Dortmund. Der Zoo Dortmund baut an einem Gehege eine riesige Tribüne. Ist sie fertig, sollen Besucher eine spektakuläre Aussicht auf die Tiere haben.
- Der Dortmunder Zoo wird an vielen Stellen umgebaut und fit für die Zukunft gemacht.
- Größte Baustelle ist die große Robbenanlage mit der riesigen Tribüne.
- Rohbau des neuen Känguru-Stalls ist schon fertig.
Es ist eine beeindruckende Baustelle – und mit Abstand die größte im Dortmunder Zoo. Die neue Robbenanlage soll die modernste in ganz NRW werden. Beim Rundgang durch den Rohbau lässt sich inzwischen erahnen, was das heißen soll.
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Die Robbenanlage entsteht auf dem Gelände des alten Geheges, das 1955 gebaut worden war – damals, als der Zoo noch Tierpark hieß. Dort, wo im Laufe der Jahrzehnte wahrscheinlich Millionen Kinder an der Absperrung gedrängt einer Seelöwen-Fütterung zugesehen haben, reckt sich nun eine Tribüne in den Himmel. Wie ein kleines Amphitheater sieht das Halbrund aus. Eine Treppe führt hinaus, bis zur Eröffnung soll es auch einen Aufzug geben, versichert Zoosprecher Marcel Stawinoga.
Dahinter verbergen sich die neuen Becken. Sie fassen drei Millionen Liter Wasser, Sole übrigens, denn anders als bisher sollen die Tiere künftig nicht mehr in Süßwasser leben. „Allein die Filtertechnik dafür kostet 3,5 Millionen Euro“, erklärt der Zoosprecher. Das Hauptbecken ist vier Meter tief. Damit die Besucher den Seelöwen und -bären auch in dieser Tiefe noch beim Schwimmen zusehen können, wird eine 12 Meter lange und zweieinhalb Meter hohe Glasscheibe eingebaut, sie befindet sich unterhalb der Tribüne, auf der 250 Menschen Platz finden werden.
Zukunftskonzept für Dortmunder Zoo wurde 2016 beschlossen
Die Baustelle ist nicht nur die größte, sondern auch die teuerste im Zoo. Insgesamt 31 Millionen Euro sollten im Rahmen des Zukunftskonzeptes in den Umbau des Zoos fließen, das hatte die Stadt im Jahr 2016 beschlossen. 12,39 Millionen Euro davon waren allein für die Robbenanlage veranschlagt. „Doch diese Summe wird nicht reichen“, prognostiziert Stawinoga. Die gestiegenen Baukosten schlagen auch im Zoo zu Buche.
Auch die Zeitplanung war etwas zu optimistisch. „Voraussichtlich im Laufe des Jahres 2022“, hieß es zunächst. Doch dann kamen die Corona-Jahre mit all ihren Problemen. Andere Schwierigkeiten kamen hinzu: Der Bau verzögere sich durch schlechtes Wetter und mangelhafte Ausführung an den Rohbauten weiter, teilte die Stadt Anfang Juli mit. Eröffnung werde aber noch in diesem Jahr sein. „Eher im Laufe des Jahres 2025, hoffentlich zu Saisonbeginn“, meint hingegen Marcel Stawinoga. Auf Nachfrage teilt die Stadt mit, dass „der Zeitplan für die Fertigstellung gerade überarbeitet wird und somit noch kein Termin genannt werden kann“.
Neubau des Känguru-Stalls läuft planmäßig
Andere Baumaßnahmen laufen dagegen planmäßig. Derzeit bekommen die Roten Riesenkängurus einen neuen Stall, der Rohbau steht bereits. Durch die Scheiben werden die Besucher die Tiere künftig – geplant ist Herbst 2024 – auch dann beobachten können, wenn den imposanten Steppentieren das Dortmunder Wetter zu ungemütlich ist. Ein Modell, das auch bei anderen Gehegen schon umgesetzt worden ist.
So können auch Speedy und Maxima, die beiden Spornschildkröten, hinter Glas betrachtet werden. Nach etwa fünfjähriger Bauzeit und Kosten von etwa 500.000 Euro ist ihr neues Zuhause zwischen Nashörnern, Giraffen und Zebras Anfang Juli offiziell eröffnet worden. „Platz für Nachwuchs gibt es auch“, sagt Zoo-Pädagoge Kevin Roolf schmunzelnd. Für den Fall, dass Speedy Gefallen an der sechs Jahre jüngeren Maxima finden sollte – und tatsächlich sieht es schon beim ersten Blick durch die Scheibe ganz danach aus.
Keine zwei Wochen später sind die Capybaras, die Wasserschweine, in ihr neues Gehege umgezogen. Auch ihr neues Haus wurde so konzipiert, dass Besucher durch drei Scheiben einen Blick in die Stallungen erhaschen können. Derzeit müssen sich die Schweine ihr Heim zwar noch mit den Großen Ameisenbären und den Flachlandtapiren teilen, aber das ist nur vorübergehend. Da der alte Tapirhof schon etwas in die Jahre gekommenen ist, soll er komplett abgerissen und neu gebaut werden, dann ziehen die Untermieter der Capybara wieder aus.
Neben der Robbenanlage soll ein großes Bärengehege entstehen
Auch direkt neben der Robbenanlage kündigt sich schon die nächste Baustelle an. Dort soll, sobald die Robbenanlage fertig ist, das neue Bären-Gehege entstehen, das auf die Haltung und Zucht der bedrohten Andenbären ausgerichtet ist. Dafür werden die alte Bären-Anlage, die seit dem Tod von Andenbär Moritz im August 2019 leer steht, um etwa das Dreifache der ursprünglichen Fläche erweitert sowie die Stallungen vergrößert. Anschließend soll wieder ein Bärenpärchen einziehen.
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Wenn dann auch noch der Giraffenbullenstall steht, werden 16 Projekte aus dem Zukunftskonzept Zoo abgeschlossen sein. Zuvor fertiggestellt wurden schließlich schon das Löwenhaus, die Papageienanlage, die Australienvoliere, der Waldkiosk, die Werkstatt mit Remise, eine Toilettenanlage und die Anlage für die Larvenroller.
Wunschlos glücklich ist der Artenschutzbeauftragte Stawinoga damit aber noch nicht. Er hofft, dass es in den nächsten Jahren auch wieder ein Tropenhaus im Dortmunder Zoo geben wird. Das „Amazonas-Haus“ war Ende des Jahres 2022 dauerhaft geschlossen worden, Grund war vor allem der unzeitgemäße Energieverbrauch der stark renovierungsbedürftigen Anlage von 1992.
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Der Neubau wäre zwar sehr teuer, meint der Zoosprecher, doch er wäre ein dicker Pluspunkt für Dortmund. Schließlich könne man mit einem Tropenhaus viel Aufenthaltsqualität im Zoo auch bei schlechtem Wetter schaffen. „Es wäre eine riesige Freude für uns, wenn der Neubau beschlossen würde.“