Dortmund. Erst 27 Jahre nach der Tat konnte Ralph H. wegen des Mordes an der Dortmunder Schülerin Nicole Schalla verurteilt werden. Jetzt ist er tot.
Der zu lebenslanger Haft verurteilte Mörder und Vergewaltiger ist laut Informationen der BILD in der Justizvollzugsanstalt Bielefeld im Alter von 58 Jahren an den Folgen einer Erkrankung gestorben. Das jahrelange Rätsel um Nicole Schallas Tod („Cold Case“), der nervenzehrende Indizienprozess sowie die Flucht von Ralph H. nach dem Urteil sorgten bundesweit für Schlagzeilen.
Der Fall Nicole Schalla war lange ein Cold Case
Rückblick: Am Abend des 14. Oktober 1993 fuhr die damals 16-jährige Schülerin Nicole Schalla von Castrop-Rauxel mit dem Bus zurück nach Dortmund, stieg an der Haltestelle „Jungferntal“ aus. Ihr Mörder muss ihr aus dem Bus gefolgt sein und sie nur 30 Meter weiter in ein Gebüsch gezogen haben. Dort zog er sie halb aus, befriedigte sich und erwürgte die Schülerin. Am nächsten Morgen wurde die Leiche gefunden. Spuren gab es kaum, weil es die ganze Nacht geregnet hatte und mögliches Beweismaterial abgewaschen worden war.
Jahrelang ermittelte die Kripo ohne Erfolg. In Nicoles Freundeskreis, in ihrem gesamten Umfeld wurde geforscht. Die Kripo kontrollierte auch Sexual- und Gewalttäter. Aber alles ergab keinen Treffer.
Bis 2018 die Kriminaltechnik so weit war, eine zur Tatzeit am nackten Unterleib des Leichnams gesicherte Hautschuppe zu analysieren. Sie fand heraus, dass die DNA zu Ralf H. gehörte, der schon viele Jahre im Gefängnis gesessen hatte. Mehrfach saß er wegen Gewaltdelikten in Haft, hatte auch schon junge Frauen überfallen.
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Ralf H. behauptete bis zuletzt, er sei unschuldig
Im Sommer 2018 kam Ralph H. in Untersuchungshaft. Über seine Verteidiger hatte er zum Prozessauftakt im Dezember 2018 jede Täterschaft bestritten. Während der Verhandlung ließ das Gericht noch eine weitere Hautschuppe untersuchen, die am Oberschenkel der jungen Frau gesichert worden war. Das Ergebnis: Auch sie enthielt die DNA von Ralf H.
Das Dortmunder Schwurgericht hatte keinen Zweifel an der Schuld des damals 56 Jahre alten Dortmunders und verurteilte ihn wegen heimtückischen Mordes zu lebenslanger Haft. Für die besondere Schwere der Schuld sah das Gericht keine Möglichkeit, immerhin liege der Mord auch schon sehr lange zurück.
Flucht nach Lebenslang-Urteil
Fatal: Nach dem Urteilsspruch erließ das Landgericht Dortmund wegen der langen Dauer des Gerichtsverfahrens keinen Haftbefehl. Ralph H. entfernte die elektronische Fußfessel, die er tragen musste, und tauchte mit seiner Verlobten unter. Nach knapp zweieinhalbtägiger Flucht konnte er in den Niederlanden festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert werden. Seither saß er hinter Gitter.