Balve. Elli Spenner und Cedric Valera Soldan waren bei den Deutschen Meisterschaften im Sportschießen dabei. Ihre Erwartungen und Ergebnisse.

Es ist vielleicht ein eher ungewöhnliches Hobby für Teenager. Aber Elli Spenner und Cedric Valera Soldan sind Sportschützen - und das mit Leidenschaft. Und sie haben Talent dafür. Denn nur, wenn sich beides paart, kann man diesen Sport so erfolgreich betreiben, dass man sich für eine Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Das haben die 13-jährige Schülerin und der 17-jährige Auszubildende, die bei der Schießsportgruppe Balve trainieren.

Sondertraining vor dem Wettkampf

Vor den Wettkämpfen in München hat Cedric fleißig trainiert. Sind es sonst ein- bis zwei Einheiten in der Woche, gibt es kurz vor den Meisterschaften zusätzlich das ein oder andere Sondertraining. Wobei das Trainergesetz besagt, dass man in der Woche vor einem Wettkampf nicht mehr trainiert. „Wenn man es zu sehr will, geht es schief“, erläutert Cedric. Der Kopf soll frei werden und die Zeit wird dann für Massagen des Nacken- und Schulterbereiches genutzt.

Mit Sichtblende und High-Tech-Gewehr: Cedric Valera Soldan beim Training.
Mit Sichtblende und High-Tech-Gewehr: Cedric Valera Soldan beim Training. © WP Balve | Annett Albach

„Das ist Leistungssport“, begründet Cedric die professionelle Vorbereitung. Diese unterstützt auch sein Arbeitgeber. Passend zu seinem Hobby macht der 17-Jährige eine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker beim Waffenhersteller Umarex in Neheim. Das Unternehmen sponsert ihm ein hochklassiges Gewehr der Firma Walther und gibt ihm Sonderurlaub für die Teilnahme an den deutschen Meisterschaften.

Leidenschaft beim Tag der offenen Tür entdeckt

Die Leidenschaft für den Schießsport hat er bei einem Tag der offenen Tür bei der Schießsportgruppe entdeckt. Am Tag darauf ist er zum Probetraining gegangen und wusste sofort: Das ist es! Sehr zur Freude von Michael Artz und Kerstin Buff, die ihn seitdem trainieren und auch mit zur Deutschen Meisterschaft gereist sind.

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Zur Vorbereitung darauf gehört für das Trainerteam auch, die Aufregung der Schützen zu steuern. „Es kann keiner sagen, dass er vor so einem Wettkampf nicht aufgeregt ist“, gibt Cedric zu. „Man muss die Aufregung so unterdrücken, dass die Sinne geschärft werden“, erläutert Michael Artz. Das mentale Training dafür beschreibt er so: „Wir bauen im Training bewusst Druck auf. Sagen zum Beispiel, die nächsten fünf Schuss dürfen nicht unter einer 9 sein. So lernt man, mit der Anspannung umzugehen.

„Mein Gewehr wiegt 5, 4 Kilogramm. Damit muss ich in 75 Minuten 60 Schuss abgeben. Das klappt nicht, wenn man an den Tagen vor dem Wettkampf um die Häuser gezogen ist.“

Cedric Valera Soldan
über die notwendige körperliche Fitness

Aber auch körperliche Fitness ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Wettkampf. „Mein Gewehr wiegt 5,4 Kilogramm. Damit muss ich in 75 Minuten 60 Schuss abgeben. Das klappt nicht, wenn man an den Tagen vor dem Wettkampf um die Häuser gezogen ist“, erklärt Cedric.

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Dass seine Vorbereitung gut war, zeigt sein Ergebnis in München. 654 Ringe wären das Maximum, das man bei 60 Schuss erreichen könnte. Diese Zahl ergibt sich aus der Zehntelwertung, die 2019 im Schießsport eingeführt wurde. Somit ist nicht die 10 das beste Ergebnis, sondern eine 10,9. Cedrics bestes Ergebnis bisher ist eine 614,7. Vor dem Wettkampf hat er alles über 600 Ringe und eine Platzierung in der Top Ten als Ziel formuliert. Mit den erreichten 612,1 Ringen und Platz 9 ist er also im Plan und sagt gewohnt ehrgeizig: „Ich bin sehr zufrieden, aber es ist natürlich noch Luft nach oben.“ Seine Probe und die erste Serie seien noch etwas verhalten gelaufen, aber danach habe er den Kopf ausschalten und sich konzentrieren können, bilanziert er.

Elli Spenner hatte am Freitag ihren Wettkampf bei den Deutschen Meisterschaften im Sportschießen in München. Hier trainiert sie in Balve.
Elli Spenner hatte am Freitag ihren Wettkampf bei den Deutschen Meisterschaften im Sportschießen in München. Hier trainiert sie in Balve. © WP Balve | Annett Albach

Die 13-jährige Elli Spenner ist familiär vorbelastet, was den Schießsport angeht. Schwester, Bruder, Cousins und Tante schießen auch und somit hat sie bereits mit sieben Jahren die ersten Erfahrungen - damals noch mit dem Lichtgewehr - gesammelt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sie bereits vom Westfälischen Schützenbund gesichtet wurde und einmal wöchentlich in Dortmund im Landesleistungszentrum trainiert.

„Bei einer Deutschen Meisterschaft kommt die Aufregung schon.“

Elli Spenner
Luftpistolen-Schützin

Da sie einen, wie sie sagt, „coolen Direktor“ am Gymnasium an der Hönne in Menden hat, unterstützt er sie in ihrem Hobby und eine Freistellung von der Schule für den Wettkampf wurde genehmigt. Für Elli wurde es am vergangenen Freitagabend ernst. Um 17.15 Uhr startete ihr Wettkampf in München. Dann galt es in 30 Minuten 20 Schuss mit der 1,5 Kilogramm schweren Luftpistole am ausgestreckten Arm abzugeben. Ihr bisher bestes Ergebnis bei 200 möglichen Ringen sind 178. Sie hofft, ihre Aufregung kontrollieren zu können, sagt sie vor dem Wettkampf: „In Balve und Umgebung geht das eigentlich, da habe ich schon Routine. Aber bei einer Deutschen Meisterschaft kommt die Aufregung schon.“ Ein Ergebnis über 170 sei realistisch.

Und wie zur Bestätigung schießt sie beim Wettkampf in München 173 Ringe und belegt damit Platz 25 in der Klasse Schülerin bis 14 Jahre.

Elli Spenner ist hoch konzentriert und hat die Scheibe fest im Blick.
Elli Spenner ist hoch konzentriert und hat die Scheibe fest im Blick. © WP Balve | Annett Albach

Ein Ergebnis, mit dem sie und ihre Trainer zufrieden sind - und das anspornt, dem ungewöhnlichen Hobby bei der Schießsportgruppe Balve weiter treu zu bleiben.