Balve. WP-Reporterin Annett Albach war lange nicht mehr Blut spenden. Da kommt der Termin in Balve gerade richtig. Sie berichtet, wie die Spende abläuft.

Die Ankündigung kommt per E-Mail: Das Rote Kreuz ruft zur Blutspende in Balve auf. „Vereinbaren Sie einen Termin online oder per Telefon, um ohne Wartezeit spenden zu können“, heißt es dort. Die letzte Blutspende ist viel zu lange her, denke ich und reserviere einen Termin.

Etwas mulmig ist mir schon, als ich mich am Montag, 2. September, auf den Weg zur Realschule Balve mache. Aber da muss ich jetzt durch! Schon an der Einfahrt von der Garbecker Straße macht ein Aufsteller gut sichtbar auf die heutige Blutspende-Aktion aufmerksam.

Obwohl ich vor 16 Uhr da bin, bin ich nicht die Erste. Eine Handvoll Menschen steht bereits am Eingang zur Schule an. Dann bin ich an der Reihe. Gabi Schwartpaul sitzt an der Anmeldung. Sie ist eine der zahlreichen Ehrenamtlichen des DRK-Ortsvereins Balve, ohne die eine Blutspende-Aktion gar nicht möglich wäre.

„Haben Sie einen Blutspende-Ausweis oder eine Spendernummer?“, fragt sie mich. Die letzte Blutspende ist viel zu lange her, gestehe ich, habe weder Ausweis noch Nummer. Kein Problem, lässt sie mich wissen und findet mich anhand des Geburtsdatums sofort im Computer. Also bekomme ich die notwendigen Unterlagen und los geht es. Da ich in Balve als Erstspender gelte, begleitet mich Dirk Schnabel. Der 57-Jährige ist ein weiterer Ehrenamtlicher des Balver DRK und wird mir jetzt zur Seite stehen und die Abläufe erklären.

Viele Gesundheitsfragen müssen vor der Blutspende beantwortet werden.
Viele Gesundheitsfragen müssen vor der Blutspende beantwortet werden. © WP Balve | DRK Balve

Zuerst muss ich den Spendefragebogen ausfüllen. „Das passiert vor jeder Spende“, erklärt mir Dirk Schnabel. Dort werden wichtige Fragen rund um meine Gesundheit geklärt und auch, ob bei mir ein Risiko für bestimmte Infektionskrankheiten besteht. Die Angaben dienen dazu, herauszufinden, ob ich überhaupt Blut spenden darf. Da die Sicherheit für Spender und Empfänger des Blutes sehr wichtig ist, ist der Spenderfragebogen sehr umfangreich und persönlich.

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Ein Blatt erzeugt Fragezeichen in meinem Kopf: „Der vertrauliche Selbstausschluss“. Damit muss ich festlegen, ob das mir entnommene Blut verwendet werden darf. „Warum kommt ein Spender denn sonst her?“, frage ich Dirk Schnabel. Er erklärt: „Das Blut wird nach der Spende ja umfassend untersucht. Für manche Menschen ist das eine Möglichkeit dazu. Und wenn etwas im Blut gefunden wird, wird der Hausarzt informiert.“ Ok, ich möchte mein Blut spenden und klebe den richtigen QR-Code auf mein Formular. Durch dieses Vorgehen ist die anonyme Freigabe – oder auch nicht – möglich.

Weiter geht es zum HB-Test. Dort sitzt Katharina Becker, freiberufliche HB-Kraft, wie sie offiziell heißt. HB steht für Hämoglobin. Mit einem kleinen Blutstropfen aus der Fingerkuppe (oder alternativ aus dem Ohrläppchen) bestimmt sie in einem Schnelltest meinen Hämoglobin-Wert. Das ist wichtig, um eine mögliche Blutarmut (Anämie) auszuschließen und mich mit der Blutspende nicht selbst zu gefährden. Für Frauen muss der Wert zwischen 12 und 16,5 und bei Männern zwischen 12 und 18 liegen, erfahre ich. Meiner ist bei 13,2 – perfekt. Meine Temperatur wird gemessen: 37,1 Grad Celsius. Also auch gut und somit geht es für mich weiter.

Das Blut läuft.  
Das Blut läuft.   © WP Balve | DRK Balve

An der nächsten Station wartet Dr. Matthias Herbst auf mich. Er ist Arzt und freier Mitarbeiter des Blutspendedienstes. Und er trifft die endgültige Entscheidung, ob ich Blut spenden darf. „Wie geht es Ihnen, fühlen Sie sich gut?“, fragt er mich. „Ja, alles bestens“, antworte ich. „Noch jedenfalls“, denke ich. Nachdem Dr. Herbst den von mir vorhin ausgefüllten Spendefragebogen genauestens studiert hat, möchte er von mir wissen, wann ich das letzte Mal gegessen hätte. Vor circa zwei Stunden stelle ich beim Blick auf die Uhr fest. Ohne es zu wissen, habe ich dabei alles richtig gemacht. „Wir empfehlen, zwei bis drei Stunden vor der Spende zu essen. Man soll nicht mit leerem, aber auch nicht mit ganz vollem Magen Blut spenden. Außerdem soll man sich gesund fühlen und genügend getrunken haben.“

