Cro auf dem Juicy Beats: „Es sollte jeden Tag Dortmund sein“
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Lesezeit: 8 Minuten
Von Jana Beringer und Annika Rinsche
Dortmund. Ennio, Querbeat und Blumengarten traten am zweiten Tag des Juicy Beats auf. Der Headliner Cro holte einen Überraschungsgast auf die Bühne.
Vor sieben Bühnen feierten auf dem Juicy Beats rund 34.000 Menschen im Dortmunder Westfalenpark. Der Samstag, 27. Juli, zweiter Tag des Festivals, startete trocken und wurde zwischendurch von Nieselregen begleitet. Nachdem am Freitag unter anderem Paula Hartmann, Bukahara und Alligatoah die Stimmung einheizten, folgten am Samstag Acts wie Cro, Querbeat und Blumengarten. Es gab dröhnende Bässe, ein fulminantes Feuerwerk und einen Überraschungsgast.
Ennio eröffnet die Mainstage „Apfel“
Am zweiten Festivaltag eröffnet Ennio um 14.30 Uhr die Mainstage „Apfel“. „Er könnte Headliner sein“, sagt ein Fan wenige Augenblicke, bevor der Künstler mit den Worten „Ich will lieber mit dir tanzen“ seinen Auftritt beginnt. Für jene, die ihn noch nicht live gesehen haben, erklärt der Indie-Musiker, der zuletzt Ende letzten Jahres in Dortmund gespielt hat: „Auf einem guten Ennio-Konzert gibt es ruhige und auch tanzbare Musik“. Er hält sein Versprechen. Mit Songs wie „Kippe“, „Freister Mensch der Welt“ und seiner Debütsingle „Blaulicht“ gibt er seine Hits zum Besten. Doch auch mit einem unveröffentlichten Song überrascht er seine Fans. „Komm nie wieder zurück“, ertönt es aus den Lautsprechern.
„Auf einem guten Ennio-Konzert gibt es ruhige und auch tanzbare Musik.“
Er habe Angst gehabt, in Anbetracht der frühen Uhrzeit seines Auftritts vor einem leeren Platz zu spielen, gesteht der gekürte Newcomer von 2022. „Nun ist es fucking voll. Danke, dass so viele Leute da sind.“ Mit seiner markanten Stimme, seinen tiefgründigen Texten und kraftvollen Songs über das Ausbrechen aus dem Leben, von Gewohnheiten, dem Erwachsenwerden und alltäglichen Unsicherheiten, trifft er einen Nerv. Zumindest, wenn die Textsicherheit des Publikums als Indikator zählt.
Dortmunder Acts: Kid K und Laskin auf dem Juicy Beats
In den Genuss eines trockenen Tages kommen die Festivalgäste nur am Freitag. Ab dem Nachmittag gibt es am Samstag immer wieder Nieselregen. Der Stimmung schadet es nicht. Die Festivalbesucherinnen und -besucher singen sowohl auf den großen wie den kleinen Bühnen lautstark gegen das Schmuddelwetter an – auch abseits der Hauptbühnen. Auf der Bühne des Dortmunder Kulturbüros, der „Zitrone“, zeigen bereits seit 2016 lokale Künstlerinnen und Künstler, was Dortmunds Musikszene zu bieten hat.
Das Duo Kid K und Laskin spielen nach Macky Messer und Patina Records auf der Dortmund.Macht.Lauter-Stage. „Ein Traum“ ist einer der neuen Songs, zu dem das Publikum feiert. Die Liedauswahl passt, sei für beide mit dem Auftritt auf dem Juicy Beats ein Traum in Erfüllung gegangen. Als Dortmunder haben sie das Festival selbst seit ihrer Jugend als Gäste besucht.
„Wir verbinden lieber verschiedene Genres miteinander als eins zu bedienen.“
„Das hier ist der Höhepunkt von vier Jahren Arbeit“, sagt Jannik, Singer-Songwriter, vor dem Auftritt im Interview. Das Duo, beste Freunde, die sich bereits seit der Schulzeit kennen, bewegt sich zwischen Rap und Indie. „Wir verbinden lieber verschiedene Genres miteinander als eins zu bedienen. Dadurch schaffen wir neues und bleiben kreativ“, sagt Niklas, der von den beiden für die Beats verantwortlich ist.
Die Dortmunder Band Dammnation bringen Funk auf die Bühne
Energiegeladen geht es weiter mit der Dortmunder Band Dammnation, die das Publikum so sehr mitreißt, dass der Tragegurt der Gitarre spontan repariert werden muss. „Kommt näher, wir machen eine Party“, lädt Matthias Spruch, Gitarrist der Band, das Publikum ein. Acht Personen, acht Instrumente, die während des Spiels synergetisch zu einer Einheit verschmelzen.
