Dortmund. Die Stadt Dortmund reaktiviert die Flüchtlingsunterkunft in der Leuthardstraße an der Ecke zum Wall. Was die neuen Bewohner dort erwartet.
Schon am Montag (28.10.) geht es los: Bis zu 220 Geflüchtete können das Gebäude des ehemaligen Kreiswehrersatzamtes in der Leuthardstraße 1-7 beziehen. Das umfunktionierte Bürogebäude an der Ecke zum Dortmunder Wall diente bereits vor 2017 als Übergangseinrichtung für Asylsuchende und war seither im „Standby-Modus“. Die „Reaktivierung“ der Unterkunft ist eine Reaktion auf das aktuelle Weltgeschehen. Oder wie Michael Gonas, Leiter des Dortmunder Sozialamtes es beim Ortstermin formuliert: „Besser haben als brauchen“ – man müsse vorbereitet sein.
Flüchtlingsunterkunft in Dortmunder Leuthardstraße hat Gemeinschaftsküchen
Die letzten Jahre über wurden die Räumlichkeiten vom Verbund der sozial-kulturellen Migrantenvereine in Dortmund (VMDO) genutzt. Jetzt hat die European Homecare GmbH den Betrieb übernommen. Laut Regionalleiterin Tina Kleßen setze man bei alltäglichen Abläufen vor allem auf Eigenverantwortung der Bewohner: „Alles, was möglich ist, machen wir möglich – denn es dient dem Frieden der Einrichtung.“ Mit dem Geld, das den Geflüchteten als Sozialleistungsbezieher zur Verfügung steht, sollen sie selbst einkaufen gehen. Kochen müssen – oder eher „dürfen“ – sie ebenfalls selbst.
„Alles, was möglich ist, machen wir möglich – denn es dient dem Frieden der Einrichtung.“
Tina Kleßen spricht aus Erfahrung: „Ich habe in Einrichtungen mit Catering gearbeitet. Da war immer die Frage: ‚Wann darf ich endlich selber kochen?‘“. Zu diesem Zweck stehen den Bewohnern fünf Gemeinschaftsküchen zur Verfügung, allerdings ohne Spülmaschine. Jeder bekomme beim Einzug ein Starter-Set mit Geschirr, für dessen Sauberkeit selbst zu sorgen sei.
+++ Folgen Sie der WAZ Dortmund auf Facebook und Instagram +++
Für saubere Kleidung stehen zwei Räume mit mehreren Waschmaschinen und Trocknern zur Verfügung. Für die Körperpflege wurden im Keller des Gebäudes Duschbereiche eingebaut. Diese sind nach Geschlechtern getrennt und beinhalten abschließbare Duschkabinen. Auf diesen sensiblen Bereich habe man ein besonderes Auge, damit es nicht zu Übergriffen kommt. Für letzteres sorgen zudem 24-Stunden-Wachschutz und -Betreuung.
Geschlafen wird größtenteils in Vier-Bett-Zimmern, die sich über fünf Stockwerke verteilen. In jedem Zimmer gibt es Spinde und einen Kühlschrank, gegessen werden soll aber im großen Speisesaal im Erdgeschoss. Das Zubereiten von Speisen und Heißgetränken auf Gaskochern im Zimmer ist strengstens untersagt, ebenso das Rauchen. Die Brandschutzregeln hängen in zehn Sprachen übersetzt in den Fluren aus. Dort befinden sich auch die nach Geschlechtern getrennten Toilettenräume.
„Der Standort ist wirklich hervorragend, da die zentrale Lage den Menschen die Möglichkeit gibt, schnell und selbstständig zu städtischen Einrichtungen und anderen Versorgungsangeboten zu kommen“, betont Astrid Cramer, Bezirksbürgermeisterin Innenstadt-West, beim Ortstermin. Und auch innerhalb der Einrichtung soll ein vielfältiges Angebot durch ehrenamtliche Helfer entstehen.
Flüchtlingsheim in Dortmund sucht ehrenamtliche Helfer
Vor allem Hausaufgabenhilfe und Betreuung für Kinder werden gesucht, da die Stadt Dortmund davon ausgeht, dass viele Familien zugewiesen werden. Was dagegen weniger willkommen ist: Sachspenden. Diese sollen bitte bei den Tafeln und vergleichbaren Hilfseinrichtungen abgegeben werden, die für Bedürftige und Geflüchtete zur Verfügung stehen. Man versuche dringlichst, das Stapeln von Gerümpel und Lebensmittel in den Räumlichkeiten zu vermeiden. Der Grund ist simpel, wie eine Mitarbeiterin erklärt: „Ungeziefer und Ratten“.