Dortmund. Menschen, die im Hospizdienst arbeiten, versuchen Sterbenden das Lebensende so schön wie möglich zu gestalten. Eine Ehrenamtliche aus Dortmund erzählt.

Einmal in der Woche, manchmal auch öfter, hat Martina Brücker (63) einen wichtigen Termin. Dann macht die 63-Jährige einen Besuch bei einer Kranken. Sie sitzt bei ihr, spricht mit ihr, lacht mit ihr. Es ist, als träfen sich zwei alte Bekannte. Dabei kannten sich die Frauen bis vor kurzem nicht. Denn Martina Brücker ist Mitarbeiterin beim Ambulanten Erwachsenen Hospizdienst Dunkelbunt. Der begleitet Menschen in der letzten Lebensphase.

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Ambulante Hospizdienste gibt es mehrere in der Stadt, unter anderem von den kirchlichen Hilfsorganisationen. Der Erwachsenen Hospizdienst Dunkelbunt e.V. in der Dresdener Straße im Saarlandstraßenviertel arbeitet überkonfessionell. 2017 war der Kinderhospizdienst gestartet, 2021 ist der für Erwachsene hinzugekommen. Inzwischen sind dort drei Koordinatorinnen und 86 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer im Einsatz. Martina Brücker aus Schüren ist eine von ihnen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das kann“, sagt sie. Doch sie hat sich getäuscht.

100-stündiger Kurs vor dem Einsatz für den Dortmunder Hospizdienst

In einem rund 100-stündigen Kurs werden die Ehrenamtlichen vor dem ersten Einsatz auf ihre Aufgabe vorbereitet. Sie lernen, was wichtig ist im Umgang mit den Sterbenden und ihren Angehörigen. Sie erfahren, wie sie helfen und Ängste nehmen können, welche Fragen sie beantworten können. Es geht nicht um Pflege oder um Versorgung, sondern vor allem um das Gespräch. „Es ist uns ein Anliegen, die Sterbekultur zu verbessern, das Sterben und den Tod ins Leben zu bringen“, sagt Leiterin Heike Schöttler und erklärt, was viele nicht wissen: Wer eine palliative Diagnose bekommen habe, der könne den Dienst in Anspruch nehmen – zu Hause, im Krankenhaus oder Heim, ganz egal. Wichtig sei einfach die Begleitung der Sterbenden: „Denn Einsamkeit ist das Schlimmste, was man am Lebensende erleben kann.“

Menschen, die im Hospizdienst arbeiten, versuchen Sterbenden das Lebensende so schön wie möglich zu gestalten. In Dortmund gehört auch Martina Brücker zu den Ehrenamtlichen. (Symbolbild)
Menschen, die im Hospizdienst arbeiten, versuchen Sterbenden das Lebensende so schön wie möglich zu gestalten. In Dortmund gehört auch Martina Brücker zu den Ehrenamtlichen. (Symbolbild) © picture alliance/dpa | Daniel Reinhardt

Deshalb hat auch Martina Brücker beschlossen, einen Teil ihrer Freizeit den Sterbenden zu widmen. Mal dauert die Betreuung über Monate, mal bleibt nur eine kurze Frist. Ist das nicht ein trauriger und sehr belastender Dienst? „Nein“, sagt Heike Schöttler, die Leiterin des Hospizdienstes. „Es gibt keine Arbeit, die erfüllender wäre.“ Die Schürenerin stimmt ihr zu. Als Belastung empfinde sie die Aufgabe nicht. „Es ist vielmehr etwas, was mich sehr bereichert.“ Nach jedem Besuch empfinde sie große Freude. Und wenn der Kranke bei ihrem Anblick zu strahlen beginne, dann wisse sie, dass sie alles richtig gemacht hat. „Es ist ein Geschenk, dass ich die Menschen begleiten darf.“

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Man darf vermuten, die Begleitung ist auch für die Sterbenden ein Geschenk. Für die, die allein sind, wahrscheinlich ein besonders großes. Eine Kranke sagte erst neulich zu Martina Brücker: „Mit dir habe ich zum ersten Mal eine richtige Freundin.“

Ambulanter Erwachsenen Hospizdienst Dunkelbunt, Dresdener Straße 15, 44139 Dortmund, Telefon: 0231 53300881, www.hospizdienst-dunkelbunt.de. Spendenkonto: IBAN DE17 4416 0014 6576 7958 03.

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