Die funkig-groovigen Klänge lassen kein Entkommen zu: Die Körper der Zuhörerinnen und Zuhörer setzen sich automatisch in Bewegung. Und auch für den Gitarristen gibt es kein Halten mehr. Kurzerhand stürmt er von der Bühne und tanzt gemeinsam mit dem Publikum, bevor er, zurück bei seinen Mitinstrumentalisten, seine Gitarre wegschmeißt und den Mikrofonständer umtritt.
Querbeat: 13-köpfige Band bringt Sommervibes am Regentag
Um kurz vor 18 Uhr, dem angedachten Beginn ihres Auftritts, springt Blumengarten mit seiner Crew neben dem Eingang zur Bühne im Kreis. Und dann passierte – nichts. Die Minuten vergehen, die Fans versuchen, Blumengarten durch Gesänge herauszulocken. Rund 25 Minuten verspätet stürmen sie schließlich die Bühne, Sänger Rayan mit BVB-Trikot. „Wir hatten ein paar Probleme“, sagt er nach den ersten beiden Songs.
Für die Musiker aus Velbert hat die Musikkarriere, wie für so viele andere, im Keller ihres Wohnhauses begonnen. Dort war nach langem Experimentieren ihre erste EP „Sag deinen Freunden, dass du sie liebst“ entstanden, ein Mix aus Indie, Hiphop, House und Rock. Ihre Songs über das Erwachsenwerden, Liebe und Herzschmerz werden dominiert von dem Glauben an eine bessere Zukunft.
Trotz des bescheidenen Wetters beeindruckt Querbeat, einer der Headliner, mit Bass-Instrumenten, rauem Gesang und Humor. Spätestens bei ihrem Hit „Nie mehr Fastelovend“ hat das 13-köpfige Kölner Kreativkollektiv das Publikum in seinen Bann gezogen, das fortan die Füße nicht mehr am Boden halten kann – oder gleich Huckepack genommen wird. Im Rhythmus des instrumentellen Feuerwerks gehen tausende Hände auf und ab. Zur Zugabe „Randale und Hurra“ tanzt schließlich der gesamte Platz vor der Bühne. „Niemand hat gesagt, dass es einfach wird“, ermutigt Sänger Jojo Berger die Fans zum Durchhalten.
Cro: „Es sollte jeden Tag Dortmund sein, in einer perfekten Welt“
Der 75-minütige Auftritt von Cro ist gefüllt mit reichlich Lieblingshits zum Mitsingen und einer wilden Bühnenshow, die vor allem dem Rapper selbst Einiges abverlangt. Der rote Kapuzenpulli liegt schon nach wenigen Minuten in der Ecke. „Das ist ein gutes Zeichen, dass mir schon nach dem dritten Song heiß wird“, stellt er zufrieden fest. Feuersalven heizen auf der Bühne zusätzlich ein. Auch das Publikum bekommt kaum Verschnaufpausen, dafür exakte Instruktionen. „Wir brauchen jetzt alle Handys oben!“ oder „Ich wünsche mir acht Moshpit-Kreise, dahinten links, und da auch noch.“
Neben Ohrwurm-Hits hat Cro auch noch einen Überraschungsgast im Gepäck: DJ Badchieff, Shivan Darouiche, kommt unter anderem für „Tempo“ auf die Bühne. Ihren gemeinsamen Song „Ich liebe...“ begleitet Cro selbst auf dem Piano. Das Bühnenbild wird für jeden Song modifiziert: Im Hintergrund laufen unterschiedliche Animationen, oft Kindheitserinnerungen der 90er. Riesige luftgefüllte Blumen und Aliens wippen im Takt der Bässe. Und sogar eine Hüpfburg mit Cro-Ohren ziert im Verlauf des Auftritts die hügelige Kunstrasenlandschaft.
Juicy Beats im Westfalenpark: Der Samstag in Bildern
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Der Rapper ist sichtlich zufrieden mit seinem textsicheren wie wetterfesten Publikum beim Juicy Beats: „Es sollte jeden Tag Dortmund sein, in einer perfekten Welt.“ Eine Aussage, die er so wahrscheinlich in jeder Stadt macht? „Ja, das sagen wir überall. Dass wir gern in Dortmund wären.“ Mit „Traum“ und „Unendlichkeit“ verabschiedet er sich von seinen Fans, als Headliner standesgemäß mit einem Feuerwerk. Angesichts des ungemütlichen Wetters machen sich einige Gäste direkt auf den Heimweg, während andere noch auf den zahlreichen Tanzflächen bis in die frühen Morgenstunden feiern.
Juicy Beats in Dortmund: Die schönsten Bilder von Samstag
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