Dortmund. Ein BVB-Spieler hat Privatköchin Kira Meenke von England nach Dortmund geholt. Die Ernährungsberaterin weiß, was Fussballer brauchen – und was sie wollen.
Wenn die Borussia beim nächsten Spiel in Topform auf dem Rasen steht, dann könnte das auch an der Arbeit von Kira Meenke liegen. Die 29-Jährige ist nämlich seit kurzem die Privatköchin eines BVB-Stars und achtet genau darauf, was bei ihm auf den Tisch kommt. Lecker soll es sein, aber auch gesund: Wie das beides zusammen geht, weiß die Ernährungsberaterin ganz genau.
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Kira Meenke ist für ihren neuen Kunden extra nach Dortmund gezogen. Seit 2022 hatte sie in Lissabon für Torwart Odysseas Vlachodimos und einige seiner Mannschaftskollegen gekocht, war dann mit ihm nach England gegangen. „Odysseas war mein erster Klient, inzwischen verbindet mich mit ihm und seiner Familie eine enge Freundschaft“, sagt die Neu-Dortmunderin.
Neu-Dortmunderin war Leistungssportlerin im Handball
Sie selbst ist über Umwege zum Kochen gekommen. Die gebürtige Kielerin war in Dänemark auf ein Sportinternat gegangen, hat Handball in der 3. Bundesliga und Jugend-Bundesliga gespielt. Nach ihrem BWL-Studium ließ sie sich dann in der Schweiz zur Ernährungsberaterin ausbilden. „Durch meinen Sport war eine gesunde Ernährung für mich immer schon ganz selbstverständlich“, erklärt sie. Ebenso wie die Leidenschaft fürs Kochen. „Die nötigen Techniken hab ich bei Praktika in verschiedenen Restaurants gelernt und mir sonst vieles selbst beigebracht.“
In der Corona-Zeit, die Meenke in Lissabon, ihrem Studienort verbrachte, bekam sie Kontakt zur Fußballszene. „Ich wurde gefragt, ob nicht mal mit den Jungs von Benfica über gesunde Ernährung sprechen könnte.“ Konnte sie – und kurz darauf wurde Vlachodimos, der damals dort spielte, ihr erster fester Kunde. „Erst mal fand er es nur toll, abends nicht selbst kochen zu müssen“, erzählt sie schmunzelnd. Dass lecker auch gesund sein kann, habe er bald schon gerne akzeptiert. „So lange er es mochte, durfte ich alles abändern.“
Privatköchin setzt viel auf Kohlehydrate und gesunde Fette
Nicht alle ihre Kunden sind so einsichtig. „Der Wunsch nach gesundem Essen ist bei allen verschieden stark ausgeprägt, manche wollen am liebsten Burger mit Pommes“, sagt die Privatköchin. Sie stört sich nicht daran. „Fußballer sind auch nur Menschen – und Essen soll Spaß machen.“ Solange es im Rahmen bleibe, dürfe es auch ein Burger sein. „Ich kann dann ja zumindest darauf achten, dass er aus Bio-Fleisch besteht und das Brötchen selbst backen.“
Überhaupt sei gesunde Ernährung für Fußballer nicht mit der für Normalverbraucher zu vergleichen. „Leistungssportler brauchen enorm viel Energie“, so die Ernährungsberaterin. Sprich: viele Kohlenhydrate. „Damit fangen wir schon zwei Tage vor einem Spiel an, die Speicher müssen voll sein.“ Außerdem achtet sie darauf, dass viele entzündungshemmende Lebensmittel auf dem Speiseplan stehen, gute Fette, Ballaststoffe – und natürlich wenig raffinierter Zucker. Ändert das wirklich was an der Fitness der Sportler? „Ja klar, das sieht und merkt man“, versichert Meenke. „Und das macht mich dann auch stolz.“
29-Jährige mag libanesische Küche ganz besonders
