Dortmund. Das Land hat vorgestellt, welche OPs künftig an welchem Dortmunder Krankenhaus stattfinden sollen. Ein Klinikchef nennt die Planung „desaströs“.

  • Eine Übersicht zeigt, wie sich die Landesregierung die Zukunft der einzelnen Kliniken in Dortmund vorstellt.
  • Nicht über alles sind die Krankenhaus-Betreiber glücklich.
  • Ein Dortmunder Klinik-Verbund will Vorschläge nicht hinnehmen.

Die Kliniklandschaft in NRW soll umgebaut werden. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will erreichen, dass sich die Krankenhäuser stärker spezialisieren, um so die Qualität der Behandlung zu verbessern. Nun liegt eine aktuelle Übersicht vor, die zeigt, wie sich die Landesregierung die Zukunft der einzelnen Häuser vorstellt. Auch in den Dortmunder Kliniken stehen einige Veränderungen an – und nicht über alles sind die Betreiber glücklich.

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So sollen am St. Josefs-Hospital künftig keine künstlichen Hüften und Knie mehr eingesetzt werden, auch Wirbelsäuleneingriffe soll es in dem Hörder Krankenhaus nicht mehr geben. Eingriffe an der Leber hat die Regierung fürs Josefs ebenso gestrichen wie an Bauchspeicheldrüse oder Speiseröhre. Außerdem wurde auch der Antrag auf Behandlung von Leukämie abgelehnt.

Dortmunder Klinik-Verbund will Vorschläge nicht hinnehmen

Am Katholischen Krankenhaus Dortmund-West, das auch zum Verbund St. Paulus Gesellschaft gehört, soll dafür zwar die Zahl der operierten Hüften steigen, zugleich sollen aber auch weniger Knie operiert werden. Lebereingriffe sind hier ebenfalls gestrichen. An beiden Krankenhäusern soll es nach dem Willen der Regierung keine Revision von Hüft- und Knieprothesen mehr geben. Und selbst dem deutlichen größeren Johannes-Hospital, ebenfalls Teil der Klinik-Gruppe, weist das Land keine Pankreaseingriffe mehr zu.

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Zwar bleibe das Angebot in ihren insgesamt neun Krankenhäusern „weitestgehend bestehen“, die Leistungseinschränkungen in der Bauchchirurgie und dem Gelenkersatz will die Paulus-Gesellschaft aber nicht einfach hinnehmen. „Wir werden uns für diese Leistungen einsetzen und Widerspruch einlegen“, kommentiert Geschäftsführer Clemens Galuschka die vorgelegten Zahlen, die noch nicht beschlossen sind. Bis zum 11. August können die Krankenhäuser dazu Stellung nehmen. Erst zum Jahresende werden die endgültigen Bescheide aus Düsseldorf erwartet.

Geschäftsführer spricht von deutlicher Verschlechterung für die Patienten

Sollten die Entscheidungen so gefällt werden wie jetzt vorgelegt, werde die Qualität der Behandlung für die Dortmunder Bürgerinnen und Bürger nicht besser, sondern eher schlechter, betont der Geschäftsführer. Und das bekämen die Patienten dann auch deutlich zu spüren. „Beispielsweise, wenn man nach einer Hüft-OP, weil ein Problem auftritt, zur Revision nicht mehr zu seinem eigentlichen Behandler gehen kann, bei dem der Fall bekannt und alle Unterlagen vorhanden sind, sondern in ein ganz anderes Krankenhaus gehen muss. Wartezeiten und Fahrtzeiten werden länger, Behandlungswege damit auch“, erklärt auch Co-Geschäftsführer Christoph Rzisnik.

