Balve. Schützenbruderschaft, Stadt, Veranstalter und Anwohner wollen Lösung finden. Welche Konzerte im Jahr 2025 auf der Kippe stehen.

Sie ist die Veranstaltungsstätte Nummer 1 in Balve und Umgebung: Kommen jetzt Einschränkungen und neue Auflagen für Veranstaltungen in der Balver Höhle? Entscheidende Gespräche stehen kurz bevor.

Über zunehmende Lärmbelästigung haben sich Anwohnerinnen und Anwohner der Balver Höhle beim Ordnungsamt der Stadt Balve beschwert. Es geht um die Vielzahl an Konzerten und Veranstaltungen, die im Felsendom stattfinden. Die Stadt Balve, die Schützenbruderschaft, Konzertveranstalter und Anwohner wollen jetzt schnellstmöglich Lösungen finden, wie es mit der Kulturhöhle weitergehen kann. Denn alle Seiten erklären, dass sie rasch Planungssicherheit für das bereits angelaufene Veranstaltungsjahr brauchen.

Die Anwohner

Da sind zuallererst die Anwohner. Gegenüber der Höhle auf der anderen Seite der Bundesstraße wächst der Unmut. 15 Anlieger sollen eine Liste unterzeichnet haben, mit der sie beim Balver Ordnungsamt Beschwerde einlegten. Im Gespräch mit der WP erklärt einer von ihnen: „Es sind ja nicht nur die Veranstaltungen selber. Tage vorher beginnt der Aufbau – oft bis spät in die Nacht hinein. Und dann das Verkehrschaos, wenn die Besucher anrücken. Für diese vielen Autos ist das hier nicht geeignet. Ein Wunder, dass noch nichts Schlimmes passiert ist.“

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Darüber hinaus könnten sich einige der Gäste auch nicht benehmen. Er spricht von Hinterlassenschaften auf seinem Grundstück, ohne sie näher bezeichnen zu wollen. „Aber es gibt große Unterschiede. Beim Prophecy-Festival zum Beispiel merkt man, dass das erfahrene Festival-Besucher sind. Wenn die vor der Höhle campen, gibt es keine Probleme. Da achtet einer auf den anderen. Die wissen, dass es sonst Ärger gibt. Bei kleineren Veranstaltungen oder privaten Feiern sieht das anders aus, da muss auch schon mal die Polizei anrücken“, beschreibt der Höhlen-Nachbar, der nicht genannt werden will, die Probleme.

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Vor allem Konzerte mit basslastiger Musik seien ein Problem, da die Bässe auch außerhalb der Höhle wahrgenommen werden. „Wir stellen Gläser auf dem Tisch an so einem Abend nicht aneinander. Die Vibrationen spürt man bis hier rüber.“ Auch halte sich nicht jeder Veranstalter an vorgegebene Zeiten und mache um 1 Uhr die Musik aus. Das Argument, dass man doch wissen müsse, wo man hinzieht, lässt er nicht gelten. „Als mein Großvater das Haus gebaut hat, stand zwar schon die Höhle. Aber es war nicht daran zu denken, dass das eine Eventlocation wird.“

Soll also aus Sicht der Anwohner kein Konzert mehr in der Höhle stattfinden dürfen? „Nein, das ist nicht unser Ziel. Am meisten wünschen wir uns, dass man mit uns spricht. Die Schützenbruderschaft und die Stadt sollen uns informieren – über die geplanten Veranstaltungen. Dann kann man sich doch zumindest darauf einstellen.“

German Kultrock Festival in Balve 2024
Ein Meer aus Wohnmobilen steht vor der Balver Höhle. Die Mehrheit der Camper stellt nach Anwohneraussagen kein Problem dar. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Die Stadt Balve

Daneben sitzt die Stadt Balve mit im Boot, als Eigentümerin der Höhle und als Ordnungsbehörde. Bürgermeister Hubertus Mühling erklärt auf Anfrage: „Wir sind in gutem Austausch mit der Bruderschaft und werden Anfang Februar eine Klärung herbeiführen.“ Er beruhigt im gleichen Atemzug, dass traditionelle Veranstaltungen wie das Balver Schützenfest nicht von den Unstimmigkeiten betroffen seien.

