Volkringhausen. Dreieinhalb Zimmer aufm Dorf, alles irgendwo im Nirgendwo? Die Ferienwohnung von Balverin „Bibs“ ist Anlaufpunkt für internationale Gäste.

Die Hönne plätschert vor sich hin, pinke Blumen säumen den Weg. Unweit vom Dorfplatz, ein paar Schritte über die alte Hönnebrücke, steht ein mehr als 300 Jahre altes Ensemble aus Fachwerkhaus und alter Schmiede. Dazwischen steht „Bibs“ und strahlt mit der schneeweißen Fassade um die Wette. „Bibs“, die eigentlich Birgit Lesniak heißt, kommt ausm Pott. „Hier wollte ich nicht tot überm Zaun hängen“, sagt sie lachend. Doch der Liebe wegen hat es sie dann doch nach Balve verschlagen, genauer gesagt nach Volkringhausen. 20 Jahre später lockt sie mit ihrer Ferienwohnung andere „Pottler“ und sogar viele internationale Gäste in ihr Dorf. Aber wie funktioniert das?

200 Übernachtungen pro Jahr

„Ich hasse es ja zu putzen“, sagt „Bibs“ und lacht schon wieder. Ihr trockener Humor ist auf Anhieb ansteckend. Doch ihre „Ferienwohnung am Hönneufer“ sei immer blitzeblank. „Mehr noch als bei mir Zuhause.“ Denn wenn sie etwas macht, dann wolle sie es auch richtig machen und sei ehrgeizig. Mittlerweile ist ihre hunde- und kinderfreundliche Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung mit Garten direkt an der Hönne ein Buchungsschlager. „Jedes Wochenende ist ausgebucht“, sagt sie. Mal kommen die Gäste für ein Wochenende, mal für eine Woche oder gar zwei.

Das Bad.
Das Bad. © WP | Privat

Seit „Bibs“ vor sechs Jahren losgelegt hat, hat sich das Business gut eingependelt. Ihren früheren Job bei Aldi hat sie aufgegeben. „Man kann mit Ferienwohnungen schon gutes Geld verdienen“, sagt die 57-Jährige. Rund 200 Übernachtungen zählt sie durchschnittlich pro Jahr, eine Nacht kostet 70 Euro inklusive Bettwäsche, Handtücher und der Endreinigung. „Nach eineinhalb Jahren hatte ich das Geld wieder raus“, sagt sie mit Blick auf die Renovierungsarbeiten vorm Start.

Das Fachwerk-Ensemble liegt direkt an der Hönne und ist mit Blumen geschmückt.
Das Fachwerk-Ensemble liegt direkt an der Hönne und ist mit Blumen geschmückt. © WP | Jennifer Wirth

Wer will schon in eine Ferienwohnung nach Volkringhausen?!

Aber von vorn: Online ist Birgit Lesniak vor vielen Jahren mit dem Nicknamen „Bibs“ unterwegs. So lernt sie ihren Lebensgefährten Andreas kennen und landet 2003 samt neuem Spitznamen in Volkringhausen. Das Haus mit Garten und einer angrenzenden ehemaligen Schmiede tut es ihnen an und wird gekauft. „Wir hätten das Haus nicht genommen, wenn nicht noch eine Wohnung drin gewesen wäre“, sagt „Bibs“. Da Häuser sich bekanntlich nicht von allein abbezahlen, vermieten die Beiden die Wohnung zunächst. Sie selbst wohnen im Obergeschoss.

Doch so richtig zufrieden sind „Bibs“ und Andreas nicht. Eines Tages überlegen sie, die Wohnung zu einer Ferienwohnung umzugestalten, um Monteuren aus den umliegenden Firmen eine Unterkunft zu bieten. Nicht ohne den ein oder anderen skeptischen Kommentar von Bekannten. Eine Ferienwohnung in Volkringhausen? Wer will da denn hin?

Insgesamt gibt es zwei Schlafzimmer.
Insgesamt gibt es zwei Schlafzimmer. © WP | Privat

Menschen aus aller Welt besuchen die Wohnung von Bibs

„Bibs“ lässt trotzdem nicht locker. „Sollte ich die Firmen anschreiben? Oder wie?“, fragte sie sich und holte sich schließlich Rat beim Tourismusbüro der Stadt. Über das Onlineportal „Airbnb“ stellt sie schließlich die Wohnung mit Bildern und einer netten Beschreibung ins Netz, der Nachbar baut die passende Webseite. Und zack. Schnell trudeln die ersten Buchungen ein und die ersten Wochenenden sind ausgebucht. „Aber zu meiner Überraschung waren das gar keine Monteure“, sagt „Bibs“ und lacht. Schnell wird sich zeigen: Mit ihrer Ferienwohnung lockt die Balverin Menschen aus aller Welt in ihr Dorf. „Das sind oft Menschen, die aus dem Raum Köln oder aus dem Ruhrgebiet kommen für eine Auszeit.“ Einfach durchatmen, wandern, chillen. Und dafür nicht lange fahren.

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Aber auch Freunde, die sich zum Grillen im Garten auf halber Strecke treffen oder Familien mit Hund schauen gerne vorbei. Doch auch über Deutschland, ja sogar über Europa hinaus, ist die „Ferienwohnung am Hönneufer“ gern gebucht. Gäste aus London, Tschechien, Frankreich oder auch aus Amerika oder Kanada sind bei „Bibs“ schon untergekommen. Und sie alle werten vor allem die Herzlichkeit von „Bibs“ als besonders positiv. „Ich freue mich, wenn die Gäste zufrieden sind“, sagt die Balverin.

Der kleine Garten grenzt direkt an die Hönne und lädt zum Grillen und Entspannen ein.
Der kleine Garten grenzt direkt an die Hönne und lädt zum Grillen und Entspannen ein. © WP | Jennifer Wirth

Gemeinsam Bier trinken - und ab zum Pokemon-Fest

Inzwischen hat „Bibs“ sich vom Deutschen Tourismusverband zertifizieren lassen. Ihre Ferienwohnung hat vier Sterne erhalten und darauf ist die Balverin stolz. Die Wohnung liege zentral und auch einige Attraktionen seien schnell und gut zu erreichen, wie diverse Wanderwege, ein Spielplatz oder auch der Dorfplatz oder die Höhlen. Auch Stammgäste habe sie mittlerweile. „Bibs“ liebt es, mit Menschen in Kontakt zu treten und ihre Gäste persönlich zu begrüßen und zu verabschieden. „Ich hab auch schon mit Gästen zusammen hier gesessen und ein Bier getrunken oder gegrillt.“ Manchmal bringe sie auch mal ein Stückchen Kuchen aus ihrem angrenzenden Café vorbei. Aber immer frei nach dem Motto: Alles kann, nichts muss.

Eine der kuriosesten Begegnungen hatte sie bisher mit vier jungen Norwegern zu Beginn ihrer Gastgeber-Reise, erinnert sich Birgit Lesniak. Im Dorf habe ein Midsommar-Abend stattgefunden und sie habe die Gäste dazu eingeladen vorbeizuschauen. Mit erstklassigem Volkringhauser Englisch fragte sie die jungen Männer, was sie denn aufs Dorf verschlagen habe. „Und die wollten zu einem Pokemon-Festival in Dortmund“, sagt sie lachend. Und auch aufs benachbarte Schützenfest seien die Männer gegangen. „Zum Abschied haben sie mir eine Topfblume mit einem Zettel da gelassen.“ Daran werde sich „Bibs“ immer erinnern - und an all die anderen schönen Begegnungen.

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