Garbeck. 850-jähriges Bestehen: Das Dorf zeigt sich lebendig und einladend, gefeiert von Jung und Alt, Einheimischen und Gästen.

Wenn die Verantwortlichen komplett entspannt sind, kann das kein schlechtes Zeichen sein. So beobachtet am Samstagnachmittag auf dem großen Garbecker Jubiläumfest: einerseits Ortsvorsteher Christoph Haarmann und wenig später auch Ludger Schulte-Fabry, beide zusammen neben Alexander Schulte das hauptverantwortliche Leitungstrio bei der 850-Jahr-Feier. „Es läuft ganz toll“, freut sich Haarmann im Gespräch, wohl wissend dass die äußeren Wetterbedingungen nahezu perfekt sind.

Clown Lino begeistert die Kinder.
Clown Lino begeistert die Kinder. © WP | Alexander Lück

Und die Straßen im Dorf sind voll. Ein Rundgang über die Plätze und Straßen, durch die verschiedenen Themenbereiche zeigt die gelungene Mischung aus Information, Unterhaltung und Geselligkeit. Der Nachwuchs beschäftigt sich selber im Kinderparadies oder lässt sich von Lino, dem Clown unterhalten. Auf der Bühne geben sich Garbecker Gruppen die Klinke in die Hand, altes Handwerk lädt zum Staunen und Ausprobieren ein und in der Grundschule informieren Firmen über ihre Angebote und Innovationen. Und das Interesse für alle Angebot ist groß im Laufe des Wochenendes.

Balver Stadtarchivar erklärt historische Videos

Bei der Garbecker Kirche hatte mancher ein wenig Sorge, dass sie ein bisschen abseits der großen Besucherströme liegen würde. Aber von wegen: „Es war immer was los. Ich würde schätzen, dass bestimmt 1000 Leute schon hierhin gekommen sind“, erzählt am Samstagnachmittag Reimund Schulte. Der Balver Stadtarchivar betreut und erklärt gerne die verschiedenen historischen Videos, die auf dem Bildschirm in einer Ecke des Gotteshauses laufen.

Historische Landmaschinen werden aufgebaut.
Historische Landmaschinen werden aufgebaut. © WP | Alexander Lück

„Das ist dein Ur-Ur-Opa“, bekommt einer von den ganz kleinen Besuchern von der Familie beim Blick auf die Bilder erklärt. Und auch wenn das Baby diese Information womöglich noch nicht komplett erfasst hat, so ist es doch ein Teil des großen Jubiläumsfestes. Genauso wie der Blick zurück, auf andere historische Dokumente hier in der Kirche, von kirchlichen und Schützenfesten vergangener Jahrzehnte, auf die Gruppe und Vereine des Ortes. „Deshalb ist diese Ausstellung vor allem auch für die Garbecker“, erklärt Reimund Schulte. Und sie wird noch einige Tage hier zu sehen sein. Vorteil für Schulte am Samstag: „Ich habe einen kühlen Arbeitsplatz.“

Die historische Ausstellung in der Kirche.
Die historische Ausstellung in der Kirche. © WP | Alexander Lück

Draußen brutzelt die Sonne doch ganz schön. Und so manch einer kommt durchaus aufgewärmt oder schwitzend von der Bühne, wie Dirigentin Kristin Lichtenberg. Die hat vorher mit den Gruppen des Chorateliers nicht nur einen speziellen Text zum Fest gesungen - „Wir feiern Jubiläum und laden alle dazu ein“ - sondern auch eingeladen, wenn die Gruppe Cantata demnächst selber, wenn auch im etwas kleineren Rahmen als das ganze Dorf, Jubiläum feiert.

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Moderatorin Franziska Wülle hatte zuvor beim Auftritt des Familienzentrums die bis dahin vermutlich größte Besuchermenge dieses Tages vor der Bühne in der Ortsmitte begrüßt. Und dann besonders die Jugendlichen in den ihnen zugedachten Spiel- und Unterhaltungsbereich gelockt. Denn hier gab es zwischendurch immer wieder mal noch etwas Kapazität.

