Dortmund. Crack wirkt schneller und stärker als Kokain, macht abhängiger als Heroin. Warum ist die Droge so gefährlich, und woran erkennt man Abhängige?
Kaum eine Droge macht so abhängig wie Crack, sagen Experten. Dortmund gilt als eine Konsum-Hochburg in NRW, das Problem beschäftigt seit Jahren Sozialarbeiter wie Politiker. Doch was macht Crack überhaupt so gefährlich?
Das Team der Drogenhilfeeinrichtung „Kick“ kümmert sich um Abhängige in Dortmund. Auch Crack-Konsumenten schlagen immer wieder dort auf. „Es kostet nur einen Bruchteil von Kokain, wirkt dafür schneller und stärker“, weiß Frank Mazny, stellvertretender Leiter von Kick.
Horror-Droge Crack: „Runterkommen muss scheußlich sein“
Crack wird aus Kokain und Natron hergestellt. Natron findet sich etwa in Backpulver. Es gehe aber auch mit Ammoniak, so Mazny: „Ein hochätzender Stoff, davon ist dringend abzuraten.“
Die Mischung wird üblicherweise in einer Pfeife geraucht: „Alles, was inhalativ, also über die Lunge konsumiert wird, landet besonders schnell im Blutkreislauf und damit im Gehirn“, erklärt er die sekundenschnelle Wirkung von Crack.
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Die Landesfachstelle Prävention bezeichnet Crack als die Droge mit dem höchsten psychischen Abhängigkeitspotenzial. Auch die körperliche Abhängigkeit kann sehr schnell eintreten. Ähnlich wie Kokain, wirkt es euphorisierend und aufputschend und steigert das Selbstbewusstsein, sagt Frank Mazny: „Der Kick soll noch intensiver sein als bei Koks.“
Trotz der stärkeren Wirkung gibt es für die Konsumenten einen Nachteil. Denn diese Wirkung hält nicht lange an, nach wenigen Minuten ist der Rausch schon wieder vorbei. Dann fallen sie oft sofort in ein tiefes Loch: „Runterkommen muss scheußlich sein“, so die Beobachtung von Frank Mazny. Auf den kurzen Rausch können Niedergeschlagenheit, Gereiztheit und auch Aggressionen folgen.
Konsumdrang bei Crack stärker als bei Heroin
Es ist dieser rasante Wechsel zwischen den Gefühlszuständen, der sich nicht nur auf die psychische und körperliche Gesundheit, sondern auch auf das Sozialleben verheerend auswirkt. Der dadurch entstehende ständige Konsumdrang sei sogar noch stärker als bei Opioiden wie Heroin oder Fentanyl, heißt es in einer Handreichung der Deutschen Aidshilfe.
Woran erkennt man Menschen auf Crack? „Sie wirken oft sehr euphorisch und energiegeladen”, erklärt Frank Mazny. Konsumenten berichteten auch davon, wacher und selbstbewusster zu sein. Laut der Deutschen Aidshilfe schlafen Abhängige zudem nach längerem Konsum oft völlig übermüdet in der Öffentlichkeit ein, was sie auch im Stadtbild sichtbarer macht.
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Auf Crack greifen meist Menschen zurück, die bereits bestehende Suchtprobleme haben, Gelegenheitskonsumenten machen von der Droge eher keinen Gebrauch. Viele Abhängige konsumierten bereits Heroin, ordnet die Deutsche Aidshilfe ein. Außerdem sei die Szene in vielen Städten „migrantisch geprägt“ – viele Konsumenten seien erst kurze Zeit in Deutschland. Sprachbarrieren und fehlender Krankenversicherungsschutz erschweren dann den Zugang zu Hilfs- und Behandlungsangeboten.
Drogenkosum in der Dortmunder City sorgt für Ärger
Zu solchen Hilfsangeboten gehört in Dortmund der Drogenkonsumraum des „Café Kick“ an der Martinstraße, am Rande der Fußgängerzone. Dessen Lage steht in der Kritik: Händler beschweren sich über mehr Ladendiebstahl und verdächtigen die Drogenszene, Kunden fühlen sich durch aggressives Betteln belästigt.
Die Stadt Dortmund will die Infrastruktur für die Suchthilfe verbessern und in diesem Zuge auch den Konsumraum an der Martinstraße verlegen – ein neuer Standort ist bislang noch nicht bekannt. Außerdem soll Dortmund zwei weitere Drogenkonsumkäume bekommen, um das jetzige „Café Kick“ zu entlasten und auch die verschiedenen Drogenszenen zu entzerren.