Dortmund. Nach nur zehn Monate gibt der Hofladen farm2city im Kreuzviertel auf. Aber gestorben ist das Projekt Dortmund nicht – es soll anders weitergehen.
Mit großen Hoffnungen hatte Sebastian Becker-Dahlhoff im November 2023 ein neues Konzept nach Dortmund gebracht: Der Landwirt aus dem Sauerland wollte mit seinem Hofladen „farm2city“ das Kreuzviertel aufmischen und seine Hof-Produkte im eigenen Laden selbst vermarkten. Aber schon nach zehn Monaten ist sein Projekt gescheitert. Die Erwartungen wurden nicht erfüllt – der City-Hofladen schließt Ende September.
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Gründe dafür gebe es mehrere, meint Becker-Dahlhoff. Einer davon: „Wir haben gemerkt, dass es im Kreuzviertel sehr viele Veganer gibt. Die fragen nach Gemüse, obwohl gerade gar keine Saison dafür ist.“ Anfangs habe er sich noch von den Wünschen der Kundschaft lenken lassen und Gemüse dazugekauft. „Das ging auch gut weg“, sagt der engagierte Landwirt. „Aber so machen wir keinen Gewinn.“ Ohnehin halte er nicht viel davon, Produkte zuzukaufen. „Im Winter wachsen bei uns nun mal keine Tomaten.“ Einige Kunden verstehen das, andere nicht. „Da muss Dortmund noch viel über Landwirtschaft lernen.“
Hofladen liefert weiter nach Dortmund: Neuer Onlineshop geplant
Ein Schwerpunkt des Ladens lag auf Fleischerzeugnissen vom eigenen Hof. Auch viel Eingemachtes gab es, Saisongemüse, Honig oder Spezialitäten wie Marmelade und Eierlikör. Aber ohne das „volle Programm“ blieben die Kunden weg. „Mit Edeka und Netto können wir nicht mithalten“, weiß Becker-Dahlhoff. „Die haben ja immer alles da.“
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Die Stammkundschaft werde „sehr traurig sein, dass wir schließen“, weiß er. Die wolle er nicht im Stich lassen, sondern weiter beliefern: „Wir bauen gerade einen Onlineshop auf und fahren dann einmal pro Woche zum Liefern nach Dortmund“, kündigt der Sauerländer an. Auch auf seinem Hof in Ostbüren zwischen Fröndenberg und Unna gehe es voran: Einen Hofladen gibt‘s dort schon lange, aber jetzt kommt ein Café mit kleinem Restaurant dazu. Auch in eine vollausgestattete Molkerei und Metzgerei hat Becker-Dahlhoff investiert. Sogar Eis produzieren er und sein Hof-Team selbst.
Zieht Hofladen ins Kaiserviertel? – farm2city sucht Ladenlokal
Aber komplett abschreiben will Sebastian Becker-Dahlhoff sein „Projekt Dortmund“ noch nicht: „Die Idee hat uns ja gut gefallen“, sagt er. „Wir geben nicht auf und suchen nach einem Ladenlokal im Kaiserviertel.“ Dort hofft er auf „weniger Vegetarier und Studenten, die nicht kochen“ – dafür auf mehr bessergestellte Kundschaft, die nicht allzusehr am Essen spart. „Viele Stammkunden kommen ja aus der östlichen Innenstadt, dem Dortmunder Süden und Herdecke.“ Auch das Parken sei dort etwas einfacher. Im Kreuzviertel geht‘s jedenfalls nicht weiter.
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Das Sortiment bleibe natürlich ähnlich. Aber: „Wenn wir nochmal neu starten, tun wir uns mit anderen Erzeugern zusammen“, sagt der Hof-Chef. So könne man das Angebot breiter fächern, zum Beispiel mit Microgreens von der Dortmunder „Greenspace Manufaktur“ oder weiteren Bauernhöfen aus der Region.
Regionale Erzeugnisse: „Dürfen nicht am Essen sparen“
Ob‘s mit einem neuen farm2city in der östlichen Innenstadt klappt oder nicht – eins will Sebastian Becker-Dahlhoff den Dortmundern auf jeden Fall mit auf den Weg geben: „Wir dürfen nicht an der falschen Stelle sparen: am Essen.“ Wenn‘s nachhaltig, regional und gut sein soll, hätten Lebensmittel nun mal ihren Preis, sagt er, und wiederholt seinen Appell: „Die Leute müssen noch viel über Landwirtschaft lernen.“