Dortmund. Nach den EM-Gruppenspielen in Dortmund ziehen unsere Reporter eine Zwischenbilanz: Fan Zones, Polizei, Verkehr – die Tops und Flops der ersten Spieltage.
Gelsenkirchen ein „Shithole“, die Deutsche Bahn „im Oasch“, die „deutsche Effizienz“ ein Auslaufmodell: Internationale Besucher und Pressevertreter gehen hart ins Gericht mit unserer Heim-EM. Ist Deutschland wirklich so ein mieser Gastgeber? Zumindest Dortmund schlägt sich vorwiegend vorbildlich, finden unsere Reporter. Eine Übersicht der Tops und Flops nach mehreren Public-Viewing-Events und vier Spielen der EM-Gruppenphase im Westfalenstadion.
EM in Dortmund: Viel Platz in den Fan Zones, teure Getränkepreise
Die Fan Zones: Die in Dortmund eingerichteten Fan-Zonen verdienen Lob. Gute Erreichbarkeit, gute Sicht auf die Leinwände, kaum Gedränge – das Konzept wirkt durchdacht und wird auch durchgesetzt. So schließen die Einlass-Schleusen an Friedensplatz und Westfalenpark, sobald die Maximalkapazität erreicht ist.
Und diese Kapazität ist so berechnet, dass man sich immer noch frei bewegen und auch mit Kindern sorglos vorbeikommen kann. Schon beim Spiel Italien-Albanien wurde auf den Massenandrang reagiert und mehrere Meter vor den eigentlichen Schleusen der Zugang über Straßensperren geregelt.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten funktionieren mittlerweile auch die Trinkwasser-Spender, im Westfalenpark gibt es sogar kostenlose Sonnencreme. Dagegen gar nicht schön: 6,50 Euro für einen halben Liter Bier in den Fan Zones sind ein stolzer Preis, über den sich Fans auch in anderen EM-Städten ärgern. Auch Softdrinks und Mineralwasser sind mit fünf Euro pro Becher einfach zu teuer.
Polizei ist in Dortmund wachsam, aber deeskalierend
Die Polizei: Die Dortmunder Polizei und ihre unterstützenden Kollegen aus anderen Städten machen bislang eine gute Figur. Man merkt, dass die Einsatzleitung Erfahrung mit großen Fanmassen hat. Als Feiernde nach den Albanien- und Türkei-Spielen über den Wall ziehen, lassen die Ordnungskräfte den spontanen Freudenzug zu. Alle sind froh, alles bleibt friedlich – wenngleich sich die ausgebremsten Autofahrer, vor allem natürlich die lärmgeplagten Anwohner in Geduld üben müssen.
Als Erfolg darf die Polizei auch ihren Einsatz gegen rund 50 italienische Hooligans werten. Die planten offenbar einen Angriff auf eine Gruppe Albanien-Fans, den die Einsatzkräfte bereits im Keim ersticken konnte. So bleibt lediglich das Pyrotechnik-Problem, das – trotz mehrsprachiger Lautsprecher-Ansagen – nur schwer kontrollierbar scheint.
Effizienter Nahverkehr, Auto-Chaos in den Stadtteilen
Der Verkehr: Auch beim Thema Personentransport wird deutlich, dass Dortmund wertvolle Erfahrung mit Menschenmassen und unübersichtlichen Situationen rund ums Stadion hat. DSW21 hat zur EM zudem mächtig aufgestockt, an allen Bahnstationen vom Stadion bis in die City stehen Sicherheitsleute bereit – rund 100 Kräfte allein an jedem Spieltag in Dortmund.
Diese regulieren den Zustrom zu den Gleisen und schieben auch mal, damit weitere Personen in die Bahn passen. Laut Verkehrsunternehmen wurde die Taktung der Stadtbahnen und Nachtbusse zu später Stunde erhöht, damit Stadion- und Public-Viewing-Besucher nach Hause kommen.
Ortsunkundigen könnte man allerdings noch etwas besser helfen – und ihnen etwa mit Schildern in der unterirdischen Station „Westfalenpark“ den richtigen Ausgang zum Public Viewing nahelegen. Auch wird am Gleis nicht deutlich auf das Public Viewing hingewiesen. Immer wieder steigen verunsicherte Fans aus und meinen, schon am Stadion angekommen zu sein, da die mehrsprachigen Durchsagen in den Bahnen nur schwer zu hören sind.
Und auch ein von BVB-Spielen altbekanntes Problem tritt zurzeit wieder gehäuft auf: Anwohner in den Stadtteilen rund ums Stadion müssen mit verstopften Straßen vor und nach den Spielen leben und wildes Parken der Stadionbesucher erdulden.
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Gute Bedingungen für Journalisten in Dortmund
Der Pressebereich: Stadt und Uefa haben gesonderte Bereiche für Medienvertreter eingerichtet, in denen sie ungestört arbeiten, Fotos und Videos hochladen oder sich einfach mal kurz hinsetzen können. Der Zugang ist erfrischend unkompliziert, die Ordner sind gebrieft, lassen Akkreditierte ohne Murren durch. Sogar der Rathausbalkon am Friedensplatz steht für Aufnahmen aus Vogelperspektive zur Verfügung. Das Internet funktioniert, Steckdosenleisten liegen bereit und geschmierte Brote haben wir auch schon bekommen. So macht die Arbeit Spaß.