Geplante Veranstaltungen 2025

Festspiele Balver Höhle: Dschungelbuch - Musical: 3. Mai bis 14. Juni

Musikverein Garbeck  und TuS Langenholthausen: Night of Music: 20. und 21. Juni

Echt Hartmann: 27. und 28. Juni

Schützenfest Balve: 19. bis 21. Juli

German Kultrock: 2. August

Festspiele  Balver  Höhle: Irish Folk + Celticmusic Festival: 7. bis 9. August

Europäische Schützen: 22. und 23. August

Märkischer Kreis: Konzert: 5. bis 7. September

Prophecy Festival: 12. und 13. September

Männerchor Balve: Konzert: 19. und 20. September

Oktoberfest (Veranstalter Schützenbruderschaft St. Sebastian Balve): 4. Oktober

Apres-Ski-Party: 8. November

Weihnachtssingen: 13. Dezember

Stand 3. Januar 2025

Die Stadt dürfte auch aus wirtschaftlicher Sicht an einer baldigen Einigung interessiert sein. Nicht zuletzt profitieren Einzelhandel, Hotellerie und Gastronomie von Veranstaltungen in der Höhle in hohem Maße.

Die Veranstalter

Auf Seiten der Veranstalter herrscht bereits seit Ende letzten Jahres Unruhe. Sie fordern Planungssicherheit. Plakate und Tickets müssen gedruckt werden, Bands sind unter Vertrag zu nehmen und die Werbung anzustoßen.

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Einer der Veranstalter hat unterdessen aber schon die Reißleine gezogen. Laut der Facebook-Seite „Black Hole Fest“ soll es das „Black Hole Fest Germania 2025“ in der Balver Höhle nicht mehr geben. Die Veranstalter schreiben: „Die Entscheidung liegt leider außerhalb unserer Macht. Die Stadt Balve hat sich bislang nicht klar dazu positioniert, wie sie mit zukünftigen Veranstaltungen umgehen möchte. Diskussionen über Lärmschutz und andere organisatorische Herausforderungen erschweren die Situation für Events vor Ort erheblich. Als jüngster Veranstalter in der Region hatten wir bedauerlicherweise keine Möglichkeit, für 2025 eine Perspektive zu schaffen. Wir bedauern diesen Entschluss zutiefst.“

Die Schützenbruderschaft

Nicht zuletzt drängt die Schützenbruderschaft auf eine Lösung. Thomas Scholz, Geschäftsführer von St. Sebastian Balve, erläutert im Gespräch mit der Westfalenpost: „Neben unserem Schützenfest ist die Vermietung der Balver Höhle für die Bruderschaft von enormem wirtschaftlichen Interesse.“

Die Einnahmen aus der Vermietung und der Getränkeumsatz seien die Haupteinnahmequellen für die Schützen. „Wir brauchen diese Mittel für die Erhaltung der Höhle“, erläutert Scholz. „In den vergangenen 20 Jahren haben wir circa eine Million Euro dafür investiert. Wenn wir das nicht durch die Vermietung erwirtschaften, ist das nicht mehr zu schaffen.“

Dabei, setzt Scholz hinzu, sei der Erhalt der Höhle nicht nur in der Satzung der Bruderschaft verankert, sondern auch eine echte Leidenschaft der Schützen.

Ohne die Investitionen wäre die Höhle jedoch innerhalb kürzester Zeit aus Sicherheitsgründen nicht mehr nutzbar, führt Scholz weiter aus. „Der natürliche Feind einer Naturhöhle ist die Eisbildung“, erläutert er. „Regenwasser dringt durch das Höhlengewölbe und gefriert. So wird das Innere des Gesteins gesprengt, deshalb müssen nach jeder Frostperiode Fachleute die Höhlenwände abklopfen. Loses Gestein wird entfernt und die Höhlenwand, wo nötig, durch Anker stabilisiert. Je nach Ausmaß der Schäden und notwendiger Maßnahmen mussten wir in der Vergangenheit schonmal zwischen 45.000 und 100.000 Euro in die Hand nehmen, um die Sicherheit der bis zu 40.000 Gäste pro Jahr zu gewährleisten.“

Balve
Eine rappelvolle Höhle bei der Premiere des ökumenischen Familiengottesdienstes. Bis zu 40.000 Gäste zieht es pro Jahr zu den Veranstaltungen in der Höhle. © Peter Müller | Peter Müller

Und wie geht es jetzt weiter? Für die Woche nach der Generalversammlung der Schützenbruderschaft wollen alle Beteiligten einen Termin vereinbaren und sich an einen Tisch setzen. „Wir möchten einen für alle Seiten tragbaren Konsens finden“, sagt Scholz. Und: „Wir müssen eine klare Marschrichtung festlegen, die für alle Bestand hat und eine Lösung für die Zukunft darstellt.“