Dortmund. Lotto-Millionär Kürsat „Chico“ Yildirim schippert in einem Video der Stadt Dortmund mit einem Boot über den Phoenix-See. Das stößt auf Kritik.
Aus Vogelperspektive zoomt die Kamera auf den Phoenix-See, im Wasser schaukelt ein hellblaues Tretboot in Trabi-Optik zu spanischen Rhythmen. An Bord ist einer der wohl bekanntesten Dortmunder: Kürsat Yildirim alias Lotto-Millionär Chico.
Tretboot statt Jetski auf dem Dortmunder Phoenix See
Er, seine Freundin Candice und der Mops des Paares sind die Hauptdarsteller eines neuen Videos der Stadt Dortmund. Gedreht wurde es für die Aktion „Herzensorte“, die Bürger dazu aufruft, ihre Lieblingsplätze auf einer Webseite zu teilen.
„Familienausflug mit Lottomillionär Chico an seinem Herzensort“ kündigt eine Stimme aus dem Off an. Das Tretboot scheint allerdings nicht ganz den Erwartungen des Millionärs zu entsprechen: „Könnt ihr nicht Jetski für mich klarmachen?“, fragt er.
Chicos erster Arbeitsplatz in Dortmund
Dieser Wunsch wird ihm nicht erfüllt, dafür schwelgt Chico bald in Erinnerungen: „Das ist so ein Herzensort für mich, weil alte Erinnerungen kommen hoch, das war meine erste Arbeitsstelle. Und gucken Sie mal, wie schön die hier gebaut haben. Ich liebe das.“
Chico baggerte auf der Kultur-Insel am Phoenix See
Chico schuftete als Baggerfahrer auf dem Gelände, war im Bereich der heutigen Kultur-Insel eingesetzt. Jetzt spielt der „Nordstadt-Junge“ mit dem Gedanken, sich selbst dort niederzulassen: „Ich möchte unbedingt hierhin. Ich will den Rest meines Lebens hier verbringen. Egal wo ich hingehe, Dortmund würde ich nie verlassen, weil Dortmund ist meine Heimat. Ich liebe Dortmund über alles.“
Nachbarn zittern schon vor Chico
In Sozialen Netzwerken fürchtet man offenbar schon, den medienaffinen Millionär bald als Nachbarn begrüßen zu dürfen. So heißt es in einem Kommentar unter dem Video: „Ja, da möchten viele Menschen gerne leben. Man muss aber auch dahin passen. Nur, weil man im Lotto gewonnen hat, hat man weder Intellekt noch die Bildung, um mit der Nachbarschaft auf Augenhöhe zu stehen.“
Shitstorm unter Chico-Video
Doch nicht nur Chicos Pläne sorgen für Unmut. Von „Bitte nicht“ über „Warum bietet eine Behörde diesem Nichtsnutz eine Plattform?“ und „Unfassbar, dass die Stadt Dortmund damit wirbt!“ bis hin zu „Unerträglich!!!“ – auf Instagram und Facebook hagelt es negative Kommentare. Auf dem Youtube-Kanal der Stadt ist die Kommentar-Funktion unter dem Video sogar ausgeschaltet.
„Da fragt man sich schon, was sich die Pressestelle der Stadt Dortmund dabei denkt“, meint ein User auf Instagram. Dort macht auch eine Dortmunderin ihrem Ärger Luft: „Liebe Stadt Dortmund, ich als Bürgerin bin unfassbar enttäuscht. Wir haben hier in Dortmund so viele tolle Menschen, denen ein Bericht auf dieser Plattform zusteht. Ob gemeinnützige Arbeit, ehrenamtliche usw… Und dann sowas?? Bin zutiefst enttäuscht und ich glaube, ich denke nicht alleine so… Pfui!!“ Darauf meldet sich Chico-Freundin und Polizistin Candice zu Wort, weist die Frau zurecht.
„Bonzenviertel im Herzen des Ghettos“
Andere kritisieren, dass gerade der Dortmunder Phoenix-See für den Videodreh ausgewählt wurde. „Ja, würde auch gerne dort wohnen. Ist aber leider offenbar nur als Millionär möglich. Alle Mietwohnung sind nicht nur sehr hoch im Quadratmeter, da kommt auch noch eine Index-Miete dazu! Willkommen bei der Gentrifizierung“, so ein Kommentar. Manch einer nimmt es mit Humor: „Ah ja der Phoenix See, unser Bonzenviertel im Herzen des Ghettos.“
Kritik am Zeitpunkt der Video-Veröffentlichung
Zudem stößt der Zeitpunkt der Veröffentlichung auf Unverständnis. Nachdem am Mittwochabend (3. April) ein Obdachloser bei einem Polizei-Einsatz starb und am Folgetag ein Mann am Hafen von einem 13-Jährigen erstochen wurde, wirkte die Veröffentlichung des Gute-Laune-Streifens am Freitagmorgen (5. April) auf den Seiten der Stadt etwas entrückt.
„In Dortmund wurden in den letzten Tagen zwei Wohnungslose umgebracht, davon einer von Beamten der Stadt Dortmund. (Polizisten sind nicht bei der Stadt, sondern beim Land beschäftigt, d. Red.) Und ihr habt nichts Besseres zu tun, als euren Redaktionsplan abzuarbeiten und ein Video mit Chico zu posten?! Shame on you!“, lautet ein entrüsteter Kommentar.
Neid und Missgunst?
Zu guter Letzt echauffieren sich dann noch User über die Kommentare anderer User: „Ich persönlich finde es beschämend, wie hier über Chico und Candy geurteilt wird. Ist das der Neid, der euch zerfrisst?“ Ein Beitrag auf Instagram bringt die Debatte auf den Punkt: „Wenn nur die Hälfte der hier Kommentierenden nur halb so freundliche Menschen wären wie Chico, wäre die Welt eine bessere.“
*Rechtschreibfehler zwecks besserer Lesbarkeit von der Redaktion verbessert.