Dortmund. Spielt der BVB, werden Wohngebiete zugeparkt. Anwohner befürchten: Bei der EM wird es noch schlimmer. Denn dann fallen zusätzlich Parkplätze weg.
Heimspiele des BVB sind Großevents, mit Folgen für tausende Anwohner in direkter Umgebung des Stadions. Seit Jahren beklagen Dortmunder, dass ihre Viertel von Fußballfans zugeparkt werden. In Brünninghausen, Schönau und Barop befürchten manche: während der Europameisterschaft könnte es noch viel schlimmer werden. Droht dort im Sommer ein Verkehrs-Chaos?
„Wir sind die jahrelangen Belästigungen leid“, sagt ein Anwohner vom Helenenbergweg in Barop. Namentlich möchte er nicht genannt werden, zu emotional aufgeladen sei das Thema BVB. Erst kürzlich, beim Champions-League-Spiel gegen Eindhoven Mitte März, hat er den Fußballverkehr auf Fotos festgehalten.
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EM in Dortmund: Uefa blockt Parkplätze für besondere Besucher
Die Bilder zeigen: Autos versperren Bürgersteige und Radwege, einige parken im Naturschutzgebiet Bolmke fast im Gebüsch. Der Anwohner hat Zweifel, dass im Notfall alle Rettungswege frei wären. Und seine Fotos dokumentieren die Staus auf den Straßen – sowohl vor dem Spiel als auch hinterher.
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Die Fans verursachten auf dem Weg zum Stadion nicht nur Lärm, sondern auch große Mengen Müll: „Wenn man hinterher durch die Bolmke läuft, kann man sehen, wo die entlang gegangen sind.“ Viele nutzten das weite Grün, um dort zu urinieren.
Laut der Internetseite von Borussia Dortmund gibt es über 10.000 Parkplätze rund um Stadion und Westfalenhallen. Bei der Europameisterschaft werden es deutlich weniger sein – die Uefa blockt viele Flächen für die Inhaber von besonderen Tickets, etwa VIP-Karten.
Forderung aus Hombruch: Stadt Dortmund soll Verkehr umleiten
Ob Bundesliga oder EM: Parkplätze sind nicht nur in ihrer Anzahl begrenzt, sondern auch gebührenpflichtig. Dass es kostenlose Alternativen gibt, hat sich rumgesprochen. In einem Fan-Forum von Werder Bremen etwa wird Fans der Helenenbergweg als bequeme Parkmöglichkeit empfohlen.
Spätestens seit Ausbau des Westfalenstadions rund um die Jahrtausendwende sei die Verkehrssituation Dauerthema in den Stadtteilen, sagt der Anwohner: „Die Zahl der Parkplätze ist damals nicht entsprechend mitgewachsen.“
Unterstützung erhält er von Mitgliedern der Bezirksvertretung (BV) Hombruch, die selbst in den Stadtteilen südlich des Stadions wohnen. Nach einem Antrag der CDU-Fraktion fordert die BV einstimmig von der Stadt Dortmund ein Verkehrskonzept, um die betroffenen Wohngebiete zu entlasten. So sollen Autos auf Großparkplätze geleitet und die Zuschauer dann mit Shuttle-Bussen zum Stadion gebracht werden.
Italien, Portugal, Türkei: Mannschaften haben viele Fans in der Region
Die Stadt setzt bei ihrer Verkehrsplanung bislang auf den öffentlichen Nahverkehr. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass Fans aus dem Ausland eher nicht mit dem Auto unterwegs sind. Ein Trugschluss, glauben die Lokalpolitiker. Denn mit Italien, Portugal und der Türkei spielen in Dortmund Mannschaften, die in der Region zehntausende Anhänger haben. Die meisten davon würden „höchstwahrscheinlich mit dem Kfz anreisen“, heißt es im Antrag, der am Dienstag (16. April) von der Bezirksvertretung beschlossen wurde.
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Was soll das Konzept beinhalten? „Auf jeden Fall müssten vor den Spielen drei, vier Zufahrtsstraßen abgesperrt werden“, sagt Guido Preuss, Vorsitzender der CDU-Fraktion. Und natürlich müssten die Verkehre frühzeitig abgeleitet werden, sodass Autos gar nicht erst in die Nähe der Wohnviertel gelangen.
Preuss erhofft sich einen Effekt weit über die EM hinaus: „Man könnte das Verkehrskonzept hinterher auch bei Heimspielen des BVB anwenden.“ Der Beschluss der Bezirksvertretung ist nun Auftrag an die Stadt Dortmund, die bisherige Verkehrsplanung im Rahmen ihrer Möglichkeiten anzupassen.