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Dann misst Dr. Herbst noch meinen Blutdruck. Mit 125 zu 80 ist dieser sehr gut und somit spricht aus ärztlicher Sicht nichts gegen meine Blutspende. Dr. Herbst hat aber noch wichtige Tipps für die Zeit nach der Spende für mich: „Bleiben sie auf den Ruheliegen mindestens eine Viertelstunde liegen. Es kann zu Kreislaufstörungen kommen. Danach stärken Sie sich am Büfett. Für den Rest des Tages gilt: Kein Sport, nicht rauchen, nicht stehen – schon gar nicht in der Sonne.“ Verstanden! Jetzt wird es wohl ernst.

So läuft eine Blutspende ab.
So läuft eine Blutspende ab. © WP Balve | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Amine Elkahili empfängt mich als nächstes. „Rechts oder links?“, fragt er mich und möchte damit wissen, an welchem Arm mir die Spende angenehmer sei. Ich sage spontan: „Links.“ Aber ganz Profi lässt er sich meine Unterarme zeigen und prüft kritisch die Armbeuge. „Rechts geht auch“, sagt er und führt mich zur einzig freien Liege. Er bringt das nötige Equipment mit und überreicht mir ein buntes Küchenbrettchen. Ein kleines Geschenk für jeden Spender. Gestaltet ist das übrigens von den kleinen Patienten der Kinderklinik Siegen, erfahre ich.

Ich lege meinen Arm auf die Ablage neben mir und schaue dann lieber nicht mehr hin. Neben mir liegt Jeanette Schäfer aus Balve. Ich nutze ein Gespräch mit ihr, um mich abzulenken. Sie geht seit vier Jahren regelmäßig zur Blutspende. „Und danach fühle ich mich immer richtig gut“, erklärt sie. Das – so erläutert DRK-Mann Schnabel (der mich noch immer treu begleitet) – liege daran, dass eine Blutspende auch für den Spender gut sei. Der Körper trainiere, Blut nach einem Verlust wieder herzustellen. Immerhin 500 Milliliter werden mir gleich entnommen.

Apropos entnommen: Meine Punktionskraft, so ist die Bezeichnung Elkahilis, hat indes das Blut in meinem Arm gestaut, klopft auf meiner Armbeuge rum und desinfiziert die Einstichstelle. Bloß nicht hinschauen, denke ich mir wieder und habe gehörigen Respekt vor dem Einstich in meine Vene. „Können Sie denn da hingucken?“, frage ich Frau Schäfer. „Ja klar, gar kein Problem. Ich will doch sehen, was da passiert.“ Respekt, denke ich mir. Dirk Schnabel fotografiert derweil fleißig weiter das Prozedere und ich frage ihn: „Läuft es denn schon?“ Amine Elkahili sagt daraufhin lachend zu mir: „Es läuft, und zwar sehr gut. Angenehme Spende.“ Und weg ist er, denn der nächste Spender wartet schon. Puh, das klappte ja super, ich habe nichts gemerkt.

Die eigentliche Blutentnahme geht dann schnell. Die Waage zeigt an: nach 6,16 Minuten sind 528 Gramm im Beutel. Da das Gerät einen Piepton von sich gibt, steht Elkahili kurz darauf wieder neben mir und befreit mich. Fest auf die Einstichstelle drücken, kleiner Druckverband drauf, und ab auf die Ruheliege. Ich bin erleichtert und stelle fest. Das war wirklich gar nicht schlimm. Auch, wenn man wie ich sagt: Ich kann kein Blut sehen.

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Nachdem ich mich ausgeruht habe, geht es zur Stärkung noch ans Büfett. Die fleißigen DRKler haben Brote mit Schmalz, Schinken, Ei oder Käse und Schnitzelbrötchen vorbereitet. Dazu gibt es Kaffee, Cola, Wasser oder Apfelschorle. Bei der gemeinsamen Stärkung gibt es noch Gelegenheit, sich ein bisschen auszutauschen und für mich die Möglichkeit, Jeanette Schäfer zu befragen, wie sie zur Blutspende gekommen sei. „Ich habe mal einen Aufruf gelesen und gedacht: warum nicht? Man hilft anderen. Und man könnte ja auch mal darauf angewiesen sein“, erklärt sie und reserviert immer gleich den nächsten Termin, der in ungefähr einem Vierteljahr stattfindet.

Und das tue ich jetzt auch sofort. Am 25. November werde ich wieder hier in der Balver Realschule sein. Denn das war alles gar nicht schlimm. Ich wurde bestens betreut und habe beschlossen: diese halbe Stunde, die Leben retten kann, nehme ich mir ab sofort regelmäßig.