Der Dirtpark lockte die Jugend an.
Der Dirtpark lockte die Jugend an. © WP | Alexander Lück

Tollkühne Männer und ihre fliegenden Kisten: die Jungs vom Dirtpark Garbeck machten auf dem eigens aufgeschütteten Hügel vor der Grundschule Sprünge, die schon beim Zuschauen den Atem raubten. „Oh je...“ war hingegen einer der meistgehörten Sätze in der alten Schule: weil die Schrift an der Tafel nur noch so schwer zu lesen ist oder an eigene längst verblichene Schulzeiten erinnert. Den Eingang in das historische Gebäude musste man als Nicht-Ortskundiger vielleicht erstmal finden, aber auch das war das Besondere dieses Festes: immer wieder entdeckte man etwas Neues beim Blick nach links und rechts, oder wie es Reiner Priggel ausdrückte: „Es gibt keine Ecke, wo nichts ist.“ Viele Höfe oder Gärten waren eigens für das gemütliche Verweilen eingerichtet, am besten natürlich im Schatten.

Da war es auch kein Wunder, dass sich besonders viele Menschen unter den alten Bäumen des Jungferngutes aufhielten. Aber hier lockte nicht nur die vielleicht beste frische Luft des ganzen Festes, sondern auch ein Blick in die Vergangenheit, spektakuläre Landmaschinen und eine Vorführung des Getreidedreschens. Hier gilt ein Dank der Garbecker dem Verein zur Erhaltung historischer Landmaschinen und Geräte Affeln. Und apropos Lössenhof: „So weit bin ich gar nicht gekommen“, lacht Reimund Schulte. In seiner Pause vom Dienst in der Kirche wollte er über das Gelände schlendern, wurde aber zu oft aufgehalten: „Ich habe so viele Leute getroffen, die ich teilweise seit vielen Jahren nicht mehr gesehen habe.“

Gleiches bestätigte auch Ortsvorsteher Christoph Haarmann: ehemalige Garbecker mit familiären Wurzeln hier, Familienangehörige und Freude von Garbecker bildeten einen nicht unerheblichen Teil der vielen Besucher. „Viele waren seit Corona nicht mehr hier.“ Und ein paar sind nun sogar aus Übersee angereist, wie Haarmann berichtet. Und so wurde das Wiedersehen mit alt bekannten, oft lange nicht mehr gesehenen Gesichter eines der großen Motive dieser 850-Jahr-Feier.

Ehrenamt ist sehr bedeutend

Und wie ist das alles möglich, dass ein doch verhältnismäßig kleines Dorf feiert und 600 Einwohner mit anpacken? „Ehrenamt, Ehrenamt, Ehrenamt“ weiß Friedrich Luig um die Stärke Garbecks. Mit Manfred Dickgraefe betreute er am Samstagnachmittag den Infostand. Allein schon mit dem Flyer war schnell manches Informationsbedürfnis gestillt. Gravierende Zwischenfälle mussten sie nicht managen. Dickgraefe: „Nur die Toilette auf einem Wagen war verstopft, das konnten wir schnell regeln.“

Die Amigos sorgen am Samstag für Stimmung.
Die Amigos sorgen am Samstag für Stimmung. © WP | Alexander Lück

Und dann kamen abends noch die Amigos. Mit Alexander Schulte, dem dritten Orga-Chef, der wegen des Fehlens von Ingo Mettken die männlichen Gesangsparts alleine stemmen musste. An einem lauen Spätsommerabend mit einer voll besetzen Ortsmitte hätte der Tag kaum schöner enden können. Nach über fünf Stunden Musik gab es für Alexander Schulte ein besonders riesiges Dankeschön und er durfte das Programm nach seinem Wunsch beenden mit Frank Sinatras „I did it my way.“ Was er in seinem Herzen vielleicht damit meinte, und mit ihm auch ganz viele anderen Menschen: We did it the Garbeck way. (Weiterer Bericht folgt.)