: 10-21 Uhr, sonntags: 10-18 Uhr. Tickets 16 Euro, Kinder 10 Euro. Mehr Infos: phoenix-lumieres.com
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