Dortmund. Am ersten Tag des Juicy Beats Festivals traten unter anderem Paula Hartmann, Bukahara und Alligatoah auf. Der bot eine ausgeflippte Bühnenshow.
16.000 Menschen kamen am Freitag, 26. Juli, in den Dortmunder Westfalenpark zum ersten Tag des Juicy Beats Festivals. Um 14 Uhr war Einlass, zum Programm gehörte Live-Musik auf sieben Bühnen. Das Wetter spielte mit: Es blieb den ganzen Tag trocken, bei angenehmen 22 bis 24 Grad.
Als um 19.15 Uhr die Kölner Band Bukahara auf die Mainstage kam, war die Stimmung bei den Fans ausgelassen. Die vierköpfige Band, die mit Elementen aus Folk, Pop, Swing, nordafrikanischen Einflüssen und Singer-Songwriter experimentiert, startete mit ihrem wohl bekanntesten Song „Afraid no more“ in den Gig.
Juicy Beats Festival: Band Bukahara mit politischer Botschaft
Die vier extrem musikalischen Männer zeigten sich gewohnt entspannt, während sie mit allerlei Instrumenten – darunter Gitarre, E-Piano, Schlagzeug, Trompete, Kontrabass und Horn – die tausenden Menschen zu ihren Füßen unterhielten. Da wurde sich auch mal zwischen den Songs eine Zigarette gedreht oder am Bier genippt.
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Ahmed Eid, der Kontrabassist der Band, nutzte den Auftritt, um eine politische Botschaft loszuwerden: Der in Syrien geborene und in Palästina aufgewachsene Musiker trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „Free Palestine“. Weil bei Bukahara alle Bandmitglieder singen können, performte er auch selbst einen Song auf Arabisch. Die Sekunden danach nutzte er, um zu rufen: „Free fucking Palestine, yeah!“
Die Band ging auch auf viele Wünsche aus dem Publikum ein: Erst wurde ein Geburtstags-Ständchen für Pia gesungen – offenbar ein Fan der Band –, dann spielte das blondgelockte Bandmitglied Max von Einem sogar kurz den Song „Friends“ an, nur weil eine Person in der Menge ein Plakat mit dem Songtitel hochgehalten hatte. Zum Abschluss spielten die vier Musiker traditionell ihren Rausschmeißer „Eyes Wide Shut“, dann wurde es kurz ruhig auf der Bühne – und eine halbe Stunde später legte Alligatoah mit seiner ausgeflippten Bühnenshow nach.
Alligatoah fällt beim Juicy Beats Festival von der Decke herab
Der Sänger ist dafür bekannt, bei seinem Bühnenbild auf skurrile Ideen zu kommen. Auch diesmal enttäuschte er seine Fans nicht: Die Mainstage war aufgebaut wie ein Büro, mit Schreibtischen, Computer-Bildschirmen auf den Tischen und Bürostühlen. Sogar Schränke mit Aktenordnern waren am Rand der Bühne aufgestellt.
Überpünktlich um 20.53 Uhr tönte der Song „Stay in Touch“ des Künstlers aus den Musikboxen, plötzlich knallte es und ein vermeintlich lebloser Körper fiel von der Decke herab auf den Boden. Die Puppe sollte offenbar Alligatoah selbst darstellen, der sich kurz darauf in rotem Trainingsanzug und braunem Fellmantel hinter dem Schreibtisch erhob.
Zuerst bekamen Fans viele Songs seines neuen Albums zu hören: Nachdem er im November 2023 all seine Instagram-Beiträge gelöscht hatte, veröffentlichte der 34-Jährige im März 2024 sein neues Album „Off“. Darin experimentiert er mit härteren Gitarrensounds und Metal-Elementen. Bisher war Alligatoah, der bürgerlich Lukas Strobel heißt, größtenteils mit Rap-, Hip-Hop- und Pop-Klängen erfolgreich gewesen.
Alligatoah beim Juicy Beats Festival: Neue Songs, aber auch viele ältere Hits
„Viele fragen sich, was ich für einen Musikstil habe“, griff er diese Diskussion auf der Bühne des Juicy-Beats-Festivals am Freitag auf. „Ist das Pop, oder Rock?“, so der Rapper. „Ich würde meinen Stil als Sex, Drugs & Rock‘n‘Roll bezeichnen!“, brüllte er dann – die perfekte Überleitung, um seinen Song „Fuck Rock‘n‘Roll“ zu anzuspielen.
Nachdem er sein neues Album präsentiert hatte, gab Strobel zur Freude der Westfalenpark-Besucher auch ältere Lieder zum Besten, zum Beispiel „Lass Liegen“, „Ein Problem mit Alkohol“, „Narben“ und „Fick ihn doch“. Nebenbei zerstörte er mit Inbrunst sein eigens kreiertes Bühnenbild, schlug mit einem Schlagstock auf verschiedene Büromöbel ein und pfefferte Computer-Displays durch den imaginären Raum („Gefällt euch mein Bühnenbild? Mir auch nicht!“)
Juicy Beats Festival: Alligatoah schießt mit Fake-Waffe in die Luft
Einen kurzen Schreck versetzte der gewohnt sarkastische Sänger seinen Fans, als er nach dem Song „Scheissdreck“ auf einmal eine Fake-Waffe in der Hand hielt. Er tat so, als schieße er damit kräftig in die Luft, es gab einen Lauten Knall. Konfetti rieselte von der Bühne herab und die Fans auf dem Juicy Beats Festival jubelten.
Als die ausgeflippte Show des Sängers sich dem Ende neigte, rief er seinen Fans zu: „Ich bin therapiert, vielen Dank! Ihr habt euch über eine Stunde von mir anschreien lassen.“ Inzwischen hatte er seinen warmen Fellmantel ausgezogen und trug ein altes Band-T-Shirt der deutschen Girl-Group „No Angels“.
Bevor er sich endgültig verabschiedete, gab der in Niedersachsen geborene Hip-Hopper aber noch seinen wohl bekanntesten Song zum Besten: Der 2013 veröffentlichte Radio-Hit „Willst du“, in dem er darüber singt, gemeinsam Drogen zu nehmen und „den Bach runter“ zu gehen.
Seinen Fans war das aber immer noch nicht genug: Sie riefen „Zugabe“ – und Alligatoah antwortete mit einem letzten Song, der Ballade „Partner in Crime“. Da wurde es ruhig im Publikum. Viele Fans machten die Lampen an ihren Smartphones an und sorgten für eine andächtige Stimmung. Das war natürlich so von Alligatoah beabsichtigt: „Wir brauchen einen Rausschmeißer, also spiele ich meine eigene Rausschmeißer-Musik.“