Was genau serviert wird, das spricht die Köchin mit ihrem Klienten ab. Was mag er, was kann er nicht leiden: Das muss sie natürlich wissen. „Aber oft probieren die Spieler auch Sachen, die sie eigentlich nicht mögen, wenn ich sie serviere.“ Viel Bio, viel Saisonales kommt bei Kira Meenke auf den Tisch. „Da bin ich kreativ.“ Ihre Kunden wüssten es zu schätzen, sagt sie. „Tatsächlich hatte ich noch nie, dass einem mein Essen gar nicht geschmeckt hat.“
Geschmacklich mag und macht sie selbst die libanesisch inspirierte Küche ganz besonders. „In der Aromenwelt fühle ich mich sehr wohl.“ Wie auch in der Küche Mexikos. „Authentische Gerichte von dort bekommt man hier leider kaum, deswegen hab ich mich da selbst drangewagt.“ Offenbar mit Erfolg. Denn Meenkes Lieblings-Kreationen mögen, wie sie sagt, auch die Fußballer ganz besonders. Und was essen sie am liebsten? Sie muss nicht lange überlegen: „Meistens Filet mit Trüffelpasta.“
Was in der Küche geredet wird, wird nicht verraten
Drei bis vier Mal in der Woche kocht die 29-Jährige durchschnittlich bei ihrem Hauptkunden ein Drei-Gänge-Menü. Sie erstellt den Speiseplan, kauft ein, bereitet vor, macht hinterher wieder alles sauber – ein Rundum-Sorglos-Paket. Falls der Spieler Familie hat, wird natürlich auch für die mitgekocht. „Die Frauen sind oft froh, dass sie sich neben den Kindern nicht auch noch ums Essen kümmern müssen“, erlebt Meenke. Außerdem seien sie meist glücklich, jemanden im Haus zu haben, mit dem sie ein Schwätzchen halten können. Was in der Küche geredet wird, bleibt das Geheimnis der Köchin, da ist sie eisern. „Aber ich kriege natürlich so manches mit.“
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Neben dem Hauptklienten nimmt die Köchin immer noch Aufträge von weiteren Kunden an. In England hat sie dem einen regelmäßig vorbereitete Mahlzeiten in den Kühlschrank gestellt, dem anderen ein ganz frühes Abendessen gemacht. Jeder Einsatz in einer anderen Privatküche. Wie schafft man das? „Ach, die ersten Tage sind immer etwas stressig, aber dann geht‘s“, sagt Meenke lächelnd. Bis zu acht Personen könne sie abends beim Dinner versorgen. „Und etwa 15, wenn es mehr so etwas wie ein Büfett ist.“
Neu-Dortmunderin will für ihre Kunden ein Ruhepol sein
Ernährungsberatung bietet die 29-Jährige auch noch an. Keine Frage, dass eine 36-Stunden-Woche da nicht ausreicht. „Ja, es sind oft lange Tage“, gibt sie zu. Aber sie nehme sich zum Ausgleich sehr bewusst Auszeiten – auch, um beim Kunden nicht gestresst zu sein. „Das ist so ziemlich das letzte, was die in ihrem Alltag gebrauchen können. Ich will vielmehr ein Ruhepol sein.“
Ein Ruhepol – auch für ihren neuen Klienten in Dortmund. Kira Meenke kennt ihn schon von früher, die beiden verstehen sich gut. „Das passt einfach.“ Deshalb zögerte sie auch nicht lange, als er fragte, ob sie nach Dortmund kommen würde. „Mir war immer klar: wenn zurück nach Deutschland, dann gerne zum BVB“, so die Privatköchin. Das sei zwar ein riesiger Verein, aber dennoch ganz nah am Menschen. „Das mag ich.“
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Und auch die Stadt hat Meenke nach ihrer ersten Woche positiv überrascht. „Die ist vielleicht keine Schönheit, aber ich mag die Art der Menschen hier.“ Nun hofft sie, dass sie auch mit den anderen Borussen gut klarkommt. Schließlich stehen in der nächsten Woche noch einige Probedinner für mögliche Kunden an. Aber vielleicht kommt ja auch einer von denen am Abend spontan zum Essen vorbei – es würde sich lohnen: Heute gibt es Sesam-Hühnchen.