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Wenn Abteilungen geschlossen werden müssten, habe das nicht nur für die Patienten negative Folgen, sondern auch für die Krankenhäuser. Die Paulus-Geschäftsführung spricht von deutlichen finanziellen Einbußen, die nicht aufgefangen werden könnten. Galuschka: „Die finanzielle Situation ist für uns Krankenhäuser bereits seit zwei Jahren extrem herausfordernd. Wir arbeiten am Limit, ohne ausreichende Unterstützung für Personal-, Energiekosten und Inflation. Wenn jetzt noch Leistungen wegfallen, wird dies Investitionen fast unmöglich machen.“

Clemens Galuschka, Geschäftsführer der St. Paulus Gesellschaft, ist mit den vorgelegten Zahlen nicht glücklich.
Clemens Galuschka, Geschäftsführer der St. Paulus Gesellschaft, ist mit den vorgelegten Zahlen nicht glücklich. © Funke Medien NRW | GP@GPM-FOTO.DE

Das würde bedeuten: keine neuen Geräte, keine Sanierungen, keine Weiterentwicklung für bestimmte Bereiche. „Das ist desaströs, selbst zertifizierte Zentren mit guter Qualität werden in der Vorlage des Ministeriums nicht gewürdigt“, klagt Galuschka. Qualitätskriterien würden in der Regierungsvorlage nicht ausreichend gewürdigt. „Das ist ohne Sinn und Verstand.“

Keine Neurochirurgie im Knappschaftskrankenhaus

Auch das Knappschaftskrankenhaus würde nach den Vorstellungen der Landesregierung einige Bereiche einbüßen. Unter anderem waren Eingriffe an Gefäßen (Aorta, Halsschlagader), Wirbelsäule sowie inneren Organen beantragt – alle Bereiche wurden in der Tabelle aber auf null gesetzt. Auch die beantragte neue Neurochirurgie mit 1000 Operationen wird es demnach nicht geben. Weil sich zu viele Krankenhäuser um die Fälle beworben hatten, seien jene ausgewählt worden, die über eine größere Expertise verfügen, schreibt das Land in seiner Begründung. Ein zusätzlicher Standort im Stadtgebiet Dortmund sei für die Versorgungssicherheit nicht erforderlich, deshalb gehen die Fälle laut Plan ans Klinikum Nord.

Dennoch ist das Klinikum Westfalen, zu dem das Knappschaftskrankenhaus gehört, mit den Plänen im Großen und Ganzen zufrieden. „Wir sehen darin eine Bestätigung unserer Strategie der Zentralisierung und Zentrumsbildung“, teilt Sprecherin Susanne Janecke auf Nachfrage mit. Alle wesentlichen Fachkliniken und -zentren könnten weitergeführt werden, nur in „einzelnen, kleineren Bereichen“ gebe es noch Diskussionsbedarf.

Klinikum Dortmund wertet Planung als großen Erfolg

Auch das Klinikum Dortmund, bei dem beide Standorte (Mitte und Nord) als ein Haus betrachtet werden, kann mit den vorgelegten Zahlen gut leben. „Die derzeit vorliegende Planung werten wir als großen Erfolg. Sie zeigt, dass wir in nahezu allen relevanten medizinischen Bereichen gut aufgestellt sind“, so Sprecher Matthias Lackmann. Erfreut sei das Klinikum darüber, dass ihm die Cochlea-Implantate, also Hörprothesen, wieder zugesprochen worden seien. Auch das Johannes-Hospital hatte diese Eingriffe beantragt.

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Die eher standardisierten Magenbypass-OPs und andere Eingriffe zur Gewichtsreduktion habe das Klinikum abgegeben. Wie es heißt, um sich auf komplexe chirurgische Eingriffe auszurichten: Operationen an Speiseröhre, Leber und Bauchspeicheldrüse etwa sollen nach den vorgelegten Plänen von anderen Krankenhäusern ans Klinikum wechseln. Unzufrieden ist man in den städtischen Kliniken einzig darüber, die Bereiche Leukämie und Lymphome – diese sieht das Land künftig u.a. am Johannes-Hospital vor – nicht bekommen zu haben. Lackmann: „Dagegen werden wir Widerspruch einlegen.“

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Trotz der positiven Bewertung: Als Gewinner der Klinikreform will sich das Klinikum Dortmund nicht bezeichnen. Es gehe darum, Ressourcen optimal zu nutzen und medizinische Schwerpunkte von hoher Qualität zu bilden, betont Lackmann und kommt daher zu einem gänzlichen anderen Schluss, als die Geschäftsführer der Paulus-Gesellschaft: „Gewinner sind letztendlich die Patientinnen und Patienten, die sicher und bestmöglich behandelt und versorgt werden.“